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Gesundheit

TInfluencer werben für Energydrinks: So gefährlich für Kinder sind sie wirklich

Energydrinks liegen bei Jugendlichen derzeit im Trend. Sie können jedoch Angstzustände, Nervosität und Unruhe hervorrufen. Zudem kann das Hungergefühl gemindert werden. Dr. Tilman Kaethner, Kinderarzt aus Nordenham, klärt auf.

Energydrinks liegen bei Jugendlichen derzeit im Trend. Sie können jedoch Angstzustände, Nervosität und Unruhe hervorrufen. Zudem kann das Hungergefühl gemindert werden. Dr. Tilman Kaethner, Kinderarzt aus Nordenham, klärt auf. Foto: Scheer

Ein besorgniserregender Trend erreicht derzeit Kinder und Jugendliche: Influencer werben für Energydrinks. Ein Kinderarzt erläutert, wie diese Getränke die Gesundheit beeinträchtigen können.

Von Stefan Alexander Hippler Sonntag, 06.04.2025, 19:30 Uhr

Nordenham. Red Bull, Monster, Bullit, Kong Strong und Effekt Energy sind typische Marken von Energydrinks, die dem 17-jährigen Schüler Noah Kurschentat der Oberschule 1 in Nordenham auf Anhieb einfallen. Den ersten Energydrink trank der 17-Jährige mit 14 Jahren.

Er trank zwei Jahre lang dreimal die Woche ein bis zwei Dosen unter der Woche. „Bis vor einem Jahr habe ich es regelmäßig getrunken, bis ich Schmerzen in der Brust hatte, weil das Herz zu stark gepumpt hat. Als ich das bemerkt habe, habe ich sofort damit aufgehört“, sagt er.

Noah Kurschentat konsumierte Energydrinks dreimal die Woche, bis er ein Stechen in der Brust bemerkte. Er verzichtete anschließend auf den Konsum.

Noah Kurschentat konsumierte Energydrinks dreimal die Woche, bis er ein Stechen in der Brust bemerkte. Er verzichtete anschließend auf den Konsum. Foto: Hippler

Der aufmunternde und wach machende Effekt hielt bei Noah Kurschentat nicht lange an. „Ich habe nur Monster getrunken, bis ich über Montanablack von Gönergy erfahren habe“, teilt Noah Kurschentat mit und sagt: „Gönergy sollte angeblich besser sein und nicht so schädlich. Es hat zwar nicht so süßlich, aber genauso künstlich geschmeckt.“

Bekannte Youtuber bewerben die Drinks

Gönergy ist derzeit eine beliebte Marke unter den Teenagern. Sie wird von Influencern wie Levinray über youtube.com stark beworben. Der Youtuber erreicht aktuell 1,62 Millionen Follower, die überwiegend Kinder und Jugendliche sind, die den süßen Geschmack bevorzugen und wirbt für das Produkt in der ersten Minute seines Videos.

Der 13-jährige Fin Ole Jaedtke, dem ebenfalls auf Anhieb die Marken Monster, Redbull und Gönergy einfallen, sagt: „Es schmeckt ganz gut, aber freiwillig würde ich es nicht trinken. Als ich es probiert habe, schmeckte es bitter und süß.“ Er habe nach dem Verzehr mehr Durst gehabt. Weitere Wirkungen blieben aus.

Auf die Marke Gönergy wurde der 13-Jährige Fin Ole Jaedtke durch den Youtuber Montanablack aufmerksam.

Auf die Marke Gönergy wurde der 13-Jährige Fin Ole Jaedtke durch den Youtuber Montanablack aufmerksam. Foto: Hippler

Auf die Marke Gönergy wurde der 13-Jährige über Montanablack aufmerksam. Auch für ihn ist Levinray kein Unbekannter. Fin Ole Jaedtke habe schnell Abstand von den Energydrinks genommen. Er trinkt sie nicht mehr.

Der 14-jährige Nuc Minssen hat nach eigenen Aussagen über das soziale Medium TikTok von den Marken wie Red Bull, Monster, Rockstar, Bulletin und Gönergy erfahren. „Neben Montanablack, werden die Energydrinks auch von Streamern wie HandOfBlood, Zarbex und Filow beworben“, sagt der Schüler, der von dem Konsum der Drinks wacher wurde und „hibbelig“, wie er sagt.

Nuc Minssen kennt die Youtuber und Streamer, die Energydrinks regelmäßig bewerben.

Nuc Minssen kennt die Youtuber und Streamer, die Energydrinks regelmäßig bewerben. Foto: Hippler

Freunde, die ebenfalls Energydrinks konsumierten, hätten ihm sogar von Schlafproblemen berichtet. „Ich trinke es manchmal, wenn ich mit Freunden draußen bin - oder am Wochenende“, sagt der 14-Jährige, der nach dem Konsum oft das Bedürfnis nach Bewegung verspürt.

Ungefährlich ist der Konsum nicht. Dr. Tilman Kaethner, Kinder- und Jugendarzt aus Nordenham, sagt: „Energydrinks sind eine Stimulanz. Es sind Aufputschmittel, die Koffein und Taurin enthalten. Die Inhaltsstoffe wirken alle auf das Nervenkostüm.“ Während die Aufmerksamkeit verbessert wird, sorgt der Drink für einen erhöhten Blutdruck, eine schnellere Herzfrequenz und vermindert das Hungergefühl.

Zusätzlich können durch den Konsum Schlafstörungen auftreten und Angstzustände begünstigt werden. Eine Abhängigkeit könne nicht entstehen, so Tilman Kaethner. Die beschriebenen gesundheitlichen Risiken seien nicht nur theoretischer Natur.

Todesfall in den USA

In Deutschland und in den USA gab es bereits Todesfälle. So gab es laut dem Nachrichtenmagazin Focus einen Fall in den USA, bei dem ein 14-jähriges Mädchen ums Leben kam. Innerhalb von 24 Stunden hatte sie zwei Dosen Monster getrunken. Im Autopsiebericht schrieben die Ärzte von einer „Herzrhythmusstörung durch Vergiftung mit Koffein“ als Todesursache.

Dr. Tilman Kaethner hat eine Vermutung, wie die Todesfälle nach einem Energydrink zustande kommen können: „Wir alle sind mal erkältet und haben einen Infekt, den wir auskurieren müssen. Währenddessen kann eine Herzmuskelentzündung entstehen, die unbemerkt auch wieder ausheilen kann. Wenige Wochen nach der Genesung kann nach starker körperlicher Bewegung der Genuss der Energydrinks den Blutdruck und die Herzfrequenz erhöhen, was zu einem erhöhten Sauerstoffbedarf führt. Durch die Wirkung des Drinks kann das Herz aufgrund der vorangegangenen unbemerkten Herzmuskelentzündung überfordert werden und versagen.“

Energydrinks können laut Dr. Tilman Kaethner, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin in Nordenham, neben der Aufmerksamkeit, den Blutdruck und die Herzfrequenz erhöhen, während das Hungergefühl gemindert wird. Es können verstärkt Schlafstörungen auftreten.

Energydrinks können laut Dr. Tilman Kaethner, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin in Nordenham, neben der Aufmerksamkeit, den Blutdruck und die Herzfrequenz erhöhen, während das Hungergefühl gemindert wird. Es können verstärkt Schlafstörungen auftreten. Foto: Hippler

3 Milligramm Koffein pro Kilogramm seien bei Kindern und Jugendlichen ungefährlich. Bei 50 Kilogramm sind das maximal 400 Milliliter, das etwa eineinhalb Dosen entspricht. Für ein generelles Verbot spricht sich der Arzt nicht aus, sondern würde sich wünschen, wenn die Firmen dazu gebracht werden, den Koffeingehalt zu senken.

In den Ländern Lettland, Litauen, Polen und Rumänien liegt ein Verkaufsverbot der Energydrinks vor. In Deutschland unterliegt der Verkauf dagegen keinen Altersbeschränkungen. Etwa 68 Prozent der Jugendlichen in der EU greifen zu Energydrinks. Im Markant-Markt in Ellwürden zum Beispiel erfahren laut Inhaber Ralf Jens die Marken Monster und Red Bull die stärkste Nachfrage. „Es sind junge Leute zwischen 16 und 30 Jahren, die Energydrinks einkaufen“, bestätigt er.

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