TKostenschock: Drochtersen muss Millionen in die Grundschulen investieren

Für den Ganztag ab 2026 müssen viele Grundschulen vergrößert werden. Im vorderen Bereich der Grundschule Assel, da wo die Säulen das Gebäude tragen, könnte ausgebaut werden. Foto: Knappe
30 Millionen Euro wird es Drochtersen kosten, die Grundschulen fit für den Ganztag zu machen. Aber das wird bis 2026 nichts. Was nun?
Drochtersen. Es geht um viel Geld, das die Gemeinde Drochtersen nicht hat und um die Zukunft der drei Grundschulstandorte in Drochtersen, Assel und Dornbusch. Ab August 2026 haben Erstklässler in Niedersachsen Anspruch auf täglich acht Stunden Unterricht und Betreuung in der Schule, bis 2029 haben alle Grundschüler diesen Rechtsanspruch. Zusätzliche Räume - etwa fürs Mittagessen und Differenzierungsräume - werden dafür benötigt.
2023 beauftragte der Drochterser Rat das Beratungsunternehmen Drees & Sommer mit einer Machbarkeitsstudie: Der Raumbedarf der Grundschulen, die Umsetzbarkeit und die Bau- und Sanierungskosten wurden ermittelt. Etwa 40.000 Euro kostete die Studie, seit Januar liegt sie vor, im Februar wurden die Ergebnisse den Ratsmitgliedern vorgestellt - in nichtöffentlicher Runde.
Neubauten nur wenig teuerer als Sanierungen
Die Kernaussage: Pro Grundschule werden etwa zehn Millionen Euro fällig, also 30 Millionen für alle drei. Dabei entfalle jeweils etwa die Hälfte der Kosten auf den Ausbau zur Ganztagsschule, die andere Hälfte auf Sanierungskosten, sagte Bürgermeister Mike Eckhoff dem TAGEBLATT. Auch Kosten für Neubauten sollen aufgeführt sein: Sie sollen nur etwas - etwa eine Million Euro - höher liegen als Umbau- und Sanierungskosten.
Die Kosten stellen Drochtersen vor „erhebliche finanzielle Herausforderungen, die ohne eine signifikante Erhöhung der bestehenden Förderung durch das Land Niedersachsen beziehungsweise den Bund (derzeit circa 460.000 Euro) kaum zu stemmen ist“, heißt es in einer Pressemitteilung der Gemeinde.
Standortschließung bis jetzt noch kein Thema
Wird auch die Schließung eines Grundschulstandortes Thema sein? „So eine Diskussion haben wir bisher nicht“, sagt Bürgermeister Eckhoff. Sie werde - wenn überhaupt - von der Politik geführt werden.
So soll es nun weitergehen: Um betroffenen Eltern ab dem Schuljahr 2026/2027 eine bedarfsgerechte Betreuung anbieten zu können, soll sich eine Arbeitsgruppe (AG) mit den Ergebnissen der Machbarkeitsstudie befassen und Lösungen erarbeiten.
Die gute Nachricht
Unerwarteter Geldregen für Grundschule Dornbusch
Diese AG besteht aus Ratsmitgliedern, Grundschulleitungen, Vertretern der Lehrkräfte, den Schulelternratsvorsitzenden, Vertretern des Schulträgers und dem Vorsitzenden des Kita-Gemeindeelternrats. Am 5. März trifft sich die AG erstmals.
Zu den Standorten: Die Grundschulen in Assel und Dornbusch haben beide jeweils ungefähr 120 Schulkinder, die Grundschule Drochtersen 240. Alle Schulgebäude sind um die 50 Jahre alt oder älter. Eine Ausnahme ist der Pavillon der Grundschule Drochtersen: Er wurde Anfang des Jahrtausends gebaut und verfügt in Erd- und Obergeschoss über viereinhalb Klassenräume.
Wandernde Containerschule für die Bauzeiten
Die Bauarbeiten werden Jahre dauern. Die Kinder sollten nicht ihre ganze Grundschulzeit in Baustellen verbringen, sagt Ordnungsamtsleiter Gerrit Witt. Denkbar sei als Übergangslösung eine Containerschule, die von einem Schulstandort zum anderen wandere, bis die Bauarbeiten abgeschlossen seien.
Grundstücksflächen für Erweiterungsbauten stehen grundsätzlich an allen drei Grundschulstandorten zur Verfügung. In Assel wäre eine Erweiterung auch ohne zusätzliche Grundfläche möglich: im vorderen Bereich ruht der Baukörper auf Säulen - die Fläche darunter könnte bebaut werden.
In Assel könne zudem möglicherweise die Turnhalle aus einer Schulerweiterungsplanung herausgelöst werden, um so über die Turnhalle an Mittel aus dem Dorferneuerungsprogramm für die Elbstromdörfer zu kommen, sagte Eckhoff.
In Dornbusch wären Erweiterungen im vorderen Gebäudebereich, also zwischen Hauptstraße und Schule, oder auch im hinteren Bereich möglich. Ein kleines Plus: Die Grundschule ist, wie berichtet, im Vorjahr ins Start-Chancen-Programm aufgenommen worden. Bauliche Investitionen der Gemeinde ins Dornbuscher Schulgebäude werden mit 70 Prozent und maximal 740.000 Euro gefördert, die restlichen 30 Prozent - etwa 300.000 Euro - müsste die Gemeinde zuzahlen.
Vorrang hat nun Ausbau der Hortbetreuung bis 2026
Das alles sind nur Überlegungen. Klar ist: Erweiterungsbauten werden bis 2026 nicht fertig sein. Deshalb gehe es erst einmal darum, die Hort-Kapazitäten auszubauen, um damit den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung erfüllen zu können, verdeutlichten Witt und Eckhoff. Bereits heute biete die Gemeinde eine Betreuung von Grundschulkindern in den Horten Assel, Dornbusch und Drochtersen bis 17.30 Uhr an, auch eine Ferienbetreuung sei möglich.

Bei der Grundschule Dornbusch könnte vorne (Bild) oder auch im hinteren Bereich ein Anbau erfolgen. Foto: Knappe