Zähl Pixel
Klinik-Aus

TKardiologe: Ameos macht Geschäfte mit den Patienten

Der langjährige Chefarzt der Kardiologie im Klinikum Reinkenheide, Professor Rüdiger Dißmann, übt Kritik an Ameos.

Der langjährige Chefarzt der Kardiologie im Klinikum Reinkenheide, Professor Rüdiger Dißmann, übt Kritik an Ameos. Foto: Scheschonka

Die Sorgen um die Patientenversorgung nach dem Klinik-Aus in Bremerhaven sind da. Kann das städtische Krankenhaus alle Herzpatienten übernehmen? Jetzt äußert sich der langjährige Chefarzt.

Von Denise von der Ahé Donnerstag, 08.02.2024, 11:55 Uhr

Bremerhaven. Er mache sich Sorgen um die Patienten, weil nach dem Klinik-Aus bei Ameos in Mitte in Bremerhaven eine zweite Kardiologie fehlen werde - das sagte Dr. Kadir Yilmaz, Chef-Kardiologe bei Ameos, der „Nordsee-Zeitung“ und löste damit in Reinkenheide Entrüstung aus. Dass alle Patienten komplett und umfänglich im Klinikum Reinkenheide versorgt werden können, „das bezweifle ich“, so Yilmaz.

Darauf reagiert jetzt der langjährige Chefarzt der Kardiologie im Klinikum Reinkenheide, Professor Rüdiger Dißmann: „Die Herzpatienten können künftig problemlos in Reinkenheide versorgt werden. Bis vor zehn Jahren hat das Klinikum Reinkenheide alle kardiologischen Patienten der Region allein behandelt.“ Damals habe Ameos aus rein wirtschaftlichen Gründen und gegen den offiziellen Versorgungsauftrag einen eigenen Herzkatheter errichtet. „Leider merken Patienten nicht, wie mit unnötigen Kathetern und Schrittmachern Geschäfte mit ihnen gemacht werden“, sagt Dißmann und wirft Ameos damit Profitorientierung vor.

„Bei Ärzte- und Pflegemangel wird keiner arbeitslos“

Yilmaz hatte von 750 Notfällen im Herzkatheterlabor pro Jahr gesprochen, die Reinkenheide künftig auffangen müsse. Dißmann sagt, das sei machbar. Die Schließung der Kardiologie in Mitte und die Konzentration auf den Standort Reinkenheide sei „eine gute Nachricht für die Patienten“, betont Dißmann. „Bei Ärzte- und Pflegemangel wird keiner arbeitslos, und man sollte sich besser auf die Schaffung effektiver Zentren in der Region konzentrieren. Dass ein solches Aus so kurzfristig von Ameos verkündet wird, zeigt das kalte Herz der Klinikgruppe.“

Dem Klinikum und Dißmanns Nachfolger als Chefarzt der Kardiologie, Dr. Dirk Müller, bleibe jetzt wenig Zeit, um organisatorisch zu reagieren, sagt Dißmann. Das sei bis zur geplanten Schließung von Ameos im Mai eine enorme Herausforderung, denn in den vergangenen Jahren hätten sich die Patientenströme verschoben.

Mediziner: Patienten müssen jetzt keine Angst haben zu sterben

„Strukturell ist das aber machbar“, betont Dißmann. „Patienten müssen jetzt keine Angst haben, wegen der Schließung der Kardiologie bei Ameos an einem Herzinfarkt zu sterben. Wir können die Patienten in Reinkenheide versorgen. Da muss auch keiner nach Bremen.“ Von Vorteil sei, dass im Sommer die Kardiologie in Reinkenheide aus dem neunten Stock in den Neubau umziehen werde. Damit verlagere sich die Patientenversorgung in unmittelbare Nähe zur Notaufnahme und Intensivstation. „Die Wege werden effektiver und schneller“, betont Dißmann.

Das städtische Klinikum betreibt zwei Herzkathetermessplätze zur Versorgung von Herzpatienten. Die Deutsche Herzstiftung hatte in der Vergangenheit betont, dass die Zahl für Bremerhaven und die Region ausreichend sei.

Dißmann unterstützt nach seiner Tätigkeit als Chefarzt derzeit weiterhin in der Kardiologie in Reinkenheide. Er berichtet davon, dass das Klinikum zuletzt des Öfteren Herzpatienten aus Bremen, Cuxhaven und der Wesermarsch versorgen musste, weil es dort zu Engpässen kam. In der 24-Stunden-Rufbereitschaft des Klinikums Reinkenheide werden seinen Angaben zufolge pro Monat 10 bis 15 Herzpatienten versorgt, die echte Notfälle seien.

Weitere Artikel