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TInsolvenz: Nordceram will Jobs auf ungewöhnlichen Wegen sichern

Der Name „Nordceram“ ist Vergangenheit. Im Fliesenwerk im Fischereihafen hat jetzt die Norddeutsche Solar Ceramics GmbH das Sagen. Und die geht ungewöhnliche Wege, um durch die schwierigen Zeiten zu kommen.

Der Name „Nordceram“ ist Vergangenheit. Im Fliesenwerk im Fischereihafen hat jetzt die Norddeutsche Solar Ceramics GmbH das Sagen. Und die geht ungewöhnliche Wege, um durch die schwierigen Zeiten zu kommen. Foto: Scheschonka

Nach der Insolvenz im vergangenen Jahr brennt der Ofen wieder bei Nordceram. Aber die Zeiten sind weiterhin schwierig. Der neue Eigentümer des großen Fliesenwerks wird daher kreativ.

Von Klaus Mündelein Mittwoch, 12.06.2024, 14:00 Uhr

Bremerhaven. Seit April hat die Norddeutsche Solar Ceramics GmbH das Sagen im Bremerhavener Fliesenwerk, das unter dem Namen Nordceram über Jahre erfolgreich Steinzeug produziert hatte.

Im vergangenen Sommer mussten dann allerdings die Öfen abgeschaltet werden, weil die Eigentümerin, die Steuler-Gruppe, Insolvenz anmelden musste. Die Meta Wolf AG, Muttergesellschaft der Norddeutschen Solar Ceramics, kaufte das Werk und übernahm 130 Mitarbeiter.

Wie kann das Unternehmen jetzt die Jobs absichern, wenn die Baubranche weiterhin schwächelt und die Zahl der Baugenehmigungen sinkt?

Partnerfirmen haben Zugriff über den virtuellen Zwilling

André Schütz, Vorstand der Meta Wolf AG, will anderen Fliesenherstellern die Möglichkeit bieten, Produktionslinien in dem Bremerhavener Werk regelrecht anzumieten für die eigene Herstellung von hochwertigem Steinzeug. „Das wird vom Markt sehr positiv aufgenommen“, sagt Schütz. Dabei will er den Partnerunternehmen sehr weit entgegenkommen.

Sie sollen Zugriff auf einen virtuellen Zwilling des Werks bekommen. Das ist eine interaktive, dreidimensionale Animation, die alle Produktionsprozesse simuliert. So können die Partnerfirmen die Steuerung der Linie für ihren Auftrag übernehmen. „Digital Twins“ nennt Schütz diese Technik. „Die wird bereits in vielen Unternehmen eingesetzt. Technologieführer ist dabei Siemens“, sagt er.

Eine Million Quadratmeter Feinsteinzeug, lautet das Produktionsziel für dieses Jahr. Wenn es geht, darf es auch mehr sein. Dazu ist ein Ofen in Betrieb genommen worden. „Für den Betrieb eines Ofens benötigen wir 90 Mitarbeiter“, sagt der Vorstand.

Übernommen worden seien aber wie angekündigt 130 Mitarbeiter. „Weil wir davon ausgehen, dass in naher Zukunft auch der zweite Ofen in Betrieb geht“, erläutert Schütz. Weitere Vertriebs- und Servicemitarbeiter wurden eingestellt über die Meta Wolf AG, die aber bundesweit im Einsatz sind.

Gasverbrauch wurde bereits um 20 Prozent abgesenkt

Hohe Energiekosten hatten dazu beigetragen, dass die Steuler-Gruppe in Schwierigkeiten geraten war. Durch Umbaumaßnahmen bei den Brennern und eine bessere Ausnutzung der Abwärme sei der Gasverbrauch bereits um 20 Prozent gesenkt worden, erläutert Schütz.

Langfristig will das Unternehmen auf umweltfreundliche Energie aus Solar- und Windkraftanlagen schrittweise umsteigen. Allerdings bremsen die aktuell hohen Preise für Batteriespeichersysteme den Umbau, sagt Schütz. Er erwartet in den kommenden 12 bis 24 Monaten aber deutlich sinkende Preise.

Die Meta Wolf AG hatte mit der Fischereihafen-Betriebsgesellschaft (FBG) über einen Erlass der Erbpacht verhandelt. Für dieses Jahr ist das aber laut Schütze nicht erreicht worden. Er hofft, dass die FBG nun in den kommenden schwierigen zwei Jahren bei der Erbpacht Nachlässe gewährt.

Hoffnung auf anziehende Baukonjunktur

„In den kommenden Jahren soll die Produktion in Bremerhaven auf zwei bis drei Millionen Quadratmeter ausgeweitet werden“, umreißt Schütz die weiteren Ziele.

Wenn die Baubranche tatsächlich wie erwartet in den Jahren 2026 und 2027 wieder durchstartet, sollen auf allen drei Produktionslinien vier bis sechs Millionen Quadratmeter Feinsteinzeug in unterschiedlichen Formaten für Innen- und Außenbereiche hergestellt werden.

Diese Zahlen beinhalten laut Schütz auch die Fliesen, die die Partnerfirmen bei der Anmietung der Produktionslinien herstellen.

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