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Friedhof

THimmelpforten: Letzte Ruhe unter blühenden Stauden statt unter Rasen

Die Urnenbestattung auf dem Friedhof Himmelpforten wird sich ändern: Von Rasen- zu Staudengräbern.

Die Urnenbestattung auf dem Friedhof Himmelpforten wird sich ändern: Von Rasen- zu Staudengräbern. Foto: Klempow

Der Friedhof im Herzen von Himmelpforten blüht auf. Ein Park soll er werden, mit Gräbern unter Stauden. Ein Ort der Stille, aber auch einer, an dem es summt und brummt.

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Von Grit Klempow
Donnerstag, 10.04.2025, 10:50 Uhr

Himmelpforten. Heike Hellwege ist im Kirchenvorstand und eine derjenigen, die den blühenden Wandel auf dem kirchlichen Friedhof in Himmelpforten vorantreiben. Der Friedhof ist schon jetzt ein Ort zum Trauern und Innehalten, aber auch zum Schnacken und für freundlichen Austausch. Das will die Kirche noch mehr fördern - außerdem soll es auf dem Friedhof grünen, blühen und summen.

Friedhofsfreunde packen an

Dafür haben die Friedhofsfreunde Linden, Zieräpfel, Bieneneschen und eine Insektenschutzhecke und unzählige Blumenzwiebeln gepflanzt. Die Bingo-Stiftung belohnte das Engagement der Kirchengemeinde im letzten Herbst mit dem Niedersächsischen Umweltpreis. Mit einem dritten Preis wurde das Projekt „LebensRaum Friedhof“ ausgezeichnet.

Ausgezeichnet mit dem Niedersächsischen Umweltpreis der Bingo-Stiftung (von links): Umweltminister Christian Meyer (Grüne), Heike Hellwege und Christa Helmke vom Projekt „LebensRaum Friedhof“ und Sonja Papenfuß aus dem Umweltministerium.

Ausgezeichnet mit dem Niedersächsischen Umweltpreis der Bingo-Stiftung (von links): Umweltminister Christian Meyer (Grüne), Heike Hellwege und Christa Helmke vom Projekt „LebensRaum Friedhof“ und Sonja Papenfuß aus dem Umweltministerium. Foto: Simona Bednarek

Eines ist Heike Hellwege klar, seit sie sich für den Friedhof engagiert. „Jeder Friedhof ist sein eigenes Königreich.“ Mit einer eigenen Ordnung. Das bedeutet zwar, vieles im Kirchenamt nachfragen zu müssen, öffnet aber auch Spielräume.

Ordnung regelt das Miteinander

„Wir sind immer auf der Suche nach Verbesserungen, und zwar so, dass es für beide Seiten passt.“ Die beiden Seiten - das sind die Kirchengemeinde als Eigentümerin und die Hinterbliebenen, die die Gebühren zahlen. Das Miteinander wird durch die Friedhofsordnung geregelt. Darin steht auch, dass im Frühling und Sommer kein Grabschmuck auf den Platten der Rasengrabstätten abgelegt werden darf. Sonst kann nicht gemäht werden.

Staudengrabstätte für Urnen: Die Pflanzen blühen bis in den Herbst, wie hier noch bis Ende Oktober.

Staudengrabstätte für Urnen: Die Pflanzen blühen bis in den Herbst, wie hier noch bis Ende Oktober. Foto: Klempow

Das soll sich ändern. Langsam und behutsam gestaltet die Kirchengemeinde den Friedhof um. In vielen Jahren, wenn die Ruhezeiten von 30 Jahren abgelaufen sind, wird es keine Rasengrabstätten mehr geben. Der Friedhof soll zu einem Park erblühen. Der Anfang ist gemacht.

Urnen unter blühenden Stauden

Für die Bestattung unter Stauden wurden schon im letzten Frühjahr entsprechende Flächen bepflanzt. „Wenn eine Urne bestattet werden soll, werden die Stauden vorsichtig hochgehoben und die Urne kommt darunter in die Grabstätte“, schildert Heike Hellwege. Die Staude wird wieder in die Erde gesetzt - und ein kleiner, einheitlicher Grabstein erinnert an den Verstorbenen. Die letzte Ruhe unter blühenden Stauden - „das ist ja viel schöner“, bekam Heike Hellwege schon zu hören.

Krokusse auf dem Friedhofsgelände: Insekten sollen so früh wie möglich Nahrung auf dem Himmelpfortener Friedhof finden.

Krokusse auf dem Friedhofsgelände: Insekten sollen so früh wie möglich Nahrung auf dem Himmelpfortener Friedhof finden. Foto: Hellwege

Gleiches gibt es auch für Särge. „Die Stauden werden aber erst gepflanzt, wenn der Grabhügel sich gesenkt hat. Dadurch gibt es später eine große Staudenfläche“, schildert Heike Hellwege. Wie andernorts hält aber der Trend zur Urnenbestattung an. Familiengrabstätten werden immer weniger nachgefragt.

Mustergräber nach Pflanzplänen

Um Angehörige aber auch zu einer blühenden und sinnvollen Bepflanzung von Gräbern zu inspirieren, hat die Kirchengemeinde zwei Mustergräber nach Pflanzplänen der Landeskirche angelegt. Eines für einen sonnigen, ein anderes für einen Standort im Halbschatten. „Damit keiner mehr Saisonware kaufen muss, die später auf den Kompost wandert und unseren Insekten nichts bringt“, sagt Heike Hellwege und zeigt auf die Blumen-Plastikpötte im Müll.

Heike Hellwege und die Friedhofsfreunde der Kirchengemeinde Himmelpforten packen an.

Heike Hellwege und die Friedhofsfreunde der Kirchengemeinde Himmelpforten packen an. Foto: Klempow

Baumbestattungen sind ebenfalls möglich. Der von Hecken gesäumte Bereich schließt sich an den alten Teil des Friedhofs an, den noch viele Familiengräber und historische Grabsteine schmücken. Im Schatten einer heranwachsenden Elsbeere können Eltern um ihre Sternenkinder trauern.

Bänke laden zum Verweilen ein

Der Friedhof als Ort der Trauer, aber auch des blühenden Lebens - die Friedhofsfreunde haben schon einiges geschafft. Neue Bänke gibt es an jeder Ecke. Sie laden zu Pausen, zu Gesprächen und Begegnungen ein. Aber es bleibt viel zu tun. Der Hauptweg soll auf Vordermann gebracht werden. Peu à peu machen sich die Friedhofsfreunde gemeinsam ans Werk, planen, pflanzen, packen an - von April bis Oktober immer am zweiten Mittwoch im Monat von 14 bis 16 Uhr treffen sie sich am Gemeinde-Bauwagen auf dem Friedhof.

Das Mustergrab für einen sonnigen Standort im Oktober.

Das Mustergrab für einen sonnigen Standort im Oktober. Foto: Klempow

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