THobby-Horsing als Wettbewerb: Trainerin aus Großenwörden kontert Kritik
Eike Schomaker leitet zwei Hobby-Horse-Gruppen, die in der Großenwördener Reithalle trainieren. Foto: Klempow
Steckenpferdreiten verbindet Pferdeliebe und Sport. Dass Hobby-Horse-Wettbewerbe nun auch vom Reitsportverband FN zugelassen sind, stößt auf Kritik. Was Hobby-Horse-Gruppenleiterin Eike Schomaker dazu sagt.
Großenwörden. Kinder sausen durch die Halle, einen Pferdekopf vor dem Bauch, einen Stock zwischen den Beinen. Paulas Steckenpferd scharrt unruhig mit dem Huf, pardon mit dem Stiefel. Ihr Einhorn scheut - aber Reiterin Jade kann es schnell beruhigen.
Für zwei Stunden in der Woche dreht sich in der Reithalle Großenwörden wie immer alles um Pferde. Und gleichzeitig öffnet sich die Tür zu einer Welt voll kindlicher Fantasie, ernsthaftem Sport und echter Pferdeliebe.
Exakter Bewegungsablauf
Zwei Gruppen hat die Hobby-Horse-Sparte im Reitverein Großenwörden. Die Jüngeren üben spielerischer, die Älteren trainieren hohe Sprünge oder den exakten Bewegungsablauf in Dressurlektionen.

Jade Eckner aus Burweg und ihr Einhorn, das manchmal auch ein bisschen aufgeregt ist. Foto: Klempow
In der Mitte der Halle gibt Eike Schomaker den Ton an. Sie hatte zunächst zu Hause in Hammahermoor mit dem Training der Hobby-Horse-Kinder begonnen und wechselte zum Jahresbeginn mit ihren „Caballos on Tour“ zum Reitverein Großenwörden.
Die Trainingsstunden gestaltet sie lehrreich. Wer vom Steckenpferd später vielleicht auf einen Pferderücken wechselt, kennt die Hufschlagfiguren, die Regeln im Umgang mit Pferden und das Basiswissen aus dem Effeff.
Ehrfurcht und Sehnsucht
Das ist Eike Schomaker wichtig. Sie macht Ausflüge mit den Kindern, sie dürfen in Zuchtställe oder bekommen Besuch von Pferden und Ponys. Auf den Gesichtern der Kinder zeichnet sich dann eine Mischung aus Ehrfurcht und Sehnsucht ab, wenn ihre Hände das weiche Fell berühren.

Ein Pony und ein Pferd zu Besuch bei den Hobby-Horse-Kindern und ihren Steckenpferden. Ein aufregender und lehrreicher Nachmittag. Foto: Klempow
Pferdeliebe kann jedes Kind erwischen. Das war schon immer so. Steckenpferde - die gab es auch schon immer. Hobby Horse heißt das Steckenpferd-Reiten nun, weil es unter diesem Namen und mit sportlichem Anspruch den Weg aus Finnland in unzählige Sport- und Reithallen Europas gefunden hat. Die jüngsten finnischen Meisterschaften waren so groß wie noch nie: 1800 Sportlerinnen und Sportler aus 21 Ländern waren im Juni dabei.

Ponybesuch bei der Hobby-Horse-Gruppe: Einmal das Fell streicheln und viel über Ponys und Pferde lernen. Foto: Klempow
Jade Eckner aus Burweg reitet in Großenwörden ein Einhorn. „Das macht mir einfach Spaß, dass wir reiten und ich mit Pferden zu tun hab“, erzählt sie. Paula hat heute Sternchen und Socke dabei. „Damit Socke zu Hause nicht traurig ist.“
Hobby Horse als Breitensport-Wettbewerb
Im letzten Jahr nahm die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) Hobby Horsing in die offizielle Wettbewerbsordnung im Breitensport auf. Sie erntete dafür viel Kritik aus Reihen der Reiter, gerade auch von anerkannten Ausbildern: Die FN solle sich auf den eigentlichen Reitsport konzentrieren.

Auch Steckenpferde haben Freiluft-Training und brauchen eine Pause. Foto: Schomaker
Nach wiederkehrenden Negativschlagzeilen im Pferdesport steht zum Teil auch die Sorge dahinter, dass das Reiten aus Tierschutzgründen an gesellschaftlicher Akzeptanz verliert. Kritik und Häme gibt es vor allem, wenn auch Ältere Hobby Horsing als Sportart über den spielerischen Charakter hinaus betreiben.

Zu Besuch auf dem Hof von Hartwig von Holten in Neuland. Selbst die geliebten eigenen Steckenpferde müssen gegen den Charme der neugeborenen Konkurrenz auf vier Beinen zurückstecken. Foto: Schomaker
Viele der Kinder hätten die Diskussion um ihr Hobby leider mitbekommen, sagt Eike Schomaker. Dabei sieht sie das Hobby Horsing nicht als Konkurrenz zum Reiten. Der Traum vom Reiten lasse die Kinder ohnehin nicht los. „Sie sind sportlich aktiv und haben Spaß in der Gemeinschaft. Sie wachsen in den Reitsport hinein und lernen eine Menge über Pferde. Was soll daran falsch sein?“, meint Eike Schomaker.
Die Nachfrage wächst schnell, zurzeit machen rund 40 Kinder bei den „Caballos on Tour“ mit. Beim TuS Grünendeich-Steinkirchen oder beim TuS Eiche Bargstedt gibt es ebenfalls Gruppen. Oft sind es Sportvereine, die den Kindern das Steckenpferd-Angebot machen. In Großenwörden ist es der Reitverein: „Wir wollten das unterstützen“, sagt Vorsitzender Olaf Nimmert. Er sieht das Angebot als Nachwuchsförderung. Einige Kinder seien noch zu klein, um beim Voltigieren oder im Reitunterricht mitzumachen.

Olaf Nimmert ist Vorsitzender des Reitvereins und sieht das Steckenpferd-Reiten als Nachwuchsförderung. Foto: Klempow
Große Nachfrage nach Reitunterricht
„Unsere Jüngsten sind erst drei Jahre alt“, sagt Eike Schomaker. Und nicht für jeden komme der Reitsport wirklich infrage. Auch ohne eigenes Pferd sei der Sport manchmal zu teuer. Hobby Horsing sei eine günstige Möglichkeit, bei den Pferden zu sein. „Das ist den Kindern so wichtig“, sagt Eike Schomaker.

Pferdebesuch in der Hobby-Horse-Gruppe: Das Pferd ist entspannt, streicheln ist erlaubt. Foto: Klempow
Weil die Nachfrage nach Reitunterricht von Kindern oft größer als das Angebot ist, sieht auch die FN Hobby Horsing als ein Angebot für Kinder, um sich spielerisch mit den Pferden zu beschäftigen. Das helfe, die Kinder für den Pferdesport nicht zu verlieren. Beim Landesturnier in Verden am 12. Juli wird es auch eine dritte Auflage des Hobby-Horse-Turniers geben. Ein Stilspringen ist ebenso wie eine schwere Dressur mit Gehorsamssprung vorgesehen.

Ausflüge und Begegnungen mit Vierbeinern gehören bei der Großenwördener Hobby-Horse-Gruppe dazu. Hier sind sie auf dem Hof von Gerd Offermann in Burweg und treffen den Schimmel Camino. Foto: Schomaker
Ob die Steckenpferde sich ähnlich wie die Vierbeiner von der Turnieratmosphäre anstecken lassen? Das könnte sein. In der Großenwördener Reithalle haben auch Donner, Schnuppe und Amadeus manchmal Flausen im Steckenpferde-Kopf. Freyas Steckenpferd ist auch gerade ein bisschen ängstlich. „Wollen wir noch mal den spanischen Schritt üben?“, fragt Eike Schomaker. Sie wollen. Freya hat ihr Pferd beruhigt und ist auch dabei.

Kurze Pause - auch fürs Steckenpferd. Foto: Klempow