Immer mehr Frauen im Wald tätig – „War immer mein Traum“

Försterin Katharina Rekowski lehnt an einem Baumstamm im Wald. Der Anteil von Frauen in Forstberufen ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Foto: Swen Pförtner/dpa
Der Weg von Katharina Rekowski führt von der Kindheit mit Brennholz bis zum eigenen Revier: Sie ist eine von immer mehr im Wald tätigen Frauen. Was treibt sie an?
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Bei Wind und Wetter im Wald arbeiten, nicht selten mit schwerem Gerät - das galt lange Zeit als klassischer Männerberuf. Doch das Bild ändert sich. Immer mehr Frauen arbeiten in der Branche. Eine von Ihnen ist Försterin Katharina Rekowski. Bei ihrer Arbeit im Wald ist sie auch immer mal wieder allein unterwegs. Doch als Frau ist sie bei den Niedersächsischen Landesforsten schon länger nicht mehr allein.
So ist der Anteil der Frauen in der Ausbildung zum Forstwirt beziehungsweise zur Forstwirtin von drei Prozent 2014 auf 16 Prozent 2023 gestiegen. Auch Maurice Strunk, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft forstwirtschaftlicher Lohnunternehmer (AfL) in Niedersachsen, bestätigt den Trend: Vor zehn Jahren seien Frauen „noch eine echte Besonderheit“ gewesen. Landesforsten-Sprecher Michael Rudolph erklärt: „Forstwirte sind die klassischen Waldarbeiter, die tagtäglich im Wald unterwegs sind“.
Weiter Nachholbedarf bei Frauen in der Waldarbeit
Unter allen Angestellten waren im Oktober 2023 ein Viertel der rund 1.300 Beschäftigen bei den Landesforsten Frauen. Ihr Anteil ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich angestiegen. Der Wert zeigt aber auch: Es gibt weiter Aufholbedarf bei Frauen in der Branche - vor allem bei der klassischen Waldarbeit.
19 Forstwirtinnen beschäftigen die Landesforsten aktuell, zudem eine Forstwirtschaftsmeisterin, die Ausbilden darf. Das Unternehmen verwaltet unter anderem den niedersächsischen Landeswald, der rund ein Drittel der Waldfläche im Bundesland ausmacht.
Was Rekowski an dem Forstberuf schätzt
14 Frauen absolvieren derzeit ihre dreijährige Ausbildung bei den Landesforsten. Zwischen 2012 und 2015 war auch Katharina Rekowski eine von Ihnen.
„Seit ich als Kind mit meinem Vater im Wald selbst Brennholz gemacht habe, war für mich klar: Ich will einmal im Wald arbeiten“, berichtet Rekowski. „Das war immer mein Traum.“ Sie habe Spaß an körperlicher Arbeit und genieße es, draußen zu sein, sagt sie.
Beruf ist für Frauen bekannter geworden
Dass das auch immer häufiger andere Frauen so sehen, liege vielleicht auch daran, dass die Branche und die Möglichkeiten für Frauen dort bekannter würden, vermutet Rekowski. Allerdings, betont sie, seien Frauen im Wald historisch auch gar keine neue Entwicklung. So hätten etwa die sogenannten Kulturfrauen nach dem Zweiten Weltkrieg bei der Wiederbewaldung mitgearbeitet.
Landesforsten-Sprecher Rudolph ergänzt, dass die Arbeit im Wald in der heutigen Zeit deutlich ergonomischer sei als in früheren Jahren: Kettensägen sind leichter und stoßen durch Akkubetrieb keine Schadstoffe mehr aus; Pausenplätze im Wald sind beheizt; Mitarbeiter erhalten leichte und atmungsaktive Funktionskleidung.
Auch das mache den Beruf nicht zuletzt für Frauen attraktiver und werde aktiv beworben. „Wir haben einen Arbeitskräftemangel und brauchen beide Geschlechter - Arbeit gibt es genug.“
Försterin wollte nicht dauerhaft Waldarbeiterin bleiben
Rekowskis Arbeit ist inzwischen nicht mehr täglich im Wald. Nach einem Bachelor-Studium in Erfurt hat sie zunächst kurzzeitig ihre sogenannte Anwartschaft - eine Art Referendariat - in Hessen gemacht. Nun ist sie seit Anfang des Jahres zurück in der südniedersächsischen Heimat als Försterin bei Dassel im Solling. Dort betreut sie ein Revier, das ausschließlich aus Privatwald besteht - also Wald, der nicht dem Land Niedersachsen gehört.
Ein Großteil ihrer Arbeit ist es jetzt, die verschiedenen Waldbesitzer zu beraten: Welche Bäume sollten gefällt, welche gefördert oder welche Baumarten neu gepflanzt werden?
Sie erfasst auch beispielsweise den Bestand von geerntetem Holz, damit die Besitzer das Material verkaufen können. Trotz der Erleichterungen bei der Waldarbeit war für sie klar: „Ich konnte mir nicht vorstellen, das zu machen, bis ich 60 Jahre alt bin.“ Viele ältere Kollegen würden von körperliche Problemen berichten.
Frauen streben in höherqualifizierte Berufe
Mit ihrem Karriereweg ist sie nicht allein. Weibliche Auszubildende würden „häufiger als ihre männlichen Kollegen im Anschluss an ihren Abschluss weitere Qualifikationen anstreben“, berichtet Maurice Strunk von der Arbeitsgemeinschaft forstwirtschaftlicher Lohnunternehmer.
Das sei etwa ein forstwirtschaftliches Studium an einer Fachhochschule wie bei Katharina Rekowski. Der Anteil von Männern und Frauen sei an den Hochschulen und Universitäten inzwischen nahezu ausgeglichen. Immer häufiger würden auch Forstunternehmen an Töchter übergeben.
Wie sieht die Zukunft für Katharina Rekowski aus?
„Ich will hier gar nicht weg; fühle mich hier nahe der Heimat und als Försterin sehr wohl“, sagt sie. Und damit, dass sie inzwischen weniger körperlich arbeite, könne sie auch gut leben.
„Als Försterin bin ich immer noch regelmäßig draußen im Wald - und mein Brennholz schlage ich mir privat auch immer noch selbst.“