TLandkreis Stade feiert seine besten Nachwuchs-Handwerker

Die Jungmeisterinnen und Jungmeister auf der Stadeum-Treppe. Foto: Bisping
Das Handwerk hat Tradition, diese Veranstaltung auch: Beim Handwerksforum wurden junge Menschen aus dem Handwerk geehrt - und deutliche Worte gesprochen.
Landkreis. „Ihr Titel ist ein entscheidender Beitrag, um die Zukunft des Handwerks sicherzustellen.“ Mit diesen Worten begrüßte Kreishandwerksmeister Jörg Klintworth die anwesenden Nachwuchs-Handwerkerinnen und -Handwerker im gut gefüllten Stadeum.

Gäste aus Verwaltung und Politik nehmen ebenfalls teil. Foto: Bisping
Dort hatten sich 350 geladene Gäste aus Politik und Verwaltung, Wirtschaft und Handwerk eingefunden. 49 Ehrungen der Innungsbesten und Jungmeister standen an, auch nachträglich in einem Live-Stream zu sehen unter www.khw-std.de.
16 Prozent bewerten ihre Lage als schlecht
Handwerk sei das Herzstück der deutschen Wirtschaft, sagte Klintworth. Er appellierte an die Politik: „Diese Achterbahnfahrt muss ein Ende haben - jeden Tag warten wir auf den Galgen, der uns hängen wird.“ Das Hin und Her im Bundestag erschwere Planungssicherheit und hemme Investitionen.
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Im Herbst erst hatte die Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade bei einer Konjunkturumfrage festgestellt: Die Geschäftslage im Handwerk ist relativ stabil, die Stimmung im Handwerk hat sich im dritten Quartal 2024 gegenüber dem Vorjahresquartal leicht aufgehellt.
Allerdings meldeten 33 Prozent der befragten Handwerksbetriebe Umsatzrückgänge, lediglich 19 Prozent konnten ihren Umsatz steigern. 16 Prozent bewerteten ihre Lage als schlecht, im Vorjahr waren es 13 Prozent.
Unsicherheit über wirtschaftspolitischen Kurs
Umsatz, Beschäftigung und Investitionen im Handwerk entwickelten sich alles andere als gut, sagt Kammerhauptgeschäftsführer Matthias Steffen auf der Website der Handwerkskammer zu den Umfrageergebnissen. „Es herrscht aktuell viel Unsicherheit über den künftigen wirtschaftspolitischen Kurs der Regierung.“ Zwar sei die Inflation zurückgegangen und die Zinsen wieder niedriger, nachhaltige Wachstumsimpulse blieben jedoch aus.
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Leicht rückgängig auch die Zahl der Ausbildungsbetriebe und Azubis im Vergleich des Jahres 2023 zum Vorjahr. Gab es in 2022 noch 13.928 Azubis, sank die Zahl 2023 um 188 auf 13.740. Betriebe, die ausbildeten, gab es 5.063 (2022), im Jahr darauf waren es 117 weniger, also 4946.
Nach Bildungsende unbedingt weiterbilden
„Es gehört Mut dazu, einen Handwerksberuf zu ergreifen“, sagte Max Gellert in seiner Rede. Nach der Schule wieder in die Schule, früh aufstehen, raus bei Wind und Wetter, sich bisweilen schmutzig machen, so Gellert. Dem früheren Vorstandsmitglied der Handwerkskammer war die Prof.-Piest-Medaille für „seine Verbundenheit und seinen Einsatz für das Handwerk im Landkreis Stade“ verliehen worden. Er riet: „Bleiben Sie jetzt nicht stehen, bilden Sie sich weiter, setzen Sie sich Ziele.“

Jörg Klintworth (links) ehrte Max Gellert mit der Prof.-Piest-Medaille. Foto: Bisping

In seiner kurzweiligen Rede stimmte das ehemalige Bundestagsmitglied Wolfgang Bosbach (CDU) nachdenklich. Foto: Bisping
Auf das Thema Bildung kam auch Wolfgang Bosbach, CDU-Bundestagsabgeordneter a.D., zu sprechen. Forschung, Entwicklung und Bildung sei von überragender Bedeutung, sagte er. „Wir sind ein rohstoffarmes Land - wer nichts im Boden hat, muss was in der Birne haben.“ Als Produktionsstandort sei Deutschland teuer.
„Wenn wir teuer sind, müssen wir besser sein als andere.“ Die Politik müsse Prioritäten setzen. „Die wichtigste Investition in die Zukunft ist die Investition in die Köpfe unserer Kinder - Bildung, Bildung, Bildung.“ Damit meine er auch berufliche Bildung. Er freue sich über jeden jungen Menschen, der ins Handwerk gehe.
Das sagen Gesellen und Jungmeister zum Handwerk
„Handwerk ist die Zukunft der Gesellschaft, ohne geht es nicht“, sagt Till Oeltchen. Der 26-Jährige aus Grünendeich merkte während eines Praktikums, dass ihm das Handwerk Spaß machte. Jetzt ist der Jungmeister im Dachdeckerhandwerk selbstständig.

Till Oeltchen, Dachdeckermeister aus Grünendeich. Foto: Bisping
Angelina Pikos, Elektroniker-Gesellin aus Buxtehude, ist durch ihren Opa zum Handwerk gekommen. „Er war auch in der Elektrik tätig“, erzählt die 22-Jährige. Im Handwerk begeistert sie die Möglichkeit, vieles selbst zu machen. „Ich bleibe im Handwerk.“

Angelina Pikos, Elektronikergesellin aus Buxtehude. Foto: Bisping
„Ohne Handwerk geht es nicht“, ist Max Rathjens sicher. „Wir können uns alles entwerfen und ausrechnen, aber irgendjemand muss es auch bauen.“ Der 23-jährige Zimmerergeselle sieht seine Ausbildung als Fundament, er studiert inzwischen Bauingenieurwesen in Hamburg.

Max Rathjens, Zimmerergeselle aus Hollern-Twielenfleth. Foto: Bisping
Cecile Dammann (23) aus Ahlersteht hat erst eine Ausbildung zur Krankenschwester gemacht. Dann ist sie im Familienbetrieb eingestiegen und hat das Maler- und Lackiererhandwerk gelernt. „Handwerk hat goldenen Boden“, findet die Jungmeisterin. „Jeder kann alles schaffen, auch jemand mit Hauptschulabschluss kann Meister werden.“

Cecile Dammann, Maler- und Lackierermeisterin aus Ahlerstedt. Foto: Bisping
Die 19-jährige Tischlergesellin Malin Buck kam durch ihren Vater, ebenfalls im Handwerk, dazu. Ihr gefällt die Vielfältigkeit und „das glückliche Gesicht der Kunden, wenn sie nach Planung und Schaffung endlich das Ergebnis sehen“.

Malin Buck, Tischlergesellin aus Estorf. Foto: Bisping
Eine hohe Ehrung erhielt Elia Wirth, Bootsbauergeselle aus Wischhafen. Er wurde als 3. Bundessieger geehrt. Seit seinem zehnten Lebensjahr sei er auf der Wilhelmine von Stade unterwegs gewesen und „quasi dort aufgewachsen“.

Elia Wirth, Bootsbauergeselle aus Freiburg. Foto: Bisping
Der 24-jährige Freiburger ist ab 2027 an der Meisterschule eingeschrieben und sagt: „Mein Leben, meine Berufung ist das Handwerk.“

Die Jungmeisterinnen und Jungmeister auf der Stadeum-Treppe. Foto: Bisping

Die Bigband 4beat bildete beim Handwerksforum den musikalischen Rahmen. Foto: Bisping

Kreishandwerksmeister Jörg Klintworth mit Tochter Kim Koch, unter anderem verantwortlich für Kommunikation und Marketing. Foto: Bisping