THorst Hrubesch: In Aspe erzählt er die wahre Geschichte mit Günter Netzer

Horst Hrubesch sitzt zwischen den Moderatoren Axel Panknier (links) und Uli Koch, beide Mitglieder im Fredenbecker Verein Geest Marketing und Touristik, dem Ausrichter der Veranstaltung „Fredenbeck trifft ...“. Foto: Bisping
Erfolgreicher Fußballer und Trainer, das ist Horst Hrubesch. Die Zuschauer in Aspe erfuhren aber noch viel mehr über den einstigen HSV-Star. Und der hatte eine Empfehlung an die Politik.
Aspe. Gelassen lässt Horst Hrubesch seinen Blick ins Publikum schweifen. Sein Outfit: Jeans, Pulli, Turnschuhe, alles bodenständig. Die 73-jährige Fußball-Legende sitzt zwischen den Moderatoren Axel Panknier und Uli Koch, beide Mitglieder im Fredenbecker Verein Geest Marketing und Touristik, dem Ausrichter der Veranstaltung „Fredenbeck trifft ...“.
Die Werkstatthalle der Tischlerei Gerken in Aspe ist rappelvoll, die Zuschauer sind gespannt. Zum Einstieg gleich Hrubeschs erster Spruch: Bei den vielen Fragenkarten der Moderatoren habe er schon Panik gehabt, sagt er trocken.
Er hat viel Verständnis, will aber auch Leistung sehen
Ja, er ist nicht nur als Fußballer oder Trainer berühmt geworden, sondern auch für seine Sprüche - geradeheraus, schlagfertig, humorvoll, dabei aber fair. Auch das macht den Erfolg des früheren Sportlers aus, es menschelt. Spielerinnen und Spieler nimmt Hrubesch ernst, hat viel Verständnis, dafür fordert er auch.
„Heute könnt ihr heulen, aber morgen wird gefeiert“, habe er in seiner Funktion als Trainer zu den Frauen gesagt. Bei den Olympischen Sommerspielen 2024 in Paris hatten sie gegen die USA im Halbfinale verloren. Dann am Tag darauf gegen Spanien der 1:0-Sieg und die Bronzemedaille. „Das haben sie verdient gewonnen“, sagt Hrubesch stolz.
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Überhaupt Olympia, da kommt er ins Schwärmen. Die Sportler, die sich alles selbst finanzieren und bis an ihre Grenzen gehen, der Zusammenhalt und ganz besonders das Olympische Dorf, in das Fußballer ab dem Halbfinale einziehen dürfen. „Wir haben es geschafft, die Spielerinnen alle ins Olympische Dorf zu bringen, wir mussten außerhalb schlafen“, erzählt er.
Auf einen bestimmten Titel wollte er dort dann doch verzichten. „Die wollten mich zum ältesten Trainer küren. Da hab ich gesagt: Jetzt ist aber genug.“ In ernstem Ton sagt Horst Hrubesch: Wie 5000 Frauen und 5000 Männer bei Olympia miteinander umgingen, „das sollten wir den Politikern mal zeigen, dann hört das mit den Kriegen auch mal wieder auf“.
Im Umgang miteinander offen und ehrlich sein
Der Umgang miteinander ist ihm wichtig. „Man muss anderen gegenüber offen und ehrlich sein.“ Bei den jungen Spielern sehe er, was sie können und was er kriegen kann. „Wir können sie anleiten, wir können ihnen helfen, aber machen müssen sie es alleine.“
Sein Weg: Alle gleich behandeln, ihnen die Chance geben, Ideen zu haben, sich selbst zu entwickeln. „In einem Kader sind nicht alle gleich gut, es gibt immer welche, die den Unterschied ausmachen.“

Einem jungen Fan signiert Fußball-Idol Hrubesch ein Trikot. Foto: Bisping
Der gebürtige Nordrhein-Westfale sagt, er selbst habe früher immer jemanden gehabt, der ihm weitergeholfen habe. Eine bedeutende Rolle in seiner Fußballkarriere dürfte Günter Netzer gespielt haben, selbst eine Fußball-Legende, Manager und Unternehmer.
Eine besondere Verbindung zu Günter Netzer
Günter Netzer habe ihn ja zum HSV geholt, sagt Moderator Uli Koch. Dort sei er „eingeschlagen“. Netzer habe gesagt: „Fußball spielen kann der Hrubesch nicht, aber wenn einer 41 Tore in der 2. Liga macht, kann es nicht falsch sein.“ Damit hält er noch immer den Zweitligarekord.
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Diese Story wolle er dann doch lieber selbst erzählen, sagt Hrubesch. Die gehe bei ihm anders: „Wenn ich nicht gekommen wäre, wäre er kein Manager geworden.“ Netzer, der auch Patenonkel von Hrubeschs Sohn ist, habe ihn damals bei einem Spiel beobachtet und gedacht: Das war wahrscheinlich dein erster und letzter Transfer. „Zum Glück hat sich aber alles zum Guten gewendet“, sagt Hrubesch mit breitem Grinsen.

Horst Hrubesch ist nicht nur Sportler und Trainer, er weiß auch gut zu unterhalten. Foto: Bisping
Vielleicht wäre Horst Hrubesch ohne den Spruch seines Patenonkels kein Fußballer geworden. Bei der Arbeit gebe es mehr Geld und „du schaffst das sowieso nicht“, habe der gesagt. Und damit sozusagen den Kick-off für Hrubeschs Karriere geliefert. Bei Rot-Weiss Essen ging es 1974 für den damals 24-jährigen Dachdecker mit dem Leistungsfußball los, mit einem Salär von 1800 D-Mark und 15.000 D-Mark Erfolgsprämie nach 20 Spielen.
Sein für ihn wichtigstes Spiel: das erste gegen Bayer-Uerdingen. Hrubesch liefert zwei Tore, seine Mannschaft gewinnt. Nach diesem Spiel habe er für sich festgestellt: „Das geht, du kannst das.“
1975 folgt sein Wechsel zum HSV. Mit dem Club wird er 1979, 1982 und 1983 Deutscher Meister. Ebenfalls 1983 gewinnt er mit dem HSV den Europapokal der Landesmeister, die heutige Champions League. Mit der Nationalmannschaft wird Hrubesch 1980 Europameister. Als Trainer holt er 2008 (U19) und 2009 (U21) den Europameister-Titel. 2016 gewinnt er mit den Männern Silber und 2024 mit den Frauen Bronze bei den Olympischen Sommerspielen.