Zähl Pixel
Ärgernis für Autofahrer

TKreisstraßen immer maroder: Sanierung stockt, weil das Personal fehlt

Schlagloch auf der Kreisstraße K64 kurz vor dem EVB-Bahnübergang in Bargstedt.

Schlagloch auf der Kreisstraße K64 kurz vor dem EVB-Bahnübergang in Bargstedt. Foto: Wisser

Viel Regen und Minusgrade haben die Straßen im Landkreis Stade weiter zu Schlagloch-Pisten gemacht. Das Problem bei der Sanierung ist nicht das fehlende Geld, sondern die unbesetzten Stellen. Der Landkreis reagiert.

author
Von Karsten Wisser
Donnerstag, 22.02.2024, 11:15 Uhr

Buxtehude. Der Wasser-Eis-Schlagloch-Effekt hat vielerorts die Straßen im Landkreis Stade zerstört. Es ist wie ein Kreislauf: In die Fahrbahnoberfläche eingedrungenes Wasser gefriert, dehnt sich aus und vergrößert den Riss. Nach wiederholtem Tauen und Gefrieren werden aus Haarrissen klaffende Spalten und Löcher. Schließlich sprengt das Eis ganze Asphaltbrocken ab, es entstehen Schlaglöcher, die durch den Verkehr weiter vergrößert werden.

Im Landkreis Stade ist es besonders schlimm, weil viele Straßen in der Region schon vor dem sehr feucht-kalten Winter in einem schlechten Zustand waren. Beispiele dafür gibt es viele.

Die verzweifelte Suche nach einer Leitung für das Straßenbauamt

In der Stader Kreisverwaltung treffen die kaputten Kreisstraßen auf einen massiven Personalmangel. Eigentlich sollte ein neues Amt für Straßenbau Besserung bringen. Landrat Kai Seefried (CDU) hatte dieses Projekt kurz nach seinem Amtsantritt gestartet. So sollte das vorhandene Geld endlich sprichwörtlich auf die Straße gebracht werden.

Für die Sanierung der maroden Kreisstraßen stehen eigentlich jedes Jahr acht Millionen Euro parat - gespeist aus einer Rücklage in Höhe von 32 Millionen Euro, die extra für diesen Zweck gebildet wurde. Hier haben Politik und Kreisverwaltung nach einer wahren Schockstudie zum Straßenzustand 2019 schnell reagiert.

Als größte Baumaßnahme läuft aktuell die Sanierung der Kreisstraße K39 im Alten Land.

Lesen Sie auch

Weil das Personal fehlt, kann das vorhandene Geld nicht ausgegeben werden

Weil Mitarbeiter in der Verwaltung fehlen, werden die jährlich vorhandenen acht Millionen Euro nicht ausgegeben. Unbesetzt sind mehrere Stellen. Das neue Amt hat noch keine Leitung. Aktuell wird es von Heiko Köhnlein, Leiter des Amts für Wasserwirtschaft und Küstenschutz, kommissarisch geführt. Im ersten Halbjahr soll Kreisbaurätin Madeleine Pönitz diese Aufgabe übernehmen. Auch die Leitungsstelle der Kreisstraßenmeisterei ist unbesetzt. Außerdem sind vier weitere Ingenieurstellen im neuen Amt frei.

Damit sind fünf von acht Ingenieurstellen dort nicht besetzt. „Die Stelle wurde ausgeschrieben und parallel dazu wurde ein Headhunter beauftragt, geeignete Kandidatinnen und Kandidaten anzusprechen“, beschreibt Kreissprecher Daniel Beneke die aktuelle Lage zur Leitungsstelle. Die freien Jobs sind schon ausgeschrieben worden. Da ein Ingenieur in der freien Wirtschaft und gerade in Zeiten des Fachkräftemangels mehr verdienen kann als im öffentlichen Dienst, waren die Bemühungen bisher vergeblich.

Inzwischen versucht die Kreisverwaltung, die unbesetzten Arbeitsplätze finanziell attraktiver auszustatten. Die Stelle Leitung der Kreisstraßenmeisterei sowie eine Projektleitungsstelle für Straßen- und Radwegebau und eine Stelle für Brückenbau wurden neu beschrieben und einer höheren Entgeltgruppe zugeordnet. Für diese drei Posten laufen derzeit neue Besetzungsverfahren.

Das sind die Ergebnisse der Schockstudie für Kreisstraßen und Radwege

Insgesamt ist der Kreis für etwa 380 Kilometer Straßen und 275 Kilometer Radwege an Straßen zuständig. Als Ergebnis einer Zustandserfassung im Jahr 2019 für die Fahrbahnen sind etwa 130 Kilometer - also 34,5 Prozent - in einem Zustand, der die Einleitung baulicher oder verkehrsbeschränkender Maßnahmen erforderlich macht.

Weitere 100 Kilometer (26,7 Prozent) der Fahrbahnen sind in einem Zustand, der es notwendig macht, den Zustand intensiv zu beobachten und konkrete Maßnahmen bei einer weiteren Verschlechterung einzuleiten. In der Summe sind damit mehr als 60 Prozent der Straßen in einem bedenklichen Zustand. Daran hat sich entsprechend bis heute wenig geändert. Der Winter 2023/2024 dürfte dafür gesorgt haben, dass die Bilanz bei den Straßen bei einer neuerlichen Untersuchung wohl eher noch schlechter ausfallen würde. Bei den Untersuchungen der Radwege an Kreisstraßen im Jahr 2021 fiel das Ergebnis dagegen besser aus. Hier sind 24,9 Prozent in einem sehr schlechten, 6,5 Prozent in einem schlechten Zustand.

Weitere Artikel