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600 Teilnehmer

TLichter-Demo gegen Hass und Hetze in Drochtersen

Mehrere Gruppen waren zu der Lichterdemo gekommen.

Mehrere Gruppen waren zu der Lichterdemo gekommen. Foto: Knappe

Knapp 600 Menschen demonstrierten mit Fackeln, Laternen und Kerzen vor der Kirche. Auch die AfD war dabei. Mahnende Worte gab es vom Bürgermeister.

Von Katja Knappe Dienstag, 12.03.2024, 13:05 Uhr

Drochtersen. „Omas gegen Rechts“, „Wir sind mehr“, „Rote Karte für die AfD“ oder „Meine Freunde haben alle Farben dieser Welt“ stand auf den Bannern, die die Menschen bei der Kundgebung vor der Drochterser Kirche am Dienstagabend hochhielten.

Aber auch schwarz-rot-goldende Fahnen waren zu sehen: Mitglieder der AfD, die bei den Landtagswahlen 2022 in Drochtersen viele Stimmen geholt hatte (in Ritsch waren es 22,94 Prozent), hatten sich unter die Demonstranten gemischt. Die Menge und die Redner ignorierten die Anwesenheit der AfD jedoch. „Die AfD hat am hinteren Rand der Veranstaltung, überlagert von bunten und farbenfrohen Bannern der Kinder und Jugendlichen, keine Rolle gespielt“, so Bürgermeister Mike Eckhoff. Die Kundgebung verlief friedlich.

Mit Lichtern demonstrierten Bürger aus Drochtersen.

Mit Lichtern demonstrierten Bürger aus Drochtersen. Foto: Knappe

Die Eheleute Wolfgang und Sabine Markull stehen gemeinsam mit einer befreundeten afghanischen Familie bei der Kirche. „Meine letzte Demo ist lange her - das war noch in Studentenzeiten“, sagt der 65-jährige Wolfgang Markull. „Aber angesichts dieser Entwicklungen, da muss man was tun. Man darf das Feld nicht einfach den Lauten überlassen und muss Zeichen setzen gegen Fremdenfeindlichkeit.“ Svea Wrage (42) aus Assel kam mit ihren beiden Kindern und der Oma: „Weil ich ein Zeichen setzen möchte, dass sich die Vergangenheit nicht wiederholt und meine Kinder in einer Welt ohne Angst und Hetze aufwachsen sollen.“ Die Band Acoustic Remember um Matthias Rambow spielte während der rund einstündigen Kundgebung Friedenslieder-Klassiker wie etwa „Freiheit“ oder „Wind of Change“.

Bürgermeister: Die Demokratie ist in Gefahr

Bürgermeister Eckhoff äußerte Freude über die rege Beteiligung der Bürger. „Die Demokratie ist die beste Staatsform, die es gibt - aber auch die fragilste. Auch die Demokratie habe Macken. Doch jetzt sei sie in echter Gefahr. „Wir müssen auf die Demokratie achtgeben“, mahnte Eckhoff. Sie sei die einzige Staatsform, „die uns Freiheit garantiert“. Er warnte vor Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus. Die Demokratie müsse verteidigt werden gegen „rechtsextreme Kräfte mit ihren Umsturzfantasien“. Es gebe bestimmt auch Menschen, die sagen: „Was geht uns das an? Hier ist doch alles gut!“ Eckhoff verwies darauf, dass nicht alles sichtbar sei und dass es auch in der Gemeinde besorgniserregende Entwicklungen gebe. Ehrenamtliche berichteten beispielsweise, dass sie von anderen angegangen würden - „weil sie anderen helfen“.

Wischnowsky verurteilt Hetze in sozialen Medien

Der Superintendent des Kirchenkreises Stade, Marc Wischnowsky, warb für ein respektvolles Miteinander. Es sei Teil des jüdischen Erbes in der christlichen Kultur, Fremde im Land zu beschützen. Wischnowsky verurteilte den Missbrauch sozialer Medien: Dort könne jeder jederzeit irgendetwas behaupten. In den sozialen Medien sei „Empörung und Hetze die Währung, mit der bezahlt wird“. Dadurch komme es zu Einseitigkeiten. Er warb für respektvolles Streiten. „Ja, unsere Demokratie lebt vom Streit. Aber Demokratie ist nicht, andere fertigzumachen, zu verhetzen, zu verfolgen oder gar zu vertreiben.“

Eingeladen zu der Lichterkette gegen Hass und Hetze hatten die Gemeinde und die Kirchengemeinde Drochtersen. Die Initiative ging von Astrid Richter aus, Mitglied des Kirchenvorstandes. Sie hatte dafür geworben, dass Aktionen gegen Hass und Gewalt sich nicht auf die Städte beschränken dürften, rechtes Gedankengut brodele eher auf dem Land. „Vertreibungen unliebsamer Personen - soll das wieder möglich werden - hier bei uns?“, fragte sie während der Kundgebung.

Auf dem Platz vor der Drochterser Kirche versammelten sich die Bürger zur Kundgebung gegen Hass und Hetze.

Auf dem Platz vor der Drochterser Kirche versammelten sich die Bürger zur Kundgebung gegen Hass und Hetze. Foto: knappe

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