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TMehr als nur Zahlenschieber: Wie Maik Wörmcke den MTV prägt

Maik Wörmcke ist der Alltagsheld des MTV Freiburg.

Maik Wörmcke ist der Alltagsheld des MTV Freiburg. Foto: Helfferich

Der Kassenwart des MTV Freiburg ist seit 30 Jahren Vereinsmitglied und auch fast so lange aktiv im Vorstand. Was genau macht ihn zu einem Alltagshelden?

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Von Susanne Helfferich
Mittwoch, 30.04.2025, 17:50 Uhr

Freiburg. Maik Wörmcke spielt im MTV Freiburg eine zentrale Rolle: Er ist fürs Geld verantwortlich. Seit zehn Jahren ist er Kassenwart in dem ehemaligen Männerturnverein. Dass er deswegen als Alltagsheld gehandelt wird, ist dem freundlichen End-40er fast ein wenig unangenehm.

„Irgendeiner muss es ja machen“, sagt der Freiburger. Das weiß auch Vereinsvorsitzender Malte Bösch. Der hätte am liebsten alle Vorstandsmitglieder des MTV als Alltagshelden - eine Porträt-Reihe von TAGEBLATT und Stage Entertainment Hamburg - gekürt. Geht aber nicht. Er musste sich entscheiden. Die Wahl fiel auf Maik Wörmcke. „Er hat als Kassenwart die meiste Arbeit und macht noch viel überher“, sagt der Vorsitzende.

Er führte zunächst die Kasse der Tennissparte

Wörmcke kam als Tennisspieler zum MTV. 15 Jahre hat er in der Tennisabteilung gespielt, die als einzige Sparte des Vereins einen eigenen Vorstand hatte. Als gelernter Bürokaufmann übernahm er schon dort die Kasse. Als sich der Tennis-Vorstand auflöste, machte er im MTV-Vorstand weiter, wieder als Kassenwart.

Vor allem zum Jahresende hat Wörmcke viel zu tun. Da müssen die Zahlen stimmen, Ausgaben und Einnahmen sich die Waage halten, gleichwohl darf von den Einnahmen gerne noch etwas übrig bleiben. Er muss den Haushaltsplan für das neue Jahr aufstellen, die Mitgliederzahlen an den Landessportbund übermitteln. Über den Daumen gepeilt, leistet er pro Woche drei Stunden Arbeit, sagt Wörmcke. Es hört sich nach mehr an.

Rund 550 Mitglieder hat der Verein. Familien zahlen einen Jahresbeitrag von 88 Euro, erwachsene Einzelpersonen 44 Euro und Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre 22 Euro. Das ist nicht viel Geld. Doch für Familien mit geringem Einkommen seien auch solche Summen zu viel. „Deren Kinder wollen doch auch Sport machen“, so Wörmcke. Er hilft den Familien, über das Bildungs- und Teilhabepaket Fördergeld zu beantragen.

Als 2015 mit der Flüchtlingskrise viele Familien mit Kindern nach Nordkehdingen kamen, sorgte Wörmcke dafür, dass die Kinder ein Jahr kostenlos Mitglied sein durften. Ein wichtiger Schritt für die Integration. So manches Talent habe sich da gezeigt, erzählt Wörmcke.

Der Alltagsheld besucht auch säumige Zahler

Nicht so angenehm seien seine Besuche bei säumigen Zahlern. „Die Menschen sind verlegen, erzählen, sie hätten vergessen, den Mitgliedsbeitrag zu überweisen“, erzählt der 49-Jährige, „aber manche vergessen auch öfter.“ Selten, aber immer mal wieder, müsse der Verein dann solche Mitglieder ausschließen. „Das ist besonders schade, wenn Kinder betroffen sind. Sie können ja nichts dafür.“

Was der Vorsitzende Malte Bösch mit „viel überher“ bezeichnet: Wörmcke hat sich abseits seiner Aufgaben als Kassenwart auch um den Kinderschutz gekümmert und gemeinsam mit der Beratungsstelle Lichtblick ein Konzept für den Verein erarbeitet und bei den Übungsleitern die Selbstverpflichtungsbögen eingesammelt. 2018 musste die Datenschutz-Grundverordnung im Verein umgesetzt werden. Das Archivierungssystem musste angepasst werden.

Vom Techno-Rave ins Musical-Theater

Aber auch ganz praktisch packt Wörmcke mit an: Sei es der Arbeitsdienst auf dem Tennisplatz im Mühlenweg oder die erste Freiburger Laufveranstaltung mit 180 Startern. Die habe tatsächlich viel Zeit gekostet, da unterschiedliche Strecken vermessen werden mussten. Angeboten wurde dabei auch ein Halbmarathon nach Krummendeich und zurück. Er selbst macht gar keinen Sport: Den Tennisschläger musste er nach einer Verletzung am Fuß weglegen.

„Vereinsarbeit ist Gemeinschaftsarbeit“, sagt Wörmcke, der sich über die Abendschule zum Finanzbuchhalter fortgebildet hat und seit 2012 bei der Stadt Stade arbeitet. „Ich bin alleinstehend und habe viel Zeit“, erklärt er nüchtern.

Die Frage, womit er sich in seiner Freizeit beschäftigt, wenn er mal nicht in Sachen MTV unterwegs ist, beantwortet er mit einer Überraschung: „Ich liebe Techno“, sagt der Kassenwart. Am liebsten hört er elektronische Musik von Amelie Lens. Im vergangenen Jahr hatte er für ihr Open Air Konzert beim Cruise Center Altona sogar Backstage-Karten und tanzte auf der Bühne. Auch nahm er bereits zweimal beim 24-Stunden-Rave mit der DJ in Berlin teil. Entsprechend verhalten hatte er zunächst auf die Einladung zum Musical „Hercules“ reagiert. „Das ist was Neues für mich“, gibt er zu. Doch er freut sich drauf.

Ehrenamt würdigen

Die Reihe Alltagshelden ist in Zusammenarbeit zwischen TAGEBLATT und Stage Entertainment Hamburg entstanden. Sie porträtiert Frauen und Männer, die ehrenamtliche Arbeit leisten für die Gesellschaft und dabei selten im Rampenlicht stehen. Sie sind Helden des Alltags - so wie auch Hercules im gleichnamigen Musical ein Held mit sozialer Ader ist. In Anerkennung und als Dankeschön für ihr Engagement sind diese Alltagshelden und die, die sie während der TAGEBLATT-Aktion vorgeschlagen haben, eingeladen, sich das Musical in Hamburg mit jeweils einer Begleitung anzusehen. Mehr Infos

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