T„Ich war schon 500 Mal hier“: Warum Camper die „Platte“ lieben

Michael Rodenbeck mit seinem Hund Timmi: Der Mann aus Norden/Norddeich sagt selbst, er hat schon über 500 Mal auf der „Platte“ gecampt. Foto: May
Ohne Schnickschnack, mit Faszination: Die Cuxhavener „Platte“ bietet Campern einen einfachen, aber einzigartigen Stellplatz direkt an der Elbmündung.
Cuxhaven . Die Helgolandfähre verlässt gerade den Hafen mit lautem Signalhorn. Von der Seebäderbrücke dröhnt das tiefe Brummen eines Schiffsdieselmotors.
Für Langschläfer ist die „Platte“ nichts. Und auch Wiesen und Bäume sucht man hier vergebens. Aber es ist genau das, was die Menschen, die auf dem Wohnmobilstellplatz am Fährhafen campen, wollen.
Zwischenstopp mit Aussicht: Wohnmobilisten lieben die „Platte“
Der Stellplatz - betrieben von der Niedersachsen Ports GmbH- am Cuxhavener Fährhafen, von Kennern nur die „Platte“ genannt, ist schlicht gehalten.
Keine Bäume, keine Sanitäranlagen - nur befestigter Asphalt, Entsorgungsmöglichkeiten und am Morgen ein Brötchenwagen. Und trotzdem - oder gerade deshalb - ist er einer der beliebtesten Stellplätze der Region.

Wer einen Stellplatz in der ersten Reihe ergattert, hat einen direkten Blick aufs Wasser. Foto: May
Der Blick auf die Elbe und die vorbeiziehenden Schiffe ist für viele Wohnmobilisten Grund genug, hier Halt zu machen.
Minimalismus am Hafen – und trotzdem beliebt
So auch für Claudia und Wolfgang Ammerer aus Freiburg. Das Ehepaar fegt gerade den Innenraum ihres Wohnmobils aus - es geht weiter Richtung Lübeck.
Die „Platte“ war eine Zwischenstation auf ihrer Küstentour. „Wir sind hier das erste Mal und es gefällt uns gut“, erklärt Claudia Ammerer. Ihr Mann ergänzt: „Man sieht das Wasser und wie die Schiffe vorbeifahren.“
Seit 25 Jahren sind die beiden mit dem Wohnmobil unterwegs und wissen, was beim Reisen beziehungsweise Stellplatz zählt. „Die Größe des Platzes ist super und beim Ankommen hat man keinen Stress.
So ein Platz ist Gold wert“, so Wolfgang Ammerer. Das norddeutsche Wetter schreckt die beiden nicht ab: „Wir sind trotz Regen draußen unterwegs. Und wenn es zu nass ist, gehen wir in Museen oder in die Therme“, sagt Claudia Ammerer.

Claudia und Wolfgang Ammerer aus Freiburg haben eine Nacht auf der "Platte" verbracht und nennen den Platz "Gold wert". Foto: May
Bei jedem Wetter aktiv: Mit dem Rad an der Nordsee
Was auf andere spartanisch wirken mag, bedeutet für viele Besucher: Freiheit und Weitblick. Das bestätigt auch Uwe Borak aus Mettmann, der gerade die vorbeiziehende Helgolandfähre beobachtet.
„Hier kann man ganz einfach hinfahren und wieder wegfahren. Der Parkplatz hat genug Fläche, und man kann gut und weit gucken. An die Geräuschkulisse von den Schiffen gewöhnt man sich schnell“, sagt der Wohnmobilist, der eine Woche Urlaub auf der „Platte“ macht.
Bei schlechtem Wetter wird ihm trotzdem nicht langweilig: „Wir haben Fahrräder dabei und fahren mal nach Duhnen oder Otterndorf. Das geht auch wenn es mal schauert.“

Uwe Borak aus Mettmann macht für eine Woche Urlaub am Fährhafen. Foto: May
Mit 500 Besuchen ein echter Stammgast
Zu den Stammgästen gehört Michael Rodenbeck aus Norden (Norddeich). Gemeinsam mit seinem Hund Timmi verbringt er derzeit vier Wochen auf dem Platz.
„Ich war bestimmt schon 500 Mal hier“, schätzt der Nordsee-Fan. Mindestens zehn Mal im Jahr zieht es ihn nach Cuxhaven. „Es ist einfach schön hier und man kann die großen Schiffe beobachten, die hier vorbeikommen“, schwärmt er.
Auch für Michael Rodenbeck gilt: Bei jedem Wetter raus. Wenn er nicht im Campingstuhl sitzt, ist er mit seinem Hund unterwegs.
Die „Platte“ ist kein Ort für Luxuscamper, sondern ein Anziehungspunkt für Menschen, die das maritime Flair lieben. Der Blick auf die Elbmündung, das Ein- und Auslaufen der Schiffe und das Gefühl, mittendrin zu sein - das macht den Reiz dieses unscheinbaren Stellplatzes aus.
Und wer den Lärm der Schiffe und das Grau des Asphalts akzeptiert, bekommt dafür eine ganz besondere Nähe zum Hafenleben.