TKoken op Platt: Verein will mit Koch-Videos Plattsnacker erreichen

Doris Wettwer (Vorsitzende der Kreislandfrauen Cuxhaven), Magda, Johanna und Heinz Mügge (Verein De Plattdüütschen) sowie Adelheid Balthasar (Kreislandfrauen Stade). Foto: Susanne Helfferich
Koken op Platt heißt ein neues Leaderprojekt. Das Besondere: Vier Leaderregionen sind beteiligt, und es will junge Menschen erreichen. Mit im Boot ist eine Platt-Influencerin.
Düdenbüttel. Nach Untersuchungen des Instituts für niederdeutsche Sprache sprechen nur noch 15 Prozent der Bevölkerung Platt; bei den 5- bis 20-Jährigen sind es weniger als fünf Prozent. Der Verein De Plattdüütschen, unter Vorsitz des früheren Düdenbütteler Bürgermeisters Heinz Mügge, hat viel für den Erhalt der plattdeutschen Sprache getan. Er brachte das Plattdeutsch in Schulen und Kindertagesstätten. Jetzt sollen die 20- bis 35-Jährigen erreicht werden. Koken op Platt heißt das Gemeinschaftsprojekt der vier Leaderregionen aus drei Landkreisen: Moorexpress-Stader Geest, Altes Land und Geestrand, Kehdingen-Oste und Hadler Region.
„Wenn wir die plattdeutsche Sprache retten wollen, dann geht das nur über die Jugend“, sagt Heinz Mügge. Mit seinen vier Enkelkindern hat er ein gutes Korrektiv, was bei jungen Leuten funktioniert und was nicht. Auf die Website des Plattdüütsch-Vereins schauen die Enkel jedenfalls nicht. Um die Generation zu erreichen, müssen andere Wege - und vor allem junge Mitstreiter - gefunden werden.
Enkel-Generation schaut nicht mehr ins Rezeptbuch
Grundsätzlich ist Kochen bei de jung Lüüd angesagt. Entsprechende Videos werden von der Zielgruppe geklickt. Die Herausforderung ist, sie über das Kochen zum Plattdeutschen zu führen. Eine ganz große Rolle spielt dabei Social Media. „Ein plattdeutsches Kochbuch funktioniert da nicht mehr“, sagt Adelheid Balthasar, Vorsitzende der Kreislandfrauen, „es gibt so viele Kochbücher. Wenn junge Leute ein Rezept suchen, schauen sie da nicht mehr rein, sondern aufs Handy.“
„Wir müssen zunächst wissen, für welche Rezepte sie sich interessieren, was sie essen wollen“, so Heinz Mügge. „Was man von Oma kennt“, nennt Enkelin Johanna als Anhaltspunkt, jeder kennt das Gericht, „aber was gehört an Zutaten dazu, damit es wie bei Oma schmeckt?“ Aber auch Grundsätzliches: „Meine Mutter hat immer Brot gebacken“, erzählt Balthasar, jeder erinnert sich an den Geschmack, aber wie setzt man den Sauerteig an?“
Kombination aus Koch-Videos und Kochbuch
Über die Landfrauen verfügt der Plattdüütsch-Verein über einen riesigen Fundus an Rezepten. Aus allen vier Leaderregionen sollen Gerichte zusammengetragen und in einer Kombination aus kurzen Koch-Videos für Social Media sowie einem zweisprachigen Kochbuch mit für die Region typischen Rezepten veröffentlicht werden. Jedes Rezept im Buch erhält einen QR-Code, der zu dem jeweiligen Video führt, in dem Plattdeutsch gesprochen wird, aber das auf Hochdeutsch untertitelt wird.
Als Kooperationspartner für die Auswahl der Rezepte konnten die Kreislandfrauenverbände Stade und Cuxhaven gewonnen werden. Außerdem ist die Platt-Influencerin Lisa Wrogemann mit im Boot. Hinzu kommt ein Instagram-Kanal, den Faustballerin Johanna mit einigen Team-Kolleginnen bespielen will: Neben den Videos werden Sinnsprüche, Feste und Veranstaltungen in der Region und besondere Ausdrücke dort aufgegriffen, und auch der Einkauf in lokalen Hofläden und Tischgespräche auf Platt sollen dort als Filmchen gezeigt werden. Damit alles aus einem Guss kommt, werden die Rezept-Texte fürs Kochbuch in Hochdeutsch geliefert und von De Plattdüütschen übersetzt.
Anteil der einzelnen Kommune liegt bei 230 Euro
24.425 Euro soll das Projekt kosten, bei einer Leader-Förderung von 75 Prozent. Der Eigenanteil der 20 beteiligten Kommunen beträgt je 230 Euro. Nach Auskunft von Leader-Projektmanagerin May-Britt Müller ist das Kooperationsprojekt mit vier Leaderregionen sehr ungewöhnlich; „und auch nicht ganz ohne“. Auf der einen Seite sei es ein hoher bürokratischer Aufwand, auf der anderen profitierten alle von der Vernetzung über die Leaderregionen hinaus. Drei Leaderregionen haben das Projekt bereits beschlossen. Am 27. November tagt die Lokale Aktionsgruppe (LAG) der Region Moorexpress-Stade.