TJakobskreuzkraut: Giftpflanze wird im Ostetal zur Schwemme

Seit vier Jahren kümmert sich eine Handvoll Groß Meckelser selber um das Jakobskreuzkraut. Foto: Wilkens
Wenn an Wiesen und Wegrändern in den Sommermonaten ein Meer aus leuchtend gelben Blüten zu sehen ist, handelt es sich meistens um Jakobskreuzkraut. Warum es für Tierhalter ein Problem ist.
Groß Meckelsen. Jakobskreuzkraut ist giftig und sollte nicht an Rinder und Pferde verfüttert werden, weil das zu lebensbedrohenden Leberschäden führen kann. Das wird aber aufgrund der massiven Ausbreitung immer schwieriger. Optimale Bedingungen findet das einheimische Kraut auf Wiesen, die extensiv genutzt werden und auf Weiden, deren Grasnarbe Lücken aufweist.
Wasserbüffel zur Entwicklung der Fläche
Ein Gebiet, das das Jakobskreuzkraut in wenigen Jahren eingenommen hat, ist das Naturschutzgebiet Ostetal mit Nebenbächen in Groß Meckelsen. Dort wurden auf Ausgleichsflächen, die für den Windpark Hamersen erworben wurden, Wasserbüffel gehalten.
Sie werden seit einigen Jahren vermehrt zur Entwicklung von Naturflächen eingesetzt, denn durch ihr häufiges Suhlen schaffen sie neue Feuchtbereiche, halten Kleingewässer offen und fressen auch das indische Springkraut und die amerikanische Traubenkirsche. Nach Ansicht von Bernd und Lydia Wilkens aus Groß Meckelsen wurde allerdings dem Jakobskreuzkraut Tür und Tor geöffnet.

Bernd und Lydia Wilkens vor dem von Jakobskreuzkraut durchzogenen Areal im Naturschutzgebiet. Foto: Hennings
Heute leuchtet es nur noch gelb auf der Fläche
2019 ging es los. Windparkbetreiber Horst Mangels startete in Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Rotenburg das Projekt. Die Maßnahme sollte der Pflege und Entwicklung des FFH-Gebietes dienen. Die Ökologische Nabu-Station Oste-Region (Önsor) begleitete das Projekt nach naturschutzfachlichen Gesichtspunkten. Lydia Wilkens hat noch Fotos aus den Jahren davor, die ausgedehnte Wiesen und kleine Biotope zeigen - heute leuchtet es vor allem gelb auf dem Areal.
Eine Einflussnahme ist nur begrenzt möglich
Vor gut drei Jahren wandte sich das Ehepaar aus Groß Meckelsen bereits an die Önsor, um auf die massive Ausbreitung des Krautes hinzuweisen. „Damals bekamen wir die Antwort, dass sich die Station bereits aus dem Projekt zurückgezogen hat und keine Möglichkeit zur Einflussnahme sieht“, erinnert sich Lydia Wilkens.
Auch die Untere Naturschutzbehörde teilte dem Ehepaar mit, dass sie keine Handhabe sehe, appellierte aber an den Tierhalter, der daraufhin im letzten Jahr die Fläche mähte und das Mähgut abfuhr.
Mit Eigeninitiative in der direkten Umgebung
Bernd und Lydia Wilkens, selbst Pferdebesitzer und sich der Gefahr durch das Jakobskreuzkraut für ihre Tiere bewusst, haben inzwischen zumindest in ihrer direkten Umgebung zur Selbsthilfe gegriffen. Seit gut vier Jahren machen sie sich daran, zusammen mit einigen Nachbarn Teile von Groß Meckelsen vom Jakobskreuzkraut zu säubern.
Gut geschützt durch Handschuhe und lange Hosen wurden im ersten Jahr der Aktion sechs große Treckeranhänger entsorgt. Im zweiten Jahr waren es dann nur noch drei Anhänger und im letzten Jahr ein Anhänger voller Jakobskreuzkraut.
„In diesem Jahr haben wir wieder zwei Anhänger ausgebuddelt“, erzählt Lydia Wilkens, denn das gelb blühende Kraut lässt sich nicht so einfach vertreiben.
Effektive Bekämpfung des Krautes ist schwierig
Wird der oberirdische Teil der Pflanze ausgerissen, wächst sie einfach nach. Daher ist eine Bekämpfung nur effektiv, wenn das Kraut samt Wurzel entfernt wird. Hat sich das Jakobskreuzkraut erst mal auf einer Wiese etabliert, ist die Vertreibung allerdings schwierig.
Gießen und genießen
Was Ihr Garten im Sommer braucht
Empfohlen wird das Mähen vor der Hauptblüte im Juni, weil die Pflanze dadurch geschwächt ist und nicht zum Wiederaustrieb neigt.
Der richtige Zeitpunkt ist aber ein Problem. Die Brut- und Setzzeit erlaubt das Mähen erst ab dem 15. Juli. Dann hat das Jakobskreuzkraut schon einige Wochen geblüht und seine Sämereien auf die Reise geschickt.
Langfristige Konzepte sind dringend notwendig
In dem Naturschutzgebiet an der Oste ist wohl ein langfristiges Konzept nötig. Auf der Weide, die bis zum Frühjahr dieses Jahres von den Wasserbüffeln abgegrast wurde, ist bei einem Besuch mit dem Ehepaar Wilkens fast nur noch Jakobskreuzkraut zu sehen. Dazu kommt ein massives Problem mit Ampfer und Japanischem Knöterich, der sich auf dem Gelände ebenfalls sehr wohl fühlt, informiert Lydia Wilkens.
Nach ihrer Ansicht ist das Naturschutz-Projekt gescheitert. „Und mit den Hinterlassenschaften fühlen wir uns alleine gelassen.“
Sie wollen ihre Wiesen an der Oste nicht aufgeben
Die Wilkens machen sich Sorgen, denn wenn sich das leberschädliche Jakobskreuzkraut immer weiter ausbreitet, sehen sie auch Gefahr für ihre Wiesen im Naturschutzgebiet an der Oste und das Heu, das sie dort für ihre Pferde machen.
„Wir haben gehofft, dass die Naturschutzbehörde im Landkreis Rotenburg das Problem erkannt hat, aber die Hoffnung hat sich leider nicht bestätigt. Wir werden weitermachen mit unseren selbst organisierten Bekämpfungsaktionen und hoffen, dass möglichst viele Menschen dem Beispiel folgen. Etwas anderes bleibt uns nicht übrig“, bekräftigen die Groß Meckelser Bernd und Lydia Wilkens.