TKlinker und Obst nach dem Krieg: Die Wandlung des Hafens in Assel

Klaus Horwege (links) und Daniel Fischer möchten jüngere Menschen für den Wassersportverein Assel gewinnen. Foto: Helfferich
Assel war einst ein bedeutender Hafen, Ziegel wurden von hier aus nach Hamburg geliefert. Heute steht der Wassersport im Vordergrund. Zum Jubiläum haben die Verantwortlichen einen Wunsch.
Assel. Assel liegt direkt am Ruthenstrom - und es gibt dort gleich drei maritime Vereine. Sie feiern alle zwei Jahre gemeinsam Hafenfest - nun ist es wieder soweit.
Der jüngste Verein ist der zur Erhaltung der Emmi. Er wurde vor zehn Jahren gegründet, als der Besanewer mit Hilfe von Asseler Bürgerspenden gekauft wurde. 1909 wurde die Segelschute mit zwei Masten und Schwertern für einen Schiffer in Assel gebaut und erlebte mit zwei Weltkriegen eine Odyssee. Schließlich kaufte der Asseler Kapitän Erich Waller das Schiff und brachte es zurück in den Heimathafen.
1949 gründete sich die Hafengemeinschaft Assel. Damals habe es vor Ort etwa 25 Schiffer gegeben, erzählt der Vorsitzende der Hafengemeinschaft, Wilfried Kahrs. Und die Schiffer hatten seinerzeit gut zu tun: In Assel gab es mehrere Ziegeleien, die ihre Klinker vom Hafen zum ausgebombten Hamburg schipperten, wo die Steine zum Wiederaufbau benötigt wurden. Auch wurde Obst aus Kehdingen mit Flachbodenschiffen bis nach Berlin gefahren. Damit alle Schiffe in Assel festmachen konnten, sorgte die Hafengemeinschaft dafür, dass der Hafen befahrbar blieb.
Wassersportverein Assel gründete sich 1975
Vor 50 Jahren war schließlich die Geburtsstunde des Wassersportvereins Assel. Der Hafen wurde nicht mehr so stark gewerblich genutzt, sondern immer mehr von Wassersportlern. Nur zwei Jahre nach Vereinsgründung übernahm Gründungsmitglied Klaus Horwege die Vereinsgeschäfte - damals erst 21 Jahre alt. Bis heute ist er der Vorsitzende. „Es war hier richtig viel Leben“, erinnert sich der 69-Jährige, viele junge Leute seien in ihrer Freizeit an den Hafen gekommen. Fast alle hätten ein eigenes kleines Boot gehabt.

Viel Betrieb am Asseler Hafen Ende der 70er Jahre. Foto: Klaus Horwege, Hafengemeinschaft Assel
Damals war Assel noch nicht eingedeicht. Die Bootseigner hatten die ersten Jahre noch freien Zugang zur Elbe. Und umgekehrt kamen häufig Gäste auf dem Wasserweg nach Assel. Doch die Schiffe wurden immer größer. Mit der Eindeichung und der Inbetriebnahme des Sperrwerks Ruthenstrom 1978 wurde der Sportboothafen schließlich ans Sperrwerk verlegt.
Um die 100 Mitglieder zählt der Wassersportverein heute. Horwege, der in allen drei Vereinen Mitglied ist, setzt sich dafür ein, den Asseler Hafen - und damit ein Stück Identität der Menschen vor Ort - zu erhalten. So haben er und Wilfried Kahrs die Hafensanierung angeschoben. 2023 wurde mit Fördergeld der Leaderregion eine Spundwand gebaut und der Wohnmobilplatz gepflastert. Jetzt hoffen sie auf Unterstützung aus der Dorfentwicklung.
Stand-up-Paddling auf dem Ruthenstrom
Auch Daniel Fischer macht sich stark für den Hafen. Er ist fast qua Geburt Mitglied des Wassersportvereins. Als Zweijährigen hat ihn sein Vater angemeldet. Heute ist er 30 Jahre alt. „Ich habe hier auf dem Ruthenstrom mit den Optis segeln gelernt“, erzählt er, Fix und Foxy heißen die vereinseigenen Optimisten, die derzeit ungenutzt im Lager liegen. Er wünscht sich, dass wieder mehr Jugendliche den Wassersportverein für sich entdecken. So denkt er über Stand-up-Paddling im Asseler Hafenpriel nach. „Wir bewegen uns hier mitten durchs Naturschutzgebiet, das ist ein tolles Areal.“
Vielleicht kann Daniel Fischer beim Asseler Hafenfest am 14. und 15. Juni den Nachwuchs direkt ansprechen. Am Sonnabend wird ab 14 Uhr ein Programm für Kinder geboten. So gibt es maritime Angebote (Schwimmwesten sind vorhanden) und die Emmi kann besichtigt werden. Auch werden von DLRG und Privatpersonen Ausfahrten angeboten. Rollo 333 spielt, ein Plattdeutsch singender Rock-Pop-Musiker. Der Drochterser Sportfischerverein Petri Heil verkauft geräucherten Fisch. Und es gibt eine schwimmende Backstube.

In Assel wird Hafenfest gefeiert. Foto: Helfferich
Ab 18 Uhr gibt es einen Empfang mit geladenen Gästen zum Vereinsjubiläum, Landrat Kai Seefried und Drochtersens Bürgermeister Mike Eckhoff werden sprechen. Und ab 19.30 Uhr gibt Akustik Remembaaa ein Open Air Konzert, das nahtlos in den Hafen-Schwoof übergeht. Wer sich am nächsten Morgen besinnen will, kann das ab 11 Uhr bei einem maritimen Open Air Gottesdienst.

Brautpaare können sich jetzt auf der MS Emmi trauen lassen. Das Traditionsschiff liegt im Winterhalbjahr meist in Assel, im Sommerhalbjahr im Barnkruger Hafen. Foto: Knappe
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