TJVA-Würger vor Gericht: Raubte ein 26-Jähriger seine Mithäftlinge aus?

Der Prozess gegen den 26-Jährigen findet vor der 3. Großen Strafkammer statt. Foto: Pape
Ein 26-Jähriger, der derzeit eine Haftstrafe in der JVA Bremervörde verbüßt, soll Mithäftlinge gewürgt und beraubt haben. Er muss sich nun vor dem Landgericht Stade verantworten.
Bremervörde/Stade. Die Vorwürfe in der Anklage wiegen schwer. Der 26-jährige Mann steht wegen besonders schweren Raubes und gefährlicher Körperverletzung vor Gericht. Am Tag vor dem Prozess hatte der Mann seinen Haftraum in der Bremervörder JVA in Brand gesetzt. Drei Wachmänner begleiteten den an Händen und Füßen gefesselten Mann in den Gerichtssaal.
Opfer leiden unter Panikattacken
Staatsanwalt Siering schilderte, was sich im Februar 2024 in der Bremervörder Justizvollzugsanstalt (JVA) zugetragen haben soll. Am 7. Februar soll der Angeklagte in der Küche der JVA einen Mithäftling plötzlich von hinten angegriffen und ihn gewürgt haben. Dem Mann nahm er zudem dessen Hausschuhe und eine Schirmmütze weg.
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Eine Woche später, am 14. Februar, sei der Mann in die Zelle eines Mithäftlings gegangen und habe auch diesen Mann plötzlich gewürgt und auf dessen Bett gestoßen. Eine Kette, eine Uhr und Badelatschen seien anschließend vom Angeklagten aus der Zelle gestohlen worden. Die Opfer litten seit den Taten unter Panikattacken beziehungsweise Paranoia.
Drogenkonsum im Gefängnis?
Der Angeklagte berichtete zunächst ausführlich aus dem Leben in der JVA. Er und Mithäftlinge konsumierten im Gefängnis Drogen wie Haschisch, Ecstasy und Kokain. Auch an den Tattagen habe er Haschisch geraucht. Viele Häftlinge tauschten untereinander Lebensmittel gegen Drogen.
Zu den Taten äußerte er sich nicht sehr genau. „Ich war voll drauf von den Drogen“, erklärte er. Zunächst sagte der 26-Jährige, dass er mit den beiden Opfern nur Spaß gemacht habe und sie nicht ernsthaft verletzen wollte. Auf genaue Nachfragen von Richter Marc-Sebastian Hase berichtete der Angeklagte, dass eines der Opfer schlecht über ihn geredet habe und er ihn dafür bestrafen wollte.
Angeklagter streitet ab
Er kenne den Mann schon aus einer gemeinsamen Haftzeit in der JVA Wolfenbüttel. Das zweite Opfer habe sich asozial verhalten. „Ich wollte denen eine Lektion geben“, betonte der Angeklagte.
Dass er die Opfer bestohlen habe, stritt der 26-Jährige ab. „Ich habe immer Geld von außen bekommen und habe Klamotten für 4000 Euro. „Warum sollte ich das wegen Badelatschen und einer billigen Kette machen?“, sagte der Angeklagte in Richtung des Richters.
Angriff von hinten?
Als erster Zeuge wurde ein ehemaliger Häftling der JVA befragt, der die Tat in der Zelle vom Gefängnisflur aus beobachtet habe. Der Zeuge erklärte zunächst, dass er sich an nichts erinnern könne, weil er damals Cannabis geraucht habe. Erst als der Richter ihn an seine Aussage bei der Polizei erinnerte, wurde der Zeuge gesprächiger.
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Er schilderte, dass er gesehen habe, wie ein Mann einen Häftling in dessen Zelle von hinten angegriffen habe und mit der rechten Armbeuge etwa 10 bis 20 Sekunden gewürgt habe. Das Opfer sei daraufhin kurz bewusstlos auf das Bett gefallen.
Angeklagter soll Schmuck genommen haben
„Dann hat der Mann dem Opfer eine Kette vom Hals gezogen und eine Uhr vom Schrank genommen“, erklärte der Zeuge. Auf die Frage des Richters, ob der Angreifer der Angeklagte sei, erklärte der Zeuge, dass er sich nicht mehr genau erinnere und es wohl eher nicht der Angeklagte gewesen sei.
„Der Angreifer hatte eine helle Hautfarbe und nicht so dunkle Haut wie der Angeklagte“, sagte der Zeuge. Während der Aussage des Zeugen äußerte sich der Angeklagte mehrfach mit aggressiven Zwischenrufen wie beispielsweise „Er soll seine Fresse halten“.
Auch die Aussagen des nächsten Zeugen ließ der Angeklagte nicht unkommentiert. Immer wieder rief der Angeklagte in arabischer Sprache dazwischen. Dafür wurde er von Richter Marc-Sebastian Hase mehrmals gemaßregelt. Der Zeuge berichtete, dass auch er einmal plötzlich vom Angeklagten auf dem Flur vor den Haftzimmern gewürgt worden sei. „Ich fand das ganz merkwürdig und habe nicht damit gerechnet. Ich war kurz bewusstlos“, schilderte der Zeuge.
Zeuge spricht von weiteren Opfern
Es sei am letzten Tag einer 20-tägigen Haftstrafe gewesen, die er in der Bremervörder JVA verbracht habe. „Ich konnte mit dem Angeklagten darüber nicht mehr sprechen, weil ich am nächsten Morgen entlassen wurde“, berichtete der Mann. Er habe gesehen, wie der Angeklagte auch weitere Häftlinge gewürgt habe. Das sei aber mehr spielerisch gewesen. Die weitere Befragung des Zeugen gestaltete sich trotz einer Dolmetscherin schwierig. Auf konkrete Fragen antwortete er nicht mehr.
Im Laufe des Prozesses werden auch die beiden weiteren Opfer aussagen. Der letzte Prozesstag findet am 17. Juni vor der 3. Großen Strafkammer im Stader Landgericht statt.
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