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Feld- und Kleinbahnmuseum

TJugendliche schrauben und schweißen in Deinste an alten Loks

Die wollen alle sehen, manche dürfen sie auch steuern: Mateo Wiemann (links) und Loke Thomsen in der legendären Dampflok.

Die wollen alle sehen, manche dürfen sie auch steuern: Mateo Wiemann (links) und Loke Thomsen in der legendären Dampflok. Foto: Bisping

Die Mitglieder des Vereins Deutsches Feld- und Kleinbahnmuseum in Deinste packen viel an. Was ihnen fehlt: Mehr Jugendliche, die mitmachen. Die könnten hier auch die Weichen für ihre Zukunft stellen.

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Von Alexandra Bisping
Mittwoch, 10.07.2024, 15:00 Uhr

Deinste. Heute hat Mateo Wiemann mit der Kettensäge gearbeitet. Was vielen Eltern wohl einen Schauer über den Rücken jagen würde, findet er lustig. „Nicht alleine“, gibt er zu. Ein Erwachsener war dabei und hat aufgepasst. Doch warum arbeitet ein neunjähriger Buxtehuder mit einer Kettensäge? Und was hat er damit zerlegt?

Holzbalken habe er zurechtgeschnitten, erzählt Mateo Wiemann.

Aus ihnen wird im Verein des Deutschen Feld- und Kleinbahnmuseums in Deinste ein neuer Unterstand gebaut.

Mateo Wiemann nimmt zum zweiten Mal an der Werkswoche teil. Die findet einmal im Jahr statt. Seit März 2023 ist der Junge Mitglied in dem Verein - und der braucht dringend Nachwuchs.

Gemeinsam anpacken und Jugendliche für das Handwerk begeistern

JuMaMi - Jugend macht mi(n)t - mit dieser bekannten Losung will der Verein nach den Ferien an Schulen für eine Jugendgruppe werben. Die stecke zurzeit noch in den Kinderschuhen, erklärt der Vereinsvorsitzende Jan Reher. Eine der Motivationen dahinter: „Handwerk ist zum Teil verloren gegangen, viele Jugendliche interessieren sich nicht dafür“, sagt er.

Dabei hat der Verein mit 122 Mitgliedern, wovon nur vier unter 18 Jahre alt sind, einiges zu bieten. Die uralten Loks stehen natürlich im Fokus, es wird aber sehr viel mehr im Bereich Handwerk und Technik vermittelt. Jan Reher zählt auf: „Wir arbeiten mit Materialien wie Holz, Metall, Zement, Stein.“ Auch Elektrik und Maler- und Gartenarbeiten werden verrichtet, ergänzt Jugendgruppenleiter Stefan Korb.

Hier könnten Jugendliche fürs Leben was lernen, zum Beispiel Bohren und Schrauben, sagt der 77-Jährige. Gerne würde er sein handwerkliches Know-how an junge Menschen weitergeben.

16-Jähriger baut selbst Modell-Eisenbahnen

Loke Thomsen (rechts) hat mit handwerklichem Geschick eine Tragemöglichkeit an der Lore befestigt. Er zeigt Mateo Wiemann, wie es funktioniert.

Loke Thomsen (rechts) hat mit handwerklichem Geschick eine Tragemöglichkeit an der Lore befestigt. Er zeigt Mateo Wiemann, wie es funktioniert. Foto: Bisping

Loke Thomsen ist begeistert mit von der Partie. Der 16-Jährige kommt aus Guderhandviertel und geht aufs Atheneum in Stade. Seit vier Jahren ist er Vereinsmitglied, „und mit Leib und Seele engagiert“, lobt Stefan Korb.

Zu Hause hat Loke Thomsen - wie übrigens viele Vereinsmitglieder - eine Märklin: Ohne die geht es nicht, sagt der Teenager, der selbst auch Eisenbahnen baut. Bei der Werkswoche packt Loke Thomsen kräftig mit an.

Gerade hat der findige Schüler eine Tragmöglichkeit für die schwere Rasenmäher-Lore gebaut. Das Gerät setzt sich aus einer Lore und dem Motor eines Rasenmähers zusammen und kann im Schienen-Zwischenraum das Gras stutzen.

Handwerklich fit für die Zukunft werden

Was ihm am meisten Spaß macht? „Die Zusammenarbeit mit den anderen, etwas für die Gemeinschaft zu tun und in Begleitung Lok zu fahren.“ Oder an den Bahnen zu schrauben, zu schweißen und sie zu restaurieren. Und Loke Thomsen denkt schon an die Zukunft: Handwerklich fit zu werden könne später viele Vorteile haben, findet er.

Jan Reher geht noch etwas weiter: „Der eine oder andere Jugendliche entdeckt hier möglicherweise, dass er oder sie einen handwerklichen Beruf ergreifen möchte.“ Der Verein Deutsches Feld- und Kleinbahnmuseum ist übrigens im Katalog „MINT-Angebote im Landkreis Stade“ gelistet, zu finden unter www.bildungslotse.info.

Woher der Verein sein Geld bezieht

Hauptsächlich finanziert sich der Verein über Eintrittsgelder, Spenden und Mitgliedsbeiträge. Eine Mitgliedschaft für eine Familie kostet im Jahr 60 Euro.

Ihr Herz schlägt für historische Bahnen - und dafür möchten sie mehr Jugendliche begeistern: Stefan Korb (von links), Susanne Wiemann, Ralph-Ludwig Gehrke, Mateo Wiemann, Loke Thomsen und Jan Reher.

Ihr Herz schlägt für historische Bahnen - und dafür möchten sie mehr Jugendliche begeistern: Stefan Korb (von links), Susanne Wiemann, Ralph-Ludwig Gehrke, Mateo Wiemann, Loke Thomsen und Jan Reher. Foto: Bisping

Das Museum verfügt über eine Dampflok, eine elektrische Lok, 13 Dieselloks und einen Triebwagen. Fast alle könnten noch fahren, sagt Reher. „Die 97 Jahre alte Dampflok ist das Zugpferd, das die Besucher wollen.“ Die sogenannte Schuppenkönigin ist allerdings noch älter - ein mehr als 100 Jahre alter Güterwagen.

Museumstage zum Anschauen, Staunen und Loks erklären lassen gibt es zu Ostern und zu Pfingsten, am zweiten Sonntag im September am Tag des offenen Denkmals und am 3. Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit. Dazu werden vier Nikolausfahrten am ersten und zweiten Adventswochenende geboten. Auch Sonderfahrten können gebucht werden.

Mit der Jugendgruppe wollen die Vereinsmitglieder ab Sonnabend, 13. Juli, starten. Wer mitmachen möchte, meldet sich per Mail an info@kleinbahn-deinste.de oder bei Ralph-Ludwig Gehrke unter Telefon 0160/ 93544848.

"In Cuxhaven werden sie noch eingesetzt, danach kommen sie zu uns": Ralph-Ludwig Gehrke mit einer ausgemusterten Lok, die der Verein wieder aufarbeitet.

"In Cuxhaven werden sie noch eingesetzt, danach kommen sie zu uns": Ralph-Ludwig Gehrke mit einer ausgemusterten Lok, die der Verein wieder aufarbeitet. Foto: Bisping

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