TKampfjets fliegen tief über dem Stader Nachbarkreis: Hier wird es laut
Ein Bundeswehr-Jet vom Typ Tornado startet vom Fliegerhorst Büchel in der Eifel. Ab sofort dürfen sie auch im Landkreis Rotenburg in den Tiefflug gehen. Foto: picture alliance / Harald Tittel
Die Generation Ü40 wird sich an die Tiefflieger erinnern: In den 80er Jahren donnerten Jets über die Region hinweg. Jetzt kommen sie zurück.
Landkreis Rotenburg. Lange Zeit war es still am Himmel, jetzt kommen die Jets zurück. Wenn die Luftwaffe übt, wird es auch im Landkreis Rotenburg ab sofort wieder lauter sein. Insgesamt sieben Tieffluggebiete gibt es seit wenigen Tagen bundesweit, eines davon liegt genau zwischen Hamburg und Bremen. Dort überfliegen die Piloten unter anderem Gebiete bei Rotenburg, Scheeßel und Zeven.
Im Norden Deutschlands sind vier Gebiete für das Training von Kampfjets wie Eurofighter und Tornado vorgesehen. Neben dem Landkreis Rotenburg ist in Niedersachsen ein großer Bereich südwestlich von Bremen bis zur niederländischen Grenze betroffen und auch im westlichen und mittleren Teil Schleswig-Holsteins gibt es ein Tieffluggebiet.
In den sieben Regionen dürfen die Flieger auf etwa 75 Meter über dem Boden trainieren - das Ganze allerdings für maximal zwei Minuten. Neu sind die Tiefflugzonen nicht: Die Gebiete gibt es schon lange, sie blieben aber jahrelang ungenutzt. Laut Bundeswehr sind die Tiefflugregionen bis etwa zum Jahr 2000 genutzt worden.
Realer Tiefflug muss trainiert werden
Grund für die Reaktivierung der Tiefflugstrecken ist die veränderte sicherheitspolitische Lage in Europa. „Tiefflug bleibt ein kritischer Bestandteil der modernen Luftkriegsführung. Besatzungen müssen in niedriger Höhe kurze Reaktionszeiten, wechselnde Bedrohungslagen und komplexe Geländeformen bewältigen. Gerade Luft/Boden-Operationen erfordern ein präzises Zusammenspiel aus Navigation, Sensorik und taktischer Entscheidungsfindung. Diese Fähigkeiten lassen sich nur teilweise simulieren - realer Tiefflug bleibt unersetzbar“, teilt die Luftwaffe mit.
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Die Bundeswehr richtet ihren Fokus wieder auf Landes- und Bündnisverteidigung, heißt es. Dafür braucht das Militär Besatzungen, die Einsätze im Tiefflug sicher beherrschen. Demnach ist es für Piloten wichtig, nicht nur im Simulator in Bodennähe zu fliegen, sondern auch im realen Luftraum den Ernstfall zu üben.
Tieffluggebiete der Luftwaffe
Aber es gibt auch Regeln für den Tiefflug. Trainiert werden darf in den ausgewiesenen Zonen zwischen 9 und 12.30 Uhr sowie am Nachmittag zwischen 13.30 und 17 Uhr. Wenn der Auftrag es zulässt, sollen die Crews Städte, Industrieanlagen und Naturschutzflächen meiden.

In diesen Gebieten darf die Luftwaffe zu Übungszwecken für maximal zwei Minuten in 250 Fuß (rund 75 Meter) Flughöhe fliegen. Foto: dpa, Karte: Mapcreator.io | OSM.
„Die Routen wechseln täglich, damit sich die Belastung verteilt“, erklärt die Luftwaffe. Die angegebenen Zeiträume bedeuten aber nicht, dass Jets zu anderen Uhrzeiten nicht fliegen dürfen – dann sind sie in höheren Lagen unterwegs.
Abschreckung ist auch ein Teil der Übungsflüge
Die alten Tieffluggebiete werden reaktiviert, weil sich die Bundeswehr auf mögliche Konflikte mit modern ausgestatteten Gegnern vorbereitet und dieses Training mit gezielten Anflügen auch abschreckend wirkt. „Tiefflug hilft, das gegnerische Radar zu unterfliegen, Bedrohungen auszumanövrieren und das Leben der Besatzungen zu schützen. Doch mit hoher Geschwindigkeit tief zu fliegen und dabei Kampfaufträge auszuführen, ist sehr anspruchsvoll. Das müssen die Crews trainieren, bis es sicher sitzt“, heißt es zur Erklärung vonseiten des Militärs. Die Piloten der Bundeswehr üben das tiefe Fliegen allerdings nicht nur in diesen sieben Gebieten. Ein Großteil der Tiefflugausbildung findet in internationalen Übungsräumen statt. Norwegen, Schweden und aktuell in Neuseeland üben Soldaten den Flug in Bodennähe.
Die Luftwaffe führt mit Freigabe der Tiefflugstrecken ein engmaschiges Monitoring ein, um Rückmeldungen zur Lärmbelastung konkret zu analysieren, gibt die Bundeswehr bekannt.
Auswirkungen auf den Landkreis Rotenburg im Blick
Welche Bedeutung die Tiefflüge der Kampfjets für den Landkreis Rotenburg haben, kann die Kreisverwaltung noch nicht genau sagen. Derzeit sind Mitarbeiter damit beschäftigt, sich das Ganze genauer anzuschauen. „Es ist verständlich, dass die Bundeswehr aufgrund der aktuellen Sicherheitslage so handelt und ihre Tieffluggebiete für Übungen festlegt. Für die Bevölkerung bedeutet dies, dass die Belastung durch Lärm zunehmen könnte“, teilt Christine Huchzermeier, Pressesprecherin des Landkreises Rotenburg, am Montag auf Anfrage mit.
„Welche Auswirkungen es auf Ebene des Landkreises für die Windkraftflächen im Regionalen Raumordnungsprogramm hat, das zurzeit überarbeitet wird, kann zurzeit noch nicht gesagt werden.“ Der Landkreis Rotenburg bemüht sich um eine zügige Klärung mit der Bundeswehr und dem Land. Auch der niedersächsische Landkreistag wird sich mit diesem Thema beschäftigen, heißt es aus Rotenburg.