TLehrstunde für den VfL Stade: Von der Dreierlinie geht nichts

Francesc Iturria gehört eigentlich zu den Punktelieferanten von der Dreierlinie beim VfL: Gegen Westerstede trifft er nicht. Foto: Berlin
Der VfL Stade verliert gegen Westerstede mit 70:95. An der Dreierlinie versagen die Nerven. Der Gast trifft, wie er will. Eine Statistik beschreibt das Dilemma.
Stade. Es gibt solche Tage. Da geht gar nichts. Die Basketballer des VfL Stade erleben am Samstag solch einen Abend in der 1. Regionalliga Nord gegen die Baskets Juniors der TSG Westerstede. Wenn sogar der sonst so impulsive Stader Chefcoach Joan Rallo Fernández am Ende nur noch gedankenverloren auf der Bank sitzt, läuft gehörig etwas schief. Westerstede schlägt den VfL mit dessen eigenen Waffen.
Stader Spieler wie Nil Angelats oder Francesc Iturria nehmen sich in einem Freitagstraining bis zu 500 Würfe aus der Distanz. Unter Druck, ohne Druck, in simulierten Spielsituationen. So finden sie ihren Rhythmus. Die Automatismen sitzen. Bislang hat das im Spiel dann immer gut funktioniert. „Mit viel confidence“, sagt Fernández, machten Angelats und Co die Drei-Punkt-Würfe rein. Mit Selbstvertrauen.
33,5 Prozent von der Dreierlinie ist Ligaspitze
Bis zum Samstagabend stand der VfL Stade in der Statistik der Drei-Punkt-Würfe ligaweit an der Spitze. Die Werfer trafen bei 215 Versuchen 72 Mal. Eine Quote von 33,5 Prozent. Alles zwischen 30 und 40 ist gut. In den vergangenen Wochen schafften es einzelne Spieler auf 40 Prozent. Das ist dann schon oberste Kategorie.
Zur Einordnung: Basketball-Legende Steve Kerr aus der NBA führt die weltweite Ewigkeitsliste an. Zwischen 1988 und 2003 kam er bei 1599 Versuchen auf eine Trefferquote „von draußen“ von 45,4 Prozent.
Treffer von der Dreipunktlinie können Basketballspiele entscheiden, sie drehen, ihnen eine Richtung geben. Oder den Gegner verzweifeln lassen. Westerstede trifft gegen Stade in der ersten Halbzeit 11 von 22 Dreiern, 50 Prozent, in der zweiten immerhin noch 7 von 23 - macht zur Schlusssirene eine Quote von 40 Prozent.
Nur sechs Treffer bei 28 Versuchen
Stade müht sich gefühlt zu jedem Zähler und Westerstede vollendet spielerisch mit locker abknickendem Handgelenk. Wenn das noch dazu immer dann passiert, wenn der VfL mal einen Hauch von Morgenluft schnuppert, zieht das irgendwann den sprichwörtlichen Zahn.
In 6,75 Meter Korbentfernung geht für den VfL an diesem Abend kaum etwas. 28 Versuche, sechs Treffer. 21,4 Prozent. Iturria trifft gar nicht, Angelats ein Mal. Center-Spieler Vytautas Meistas steuert mit 18 die meisten Punkte zur deutlichen 70:95-Niederlage gegen den Tabellenzweiten bei. 15 aus der Nahwurfzone. „Westerstede hat das gut verteidigt“, sagt der Stader Trainer. Und gleichermaßen in den Dingen geglänzt, die sonst den VfL auszeichnen.

Hat es unter dem Korb gegen die starke Defensive schwer, erzielt aber dennoch 18 Punkte: Vytautas Meistas. Foto: Berlin
„Sie schauen, wo die beste Position für den Dreier ist“, sagt Fernández. Westerstede trifft aus den Ecken nach Belieben. Der Stader Coach: „Sie haben immer die beste Option gefunden. Ich weiß nicht, ob es zu leicht war für Westerstede.“ Die Stader Defensive hat schon bessere Tage erlebt.
Marvin Boadu fehlt verletzt
Die Gäste gewinnen das erste Viertel mit 28:18, das zweite mit 28:14. Zur Halbzeit liegt der VfL Stade mit 32:56 zurück. Es ist eine Lehrstunde. Wenigstens lässt sich der VfL nach der Pause nicht komplett zerlegen und hält die Niederlage in Grenzen.
Zwischendurch flackert immer mal wieder auf, wozu der VfL eigentlich in der Lage ist. Aber wenn die Verletztenliste immer länger wird und jetzt auch noch ein „Aggressive Leader“ wie Marvin Boadu fehlt, kann das der VfL nicht mehr kompensieren.

Am Anfang des Spiels gewohnt impulsiv an der Seitenlinie, am Ende eher ruhig und ernüchtert: VfL-Trainer Joan Rallo Fernández. Foto: Berlin
Geknickt geht Joan Rallo Fernández nach der Schlusssirene zur Haupttribüne und applaudiert den applaudierenden Stader Fans. Die Zuschauer bauen ihn und die Mannschaft auf. „Wir werden mehr arbeiten und besser arbeiten“, sagt der Chefcoach. Damit die Fans solch ein Spiel nicht noch einmal sehen.
Die Statistik des Spiels
VfL Stade: Iturria 2, Postic 15/davon 1 Dreier, Angelats 13/1, Drochner, von Thun, Bergmann 8/1, Meistas 18/1, Blank 3/1, Baysalli 11/1
Zuschauer: 300
Nächstes Spiel: MTV/BG Wolfenbüttel - VfL Stade (Sa., 23. November, 18.30 Uhr)
Die aktuelle Tabelle finden Sie hier.