TLegu... was? Eine Ackerfrucht wird im Kreis Stade immer beliebter

Liegen schon lange im Leguminosen-Trend: Teresa und Frank Studt bauen seit 14 Jahren Ackerbohnen an. Foto: Bisping
Bei Landwirten im Landkreis Stade wird die Ackerbohne immer beliebter. Auch andere Leguminosen liegen im Trend. Eine Familie erzählt, warum sie sie gerne anbaut.
Wischhafen. Legu - was?, dürften sich jetzt viele Leser fragen. Denn das Wort ist nicht sehr geläufig, klingt es doch wie eine Neuschöpfung aus Lego und Mimosen. Dabei steht Leguminosen schlicht für Hülsenfrüchtler wie Erbse, Ackerbohne, Lupine und Co. „Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen gehört mit ihrem Pflanzenbau-Versuchswesen zu den Leguminosen-Pionieren in Niedersachsen“, berichtete Kammerpräsident Gerhard Schwetje jüngst auf einer Fachtagung zum Leguminosenanbau im Kreis Helmstedt.
Leguminosen in den Fruchtfolgen etablieren
Was die heimischen Pflanzen so besonders macht, ist ihr hoher Eiweißgehalt, sie gelten als pflanzliche Proteinquelle. Damit können sie gut als Fleischersatz dienen. Auch Miriam Staudte, Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, trommelte auf der Fachtagung dafür.

Leguminosen wie die Sojabohne sind in Niedersachsen aktuell noch eine Nischenkultur. Foto: Ehrecke/LWK Niedersachsen
„Niedersachsen verfolgt eine eigene Eiweißstrategie, mit dem Ziel, Anbau und Vermarktung von heimischen Eiweißpflanzen in Niedersachsen zu fördern“, sagte sie. „Neben den wirtschaftlichen Chancen bietet sich für die Landwirtschaft auch die Chance für eine weitere Diversifizierung ihrer angebauten Feldfrüchte.“
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Es gebe hier die besten Voraussetzungen, um Soja, Ackerbohne und Erbsen in den Fruchtfolgen zu etablieren. Von Landwirtschaft über Verbraucher bis Umwelt - alle würden davon profitieren, so Staudte.
Anbau der Ackerbohne kommt Umwelt zugute
Familie Studt hat Leguminosen schon lange im Programm. „Wir bauen seit ungefähr 14 Jahren die Ackerbohne an“, sagt Teresa Studt. Die studierte Agrarwissenschaftlerin leitet mit ihrem Vater Frank Studt den landwirtschaftlichen Betrieb in Wischhafen. Sie haben eine GbR gegründet.
Den Hof in Wischhafen hatte der Landwirt 1998 gekauft. Der gebürtige Schleswig-Holsteiner wollte „eine zusammenliegende Ackerfläche, auf der man von links nach rechts fahren kann und nicht über eine Straße muss“. Die Größe der Betriebsfläche beträgt 220 Hektar.

Die Ackerbohne - gerüttelt, sortiert und geschält. Foto: Archiv/Klempow
Für dieses Jahr haben Vater und Tochter die Leguminosen auf circa 20 Hektar angepflanzt. Ackerbohnen seien als Lebensmittel nur bedingt geeignet. „Nach dem Dreschen ist die Schale relativ hart, darum wird der Ertrag geschrotet und zu Tierfutter verarbeitet“, erklärt Teresa Studt. Wie die Ackerbohne auch als Fleischersatzprodukt zubereitet werden könnte, werde derzeit erprobt.
Mit dem Anbau von Lupinen, die ebenfalls zu den Leguminosen gehören, habe es nicht geklappt, sagt die 24-Jährige. Das hatten die Studts schnell wieder eingestellt. Aber die Ackerbohne lasse sich gut in Deutschland anbauen.
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„Der Vorteil ist, dass sie Stickstoff aus Luft und Boden bindet und darum weniger Stickstoffdünger braucht.“ Die im Frühjahr ausgesäte Bohnenart werde aufgrund der kürzeren Vegetationsperiode weniger gespritzt - was auch der Umwelt zugute komme.
Sechs Tonnen pro Hektar konnten die Studts im vergangenen Jahr ernten. Die Größe der Fläche variiert. Damit die Ernte ertragreich ausfalle, brauche es im Frühjahr hin und wieder warmes und sonniges Wetter, erklären sie. Denn: „Sonneneinstrahlung ist besonders wichtig für die Bohnenausbildung.“
Ackerbohne hat um ein Fünftel zugelegt
Eine Anfrage bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen ergab: Unter den Leguminosen ist die Ackerbohne auch im Landkreis Stade auf dem Vormarsch: 2023 wurde sie auf knapp 800 Hektar angepflanzt (in Niedersachsen 7361 Hektar). Im vergangenen Jahr waren es landkreisweit 1072, landesweit 8224 Hektar.
Insgesamt wurden in Niedersachsen knapp 18.000 Hektar mit Körnerleguminosen bestellt. Damit habe sich die Anbaufläche im Vergleich zu 2015 mehr als vervierfacht (damals seien es circa 4000 Hektar gewesen).
Dennoch seien Körnerleguminosen mit einem Anteil von etwa ein Prozent an der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Niedersachsen weiterhin eine Nischenkultur.

Seit Jahren Leguminosen im Programm: Frank und Teresa Studt bauen auf circa 20 Hektar Ackerbohnen an. Foto: Bisping
Mit der Ackerbohne seien sie bisher gut gefahren, sagt Frank Studt. Bei Raps, Weizen und Gerste hingegen habe es Probleme mit dem herbizidresistenten Unkraut Acker-Fuchsschwanz gegeben. Ein weiteres Plus für Leguminosen.
Ackerbohnen werden als ganze Körner vermarktet. Die Sorte Trumpet wird im Internet als „gut dreschbare Sorte mit hohem Ertragspotenzial“ beschrieben. Sie wird gedrillt - also das Saatgut in Reihen ausgebracht. Von Saat bis Dreschen können die Studts alles selbst machen. Was ihnen in diesem Frühjahr zum Loslegen fehlt? „Die frische Saat“, sagen sie, „die wurde noch nicht geliefert.“