THelfer im Hintergrund: Die heimlichen Stars am Kreuzfahrtterminal

Teamarbeit mit einem Lächeln: Hinter den Kulissen läuft alles Hand in Hand. Foto: Polgesek
Die Columbuskaje ist Bremerhavens Dreh- und Angelpunkt der Kreuzfahrt. Während 300.000 Passagiere jährlich an Bord gehen, sorgen andere dafür, dass der Traumurlaub gut startet.
Bremerhaven. Rund 300.000 Passagiere nutzen jährlich das Kreuzfahrtterminal Bremerhaven und gehen an Bord oder verlassen ein Schiff. Mittlerweile gibt es sogar Ankünfte im Januar und Reisen im Dezember.
Rund um den „Bremerhaven Cruise Port“ arbeiten Menschen, die dafür sorgen, dass alles reibungslos läuft: vom Parkplatzshuttle über den Koffertransport bis zum Schiffsproviant: Ein Blick hinter die Kulissen.
„52 Jahre“, antwortet Bernd Jäger auf die Frage, wie lange er schon Menschen per Shuttlebus vom Terminal abholt oder hinbringt.

Teamwork mit Erfahrung: Hans-Dieter Bockelmann (links), Bernd Jäger und Heiko Hamann im Einsatz für Parken & Meer. Foto: Polgesek
Viele Mitarbeiter sind schon lange dabei
Der 72-Jährige ist Rentner und das sind einige am Kreuzfahrtterminal, die für eine der vielen am Terminal tätigen Firmen jobben.
Jäger und sein Kollege Heiko Hamann, auch seit 34 Jahren dabei, können sich noch an die Zeit erinnern, als die Gäste auf Schiffe wie die „Bremen“ und die „Europa“ stiegen.
Und sie sind eine verlängerte Tourist-Information. „Wir vermarkten Bremerhaven, wo wir nur können“, sagt Hamann. Manche fahren direkt nach Hause, andere bleiben noch eine Nacht.
Anschlussnacht in Bremerhaven gebucht
So wie Barbara Schlegel aus Chemnitz, die vor und nach der Reise im Hotel am Flötenkiel übernachtet. Sie mag Bremerhaven, ärgerte sich aber kürzlich, weil sie als Kreuzfahrtgast abends unter der Woche kein geöffnetes Restaurant gefunden hatte.
Heute ist es vergleichsweise ruhig, die „Amera“ und die „Amadea“ haben an der Columbuskaje festgemacht und insgesamt rund 2200 Passagiere steigen ein oder aus.
Busfahrerin Regina Müller wartet auf die ersten Gäste. Seit ihrem Umzug von Trier zurück ins heimatliche Cuxland übernimmt sie Gelegenheitsfahrten bei Bremerhaven Bus.

Farid Alabed aus Bremerhaven und Rita Michel aus Spaden arbeiten am Kreuzfahrtterminal. Foto: Polgesek
Richtig viel los ist mit der „Mein Schiff-Flotte“
Hektisch werde es schon mal, wenn die großen „Mein Schiff“-Kreuzliner kommen. Am Folgetag kommt die „Mein Schiff 3“ Dann wollen über 5300 Passagier rauf und runter vom Schiff. Da gäbe es auch mal Warteschlangen.
Vieles läuft hier zeitgleich ab, Gäste gehen von Bord, warten auf Shuttlebusse zum Bahnhof oder suchen das Shuttle zu ihrem Fahrzeug.
Sowohl der Terminaltreiber als auch mehrere Firmen wie „Parken und Meer“, „Park it easy“ und „Hafenpark“ bieten Parkplätze und teilweise verschiedene Shuttle und Valet-Dienste an. Bei letzterem wird das Auto wie bei einem Luxushotel vorm Terminal vorgefahren.

Karen Reinke behält als Terminal-Managerin den Überblick über das Gepäckchaos. Foto: Polgesek
Das Gepäck wird oft gleich vom Hotel an Bord gebracht – auch beim Check-in sind viele Varianten möglich.
Um eins kommen die Gäste nicht drumherum – das Gepäck wird wie am Flughafen hinter den Kulissen durchleuchtet, Gäste und Crew müssen durch den Sicherheits-Check und die Passkontrolle.
Tränen fließen im Terminalgebäude
Während gut gelaunte Norwegen-Urlauber von Bord gehen, gibt es im Terminal Tränen. Für fünf Monate ist Alina Novotny im Show-Ensemble der „Amadea“. Ihre Mutter ist bei der jüngsten Reise mitgefahren und verdrückt zum Abschied Tränen.

Alina Novotny vom Show-Ensemble fällt nach der Reise ihrem Freund Peter Lehmann in die Arme. Foto: Polgesek
Freund Peter Lehmann ist aus Hamburg gekommen, um seine Freundin Alina für ein paar Stunden zu sehen, bis es wieder aufs Schiff geht. Die beiden strahlen vor Wiedersehensfreude.
Kurt Schön von der Seemannsmission bringt derweil Crewmitglieder mit dem kostenlosen Shuttle in die Stadt. Er ist selbst zur See gefahren, war lange Weserlotse – nun arbeite er ehrenamtlich.
Putzen, Proviant und Passagiere
Nur ein kleiner Teil der Crew hat Freizeit. Kabinen putzen, Check-out, Check-in, ein neuer Anstrich für die Rettungsboote.
An der Kaje ist Betrieb. Müll muss runter, Treibstoff rein, Bierfässer, Waschmittel und Paletten mit Melonen rauf, Koffer werden verladen.
Neun 40-Tonner-Lastwagen stehen vor den zwei Kreuzfahrschiffen und fallen im Größenverhältnis kaum ins Gewicht.
Farid Alabed arbeitet mit „Hamburgern“
Für Lastwagenfahrer Peter aus Lindenhayn bei Leipzig heißt es warten, bis die Ware von seinem Tiefkühllaster entladen wird. Erst an der „Amadea“, dann an der „Amera“. Er jobbt, um die Rente aufzubessern. Während der Saison hat er ein Zimmer in Bremerhaven.

Peter von HEINZE bringt frische Ladung an Bord. Foto: Polgesek
Farid Alabed aus Bremerhaven arbeitet mit den „Hamburgern“. So nennt man die Koffertransportwagen, die aus dem Terminal an die Kajenkante fahren und am Kran an Bord schweben.
„Bei zwei Schiffsanläufen setzen wir unterschiedliche Wagenfarben ein und kontrollieren doppelt“, erklärt Karen Reinke, deren offizieller Titel Senior Terminal Operationsmanager ist. Schließlich soll der Koffer auf dem richtigen Phoenix-Schiff landen.
Die Waren und Koffer kommen per Kran an Bord
Weil die Weser ein Tidegewässer ist und der Wasserstand wechselt, kommen die meisten Waren per Kran an Bord.
Volker Schuster aus Bremerhaven ist seit 2003 am Kreuzfahrtterminal dabei und leitet den Einsatz der Kräne der Firma Empting aus Cuxhaven. „Wind ist hier immer, ich hab auch schon Waren bei 25 Metern pro Sekunde verladen“, sagt er. Das entspricht 90 Stundenkilometern.

Volker Schuster und Timo Picker im Einsatz am Hafen. Foto: Polgesek
Die Gäste gehen über die Arbeiten für ihren Traumurlaub wortwörtlich hinweg. Sie gelangen über wind- und wettergeschützte Glasbrücken direkt vom Terminal ins Schiff.
Hilfsbereite Mitarbeiter stehen an jeder Ecke
Verlaufen können sie sich nicht – über alle stehen hilfsbereite Mitarbeiter der Reederei Phoenix bereit, die Stammkunden verabschieden, bei der Gepäcksuche helfen und neue Gäste mit Sekt begrüßen.

Willem Nieuwkoob von Securitas sorgt für Sicherheit im Terminal. Foto: Polgesek
50 bis 60 Personen kümmern sich um Check-in und Check-out, Sicherheit, Sauberkeit, Gepäck und Transport. Hinzu kommen Zoll und Bundespolizei.
Sicherheitsmann Willem Nieuwkoop aus Drangstedt kontrolliert das Personal, das auf der Kaje arbeiten will.
Dass sich auch Gäste hilfesuchend an ihn wenden, nimmt er gelassen. Zwölf Jahre ist er dabei. Während andere noch die letzten Koffer abholen, erklärt er Gästen, wo der Früh-Check-in für die nächste Kreuzfahrt beginnt.