T„Kein deutsches Herz“: Wahlhelferin rassistisch angegangen

Aufgrund des Tragens ihres Kopftuches ist eine deutsche Wahlhelferin in Grünhöfe am Sonntag Opfer von rassistischen Beleidigungen geworden. Foto: Fredrik von Erichsen
Die junge Erzieherin ist in Deutschland geboren. Sie engagiert sich für Integration und ein gemeinsames Miteinander. Am Sonntag wurde sie Opfer von Rassismus. Dabei übte sie ein Ehrenamt aus. In ihrer Freizeit. Für die Gesellschaft. Für Deutschland.
Bremerhaven. Für die Bremerhavenerin Erzieherin und gesellschaftlich engagierte junge Frau verlief die ehrenamtliche Arbeit als Wahlhelferin am Sonntag äußerst unerfreulich. Wie sie im Gespräch mit der Nordsee-Zeitung erklärte, wurde sie „wohl hauptsächlich wegen ihres Kopftuches als ‚Nicht-Deutsche‘ angesehen“ und im Wahllokal von einem Wähler massiv „rassistisch angegangen“.
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Magistrat bestätigt Vorfall
Auf Nachfrage der NZ bestätigt der Magistrat Bremerhaven den Vorfall und teilt mit, dass der Wähler gegen Mittag in das Wahllokal in einem Seniorentreffpunkt in Grünhöfe gekommen sei.
Dort zeigte er zunächst seine Wahlbenachrichtigung vor, verweigerte dann aber schon die Anweisungen der Wahlhelfer zu der Kollegin an den Tisch zu gehen, um seinen Stimmzettel von ihr zu empfangen.
Wegen ihres Kopftuches bezeichnete der Mann die Wahlhelferin als „Nicht-Deutsche“, die kein Recht habe, ihm den Stimmzettel zu überreichen und aus dem Land verschwinden solle.
Massive rassistische Beschimpfungen
Die Geschädigte versuchte noch den Mann zu beruhigen. „Ich habe ihm erklärt, dass ich in Deutschland geboren bin und hier ehrenamtlich als Wahlhelferin arbeite. Auch um ein Zeichen für Integration zu setzen, aber das hat ihn gar nicht interessiert“, schildert die Frau ergriffen die Situation.
Grundlos wurde sie daraufhin weiter angeschrien. So hätte sie „zwar einen deutschen Pass, aber kein deutsches Herz“ und sei eine „Schande für dieses Land“. Danach fielen noch schlimmere Beleidigungen.
Anschließend führte der Mann seine Europawahl aus und verließ das Wahllokal.
Stadtwahlleiter zeigt sich bestürzt
Stadtwahlleiter Claus Polansky zeigte sich angesichts des Vorfalls, der von mehreren Zeugen bestätigt wurde, entsetzt: „Diese rassistische Entgleisung ist abstoßend und durch nichts zu entschuldigen.
Wer Wahlhelfer attackiert, greift auch unseren demokratischen Rechtsstaat und die Werte unserer Stadtgesellschaft an.“ Die Daten des Wählers seien bekannt, die Beleidigungen zur Anzeige gebracht.
Verletzungen der Geschädigten wiegen schwer
Das Opfer ist tief bestürzt. Der Vorfall aus dem Wahllokal habe sie und ihre Familie sehr mitgenommen. Beleidigungen, vor allem rassistische, seien ihr ja „leider durchaus bekannt“, aber solch eine massive Art habe sie bislang nicht erfahren.
„Seit so vielen Jahren engagiere ich mich für Integration und im sozialen Bereich“, sagt sie sichtlich betrübt. „Neben meinem Job studiere ich Soziale Arbeit und möchte ein Zeichen setzen für ein friedliches Miteinander.“
Doch nun habe sie Angst - auch öffentlich dafür einzustehen.