TKinos auf dem Land: Harsefelder Lichtspiele kommen groß raus

Trotz Sanierung blieb der ursprüngliche Charme des Harsefelder Kinos erhalten. Foto: Katrin Schneider
Es gibt sie noch, die kleinen Kinos mit Charme und Atmosphäre. Eine Fotografin hat diese Kleinode deutschlandweit aufgespürt - auch das Harsefelder Kino. Das ist die Geschichte dazu.
Harsefeld. Vorhang auf für das Kino-Hotel Meyer in Harsefeld: In einem neu erschienenen Bildband unter dem Namen „Cinema Provinziale - Lichtspieltheater auf dem Land“ wurde es porträtiert, zusammen mit weiteren Kinos im ländlichen Raum. Der großformatige Bildband zeigt die Vielfalt und Kreativität kleiner Kinos in ganz Deutschland, die von außen oft unscheinbar, von innen aber prächtig und mit großer Leidenschaft gestaltet sind.
Zu jedem Kino gibt es Fotos und die entsprechende Geschichte. Der Bildband verdeutlicht die Wichtigkeit kleiner Provinzkinos als Orte der kulturellen Begegnung und macht Lust, wieder ins Kino zu gehen und neue Filme zu schauen, die in der charmanten Kino-Atmosphäre zu einem besonderen Erlebnis werden.

Typisch für Provinzkinos: die schlichte Außenansicht der Harsefelder Lichtspiele. Foto: Katrin Schneider
Fotografin Katrin Schneider hat die unentdeckten Kleinode in ganz Deutschland aufgespürt und mit der Kamera festgehalten. Erstaunlich vielfältig zeigen sie sich oft in ihrer Architektur und von sehr unterschiedlicher Größe - meistens prachtvoll innen, außen häufig schlicht. Manche der Kinos existieren an Orten, von denen kaum jemand gehört hat, es sei denn, man wohnt in der Nähe.
In der deutschen Provinz gibt es noch einige cineastische Kleinode, nicht selten mit ehemals exquisiter und professioneller Ausstattung, manchmal halb versteckt in kleinstädtischen Industriebauten oder früheren Dorfscheunen, gelegentlich auch mit Improvisationstalent und Fantasie eingerichtet. Allein für Niedersachsen werden sieben Kinos porträtiert.
Oft sind es Häuser für den Film, meistens schon älter, die aus einem Tanzsaal, einem Hotel, einer Gaststätte oder sogar einem Stall entstanden sind. Manchmal wurden sie von Wanderkinobetreibern gegründet, die sich damit sesshaft gemacht haben. Fast alle, so auch das Harsefelder Kino-Hotel Meyer, sind ebenso wie Großstadtkinos mit modernster Technik ausgestattet. Vielerorts bilden sie die fast einzige kulturelle Attraktion im Umkreis vieler Kilometer.
Großvater gründete 1928 die Harsefelder Lichtspiele
Auszug aus dem Bildband: „Die „Harsefelder Lichtspiele“ sind bis heute ihrem Konzept treu: Sie verbinden Kino mit einem Hotelbetrieb. Seit 1848 betreibt Familie Meyer in Harsefeld eine Gastwirtschaft, später kamen ein Hotel und ein Kino dazu. Das Traditionskino „Harsefelder Lichtspiele“ eröffnete 1928. Anfang der 1980er-Jahre übernahm die damals 25-jährige Enkelin Marga Engelmann nach dem plötzlichen Tod ihres Großvaters Karl-Friedrich Meyer den Betrieb, mittlerweile wird er von ihrem Sohn Martin Engelmann weitergeführt.

Kino-Erlebnis in Harsefeld von der ersten bis zur letzten Reihe mit 128 bequemen Plätzen. Foto: Katrin Schneider
2021 öffnete sich der goldene Vorhang der „Lichtspiele“ nach aufwendigen Renovierungsarbeiten wieder: Jedes Teil des neuen Interieurs wurde exklusiv für die „Harsefelder Lichtspiele“ maßgefertigt – angefangen bei den originalgetreuen Sitzreihen aus Norwegen über die individuell geschreinerten Echtholz-Tische bis hin zur textilen Wandbespannung.
Bundesfilmfestival
T Harsefeld wird erneut zum Film-Mekka für Amateurfilmer
Die historischen Säulen und Türfassungen des Saals wurden in mühevoller Handarbeit aufgearbeitet. Das Programmkino ist ein Servicekino mit Bedienung und Klingel für Bestellungen am Platz. Der Schwerpunkt des Filmprogramms liegt auf besonderen Filmen und Filmkunst. Dafür wurden die „Harsefelder Lichtspiele“ vielfach ausgezeichnet.“

Das Herz des Kinos: modernste Filmtechnik, die Hollywood nach Harsefeld bringt. Foto: Katrin Schneider
„Cinema Provinziale - Lichtspieltheater in der Provinz“, 312 Seiten, 38 Euro, ISBN 978-3-7410-0477-3.