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Hoopers

TDiese Champions aus Stade holen sich den Bundessieg

Konzentriert, gehorsam und begabt: Norris hört auch auf Entfernung auf Frauchens Stimme.

Konzentriert, gehorsam und begabt: Norris hört auch auf Entfernung auf Frauchens Stimme. Foto: Alexandra Bisping

Fuß, bleib oder komm - das klappt häufig nicht. Mancher Hund ignoriert auch angeleint die Ansagen seines Besitzers. Bei Maria Görtz und Norris aus Stade läuft alles ohne Leine. Und zwar so gut, dass dabei ein Bundessieg herauskam.

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Von Alexandra Bisping
Donnerstag, 02.11.2023, 09:00 Uhr

Stade. Norris ist aufgeregt. Er kann es wohl kaum erwarten, zu zeigen, was er draufhat. Sobald Maria Görtz ihn am Startpunkt platziert und sich entfernt hat, wirkt er ruhig und konzentriert. Lässt sein Frauchen keine Sekunde aus den Augen. Wartet geduldig auf ein Zeichen. Es kommt - jetzt darf er loslegen.

Ein Führbereich von zwei mal zwei Metern

Die Stader Hundetrainerin hatte zuvor einen kleinen Parcours aufgebaut. Tore und Tonnen, ein Tunnel, alles steht beliebig verteilt auf der Übungsfläche. In der Mitte: Maria Görtz. Mit gespitzen Ohren hört Norris auf ihre Stimme, saugt ihre Ansagen auf. Die müssen nicht mal laut sein. Norris durchläuft die Hindernisse exakt wie angeordnet. Das zu sehen, ist faszinierend - doch lange nichts verglichen mit dem, was das Team bei der Bundessiegerprüfung geleistet hat. Dort war es das Beste.

Als Einzige zeigten Maria Görtz und Norris im nordrhein-westfälischen Hückelhoven in der höchsten Leistungsklasse H3 zwei fehlerfreie Läufe. Kein anderer Hund hat das geschafft. Ein „OB“ - ohne Bewertung - ist bei dem anspruchsvollen Parcours schnell erreicht. Da braucht der Hund beispielsweise nur ein paar Hoops falsch zu nehmen, sagt Görtz. Doch was genau verbirgt sich hinter Hoopers?

„Es ist eine Distanzsportart aus den USA“, erklärt die Hundeexpertin. „Das Ganze läuft wie ein Strickmuster: Der Hund muss einen Parcours in bestimmter Richtung laufen.“ Der besteht aus halbrunden Bögen (Hoops), Gates (Absperrungen), Tonnen und Tunneln. Herausforderungen gibt es mehrere. Das Tier muss das Hindernis von rechts oder links passieren. Bis zu 60 Meter entfernt es sich währenddessen von seiner Besitzerin oder seinem Besitzer. Die dürfen aber den zwei mal zwei Meter großen Führbereich in der Mitte nicht verlassen.

Ein Sport für jedermann und jederhund

Eigentlich sei es ein Sport für jeden, sagt Görtz. „Der Hund muss perfekt zuhören und Distanzen ertragen können.“ Beispielsweise seien Golden Retriever meist sehr gehorsam. Distanz sei ihnen unheimlich. „Nach zehn Metern Entfernung wollen die oft umkehren.“ Voraussetzung sind demnach sehr guter Grundgehorsam und Teamfähigkeit. „Der Hund muss wissen, dass er einen Auftrag hat. Wir sehen in dem Bereich vermehrt Border Collies.“ Bei Norris hat sie eine gewisse Begabung entdeckt. Dabei war dieser Sport für ihn nicht vorgesehen.

Bundessiegerin Maria Görtz mit Norris nach ihrem fehlerfreien Hoopers-Lauf.

Bundessiegerin Maria Görtz mit Norris nach ihrem fehlerfreien Hoopers-Lauf. Foto: Maria Görtz

Norris war als Diensthund gezüchtet worden. Zuerst stand Malinoi in seinen Papieren. „Sein Fell ist für einen Malinoi zu lang. Die Papiere wurden nachträglich geändert.“ Jetzt steht Tervueren darin - wie der Malinoi auch ein Belgischer Schäferhund. Doch seine Bestimmung konnte die Trainerin nicht umsetzen. Springen war einfach nicht drin. Norris hatte schlimme Rückenprobleme. Er musste sich einer zehnstündigen Operation unterziehen.

Für den fünfjährigen Rüden entdeckte Maria Görtz vor vier Jahren Hoopers. „Ich bin ohne Hoopers-Erfahrung zu einem Seminar gefahren“, erzählt sie. Erste Übung für den Hund: auf zehn Meter Distanz um eine Tonne laufen. Für Norris kein Ding: Er meisterte es perfekt - und ließ die restlichen Teilnehmer alt aussehen. Maria Görtz grinst. „Arrogant gesagt: Das war ein cooles Gefühl, die anderen hinter sich zu lassen.“

Norris.

Norris. Foto: Bisping

Die Trainerin, erfahren in vielen Arten der Hundeausbildung, begann mit Norris zu üben. Nach einem Jahr nahm das Team beim ersten Turnier teil. Ergebnis: zwei fehlerfreie Läufe. Schnell stieg es von der leichtesten Stufe H1 nach H2 auf. Als Görtz es mit H3 versuchen wollte, hieß es: „Das kannst du jetzt noch nicht machen. Das ist viel zu schwer.“ Auch hier zeigte sich Norris‘ Begabung. Nach drei fehlerfreien Durchläufen war ihm die höchste Klasse sicher.

Stader Trainerin gründet Treffpunkt für Hunde

Seit zwei Jahren trainiert das Team den Distanzsport dreimal pro Woche. „Norris hat eine unglaublich steile Karriere hingelegt“, sagt Görtz. Der Hund höre „sensationell zu“ und sei „einfach ein Kracher“. Dass sie das so beurteilen kann, lässt sich ihrer jahrzehntelangen Erfahrung mit Hunden zuschreiben.

Für die Staderin ist diese Arbeit eine Berufung. Die Vierbeiner begleiten die 42-Jährige seit ihrer Kindheit. Mit elf Jahren bekam sie ihren ersten Hund, einen Malinoi-Schäferhund-Mix aus dem Tierheim. Eine Ausbildung zur Arzthelferin schloss sie ab, stieg danach aus und ging in ihrem Herzensprojekt auf: sich selbstständig zu machen. „Ich habe 20 Jahre lang geackert, keinen Urlaub gemacht, keine Sonntage gehabt.“

Das hat sich ausgezahlt - mit der wohl größten Hundeschule der Region und einem Netzwerk für Menschen und Hunde. Und einer Expertise und einem Feingefühl, mit dem sie es zur Bundessiegerin gebracht hat.

Maria Görtz mit Norris.

Maria Görtz mit Norris. Foto: Bisping

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