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Rudelsingen

TKaraoke mal anders: 2000 Menschen singen gemeinsam im Stadeum

Die Freundinnen Sigrid, Carmen, Annika, Gaby und nochmal Gaby und Thekla finden es klasse, gemeinsam zu singen.

Die Freundinnen Sigrid, Carmen, Annika, Gaby und nochmal Gaby und Thekla finden es klasse, gemeinsam zu singen. Foto: Franziska Felsch

Das erste Rudelsingen im Stadeum - und die Hütte ist voll. Das Kult-Event hat auch in Stade jede Menge Fans, die voller Inbrunst internationales Liedgut zum Besten geben.

Von Franziska Felsch Samstag, 21.12.2024, 15:50 Uhr

Stade. Nicht jeder Ton sitzt, aber was macht das schon: Wenn 2000 Menschen gemeinsam „Aber bitte mit Sahne“ trällern oder „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“, ist die Stimmung schnell auf dem Höhepunkt. So wie am Freitagabend im Stadeum, wo die ersten Besucher schon vor Beginn der Veranstaltung beste Laune im Foyer verbreiten, indem sie ihre Stimmen ölen. Ohne Musik, einfach weil sie es gar nicht erwarten können, dass es endlich losgeht.

Gemeinsames Singen macht Laune

Simon Bröker und Maximilian Saul, die beiden professionellen Musiker, werden begrüßt wie prominente Popstars. Die erklären erstmal drei wichtige Punkte: Möglichst im Stehen singen, währenddessen nicht quatschen und „Spaß haben“. Das hätten sie eigentlich nicht groß erwähnen müssen, denn bierernst nimmt das hier keiner.

Trotzdem, es klingt überraschend gut, als die 2000 Männer und Frauen jeden Alters - wobei der weibliche Anteil überwiegt - ihre Stimmen erheben. Es ist nicht nur laut, sondern - zumindest für Laien - eine wohltuende Akustik, die sich im Saal ausbreitet. Abgesehen von einigen wenigen Misstönen. Aber auch die fallen eigentlich gar nicht ins Gewicht.

Fans aus dem gesamten Landkreis

Sie kommen aus Stade, Buxtehude, Neu Wulmstorf und sind nur aus einem einzigen Grund hier: Um gemeinsam zu singen. Nicht gesittet und brav wie im Chor, sondern frisch und frei von der Leber weg. So wie Gaby Hinck und ihre Freundinnen Sigrid, Carmen, Annika, Gaby und Thekla, die mit weihnachtlichem Kopfschmuck mitfeiern. Für sie ist es das erste Mal, jedoch nicht das Letzte, versichern sie glaubhaft.

Ob besinnliche, deutsche Weihnachtsklassiker oder „Last Christmas“, ob Abba oder die Beatles: Kein Song wird vom Publikum ausgelassen. Aber: Alles, was fetzt, gehört eindeutig zu den Favoriten. Bei „Er gehört zu mir“, „Westerland“ oder „Jingle Bells“ kommt Bewegung in die Massen. Im Walzertakt wird mitgeschunkelt, beim Hardrock-Medley getwistet, was die Kniescheiben mitmachen und bei „Major Tom“ heben sie endgültig ab - aber nur, um das „Raumschiff“ für eine Viertelstunde zu verlassen und die trockenen Kehlen wieder mit etwas Flüssigem zu benetzen, damit man nicht ganz heiser in die zweite Runde startet.

Texte werden per Beamer an die Wand geworfen

Nach der Pause ist die Mega-Stimmung eigentlich nicht mehr zu toppen. Max und Simon kriegen es trotzdem hin: Die ersten entledigen sich ihrer Jacken und legen eine flotte Sohle aufs Parkett. Natürlich ohne das Singen zu unterbrechen.

Viele kennen die Texte auswendig, der Rest schaut auf die Bühne, wo jede Zeile per Beamer an die Wand geworfen wird. Manchmal etwas abweichend von der Ursprungsversion, aber das gehört zum humorgeladenen Entertainment der Musiker. So heißt es bei „Feliz Navidad“ „Was ist denn nu dat, ich bin in Islamabad“. Am Ende brauchen nicht nur einige aus dem Publikum ein Sauerstoffzelt, auch Max und Simon verlassen schweißgebadet die Bühne, kehren dann - nach dem frenetischen Applaus - wieder zurück, für eine Zugabe.

„Ein super Programm“, loben Svenja Meyer, Bastian Vollmers und Anna-Lena Klie. Claudine Wonner-Panten hat es ebenso gefallen: „Die Mischung macht‘s, ich habe das in Buxtehude erlebt und bin begeistert.“

Die Energie, die solch ein Event mit sich bringt, schätzt Piet Plath. Carolin Murck, die selbst gerne singt, schaut sich die Show an, weil sie und ihr Mann Dieter so etwas Ähnliches, nämlich Kuddelmuddelsingen, nächstes Jahr in der Kutenholzer Festhalle anbieten. „Das ein toller Trend “, sagt die Festhallen-Wirtin.

Shows in ganz Deutschland

Seit 2011 feiert das Event, das in Münster aus der Taufe gehoben wurde, seinen Siegeszug durch Deutschland. Das Repertoire ist bunt gemischt. Von Schlager bis Rock, vom aktuellen Radio-Hit bis zum Evergreen.

Jeder Abend ist anders. Zwar führen zwei Profi-Musiker durch das Programm, aber die eigentlichen Akteure sind die Zuschauer, die eben nicht still dasitzen und lauschen, sondern selbst aktiv mitmachen, was das Ganze zu einem besonderen Konzerterlebnis macht - ein Ereignis, das offenbar den Zeitgeist trifft, denn dort, wo es stattfindet, sind die Plätze schnell ausgebucht - so wie jetzt in Stade. Wer nicht dabei sein konnte, muss sich bis Dezember 2025 gedulden - oder sich andernorts ein Rudelsingen suchen.

Ausgelassene Stimmung im Stadeum.

Ausgelassene Stimmung im Stadeum. Foto: Franziska Felsch

Frontman Max heizt die Massen an.

Frontman Max heizt die Massen an. Foto: Franziska Felsch

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