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Nachwuchs

TMehr Bewerber als Plätze: Boom bei der Jugendfeuerwehr in Harsefeld

Marlena Beilke ist seit fast vier Jahren in der Jugendfeuerwehr Harsefeld - und Maskottchen Horst ist bei allen Aktivitäten der Jugendlichen mit dabei.

Marlena Beilke ist seit fast vier Jahren in der Jugendfeuerwehr Harsefeld - und Maskottchen Horst ist bei allen Aktivitäten der Jugendlichen mit dabei. Foto: Ahrens

Von den Rettern von morgen gibt es in Harsefeld besonders viele. Bald kann die Samtgemeinde auch noch auf den Nachwuchs aus einer Kinderfeuerwehr zählen. Warum die Jugendfeuerwehr keine Werbung macht - und welches Problem der Ortswehren sie zu bekämpfen versucht.

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Von Sophia Ahrens
Donnerstag, 18.01.2024, 17:40 Uhr

Harsefeld. Marlena Beilke ist 14 Jahre alt, seit fast vier Jahren in der Jugendfeuerwehr Harsefeld und inzwischen ihre Sprecherin. Ihre blau-orangene Uniform musste sie seit 2020 in der Kleiderkammer der Samtgemeinde schon ein paar Mal gegen eine größere eintauschen. Sie an den Nagel zu hängen, kam für die Nachwuchs-Feuerwehrfrau nie infrage. „Ich fand Autos und Blaulicht schon immer interessant“, sagt Marlena. Und obwohl die damals Zehnjährige eigentlich gar keine Zeit für weitere Hobbys hatte: Die ersten Schritte in Richtung Retterin wollte sie unbedingt machen.

Harsefelder Jugendfeuerwehr läuft über

Bei der Versammlung der Jugendfeuerwehr im Dezember wurde Marlena als Sprecherin der Nachwuchsretter wiedergewählt. Und davon gibt es in Harsefeld inzwischen einige: Mit 22 Mitgliedern ist das Limit der Wehr ausgeschöpft. 15 Kinder und Jugendliche müssen sich mit einem Platz auf der Warteliste begnügen. „Das meiste kommt über Mundpropaganda“, sagt Jugendwartin Franziska Kück. Werbung müssen die Betreuer für ihr Angebot längst nicht mehr machen.

Mit vermindertem Druck darf sogar schon mit Wasser in den Schläuchen geübt werden.

Mit vermindertem Druck darf sogar schon mit Wasser in den Schläuchen geübt werden. Foto: Jugendfeuerwehr

Das Interesse ist da, doch die Kapazitäten sind begrenzt - ebenso wie der Platz in den Fahrzeugen für Aktivitäten. Sechs Betreuer kümmern sich aktuell um die Jugendlichen. „Es geht auch um das Gefühl während der Gruppenstunden, jeder soll schließlich beschäftigt werden“, so Kück. Außerdem muss alles korrekt vermittelt werden - denn das, was die Teilnehmer dort üben, bereitet sie auf spätere Einsätze vor.

Vorteile beim Übertritt in die Erwachsenen-Truppe

„Wir versuchen alles, was die Erwachsenen machen, auch nachzubilden“, sagt Kück. Mit 16 Jahren können die Jugendlichen in die freiwillige Feuerwehr übertreten, doch vorher ist eine Grundausbildung inklusive Prüfung notwendig. Wer in der Jugendwehr war, hat Vorteile, sagen Franziska Kück und Samtgemeindejugendwart Kai Ahrens. Die Betreuer stellen mit den Jugendlichen Löschangriffe nach, lernen Fahrzeuge und Schläuche kennen, üben Knoten. Wettbewerbe wie der „Kuppelclub“ und die „Jugendflamme“ spornen die Jugendlichen an. Auch Freizeitaktivitäten und Wochenendausflüge gehören zum Programm.

„Ich finde Funkdienst super, obwohl die meisten das nicht so gerne wollen“, sagt Marlena. Als Jugendsprecherin ist sie das Sprachrohr des Nachwuchses in Harsefeld und hat für Probleme immer ein offenes Ohr. In Harsefeld werden jetzt auch weitere Funktionen wie Kassenwart und Co. besetzt - schließlich suchen diese Aufgaben auch bei den Erwachsenen später Amtsinhaber. „In den letzten Jahren werden Jugendliche in den Feuerwehren immer mehr gehört“, stellt Franziska Kück fest. Aus gutem Grund.

Die Schläuche und Geräte lernen die Jugendlichen in den Diensten kennen und zu benutzen.

Die Schläuche und Geräte lernen die Jugendlichen in den Diensten kennen und zu benutzen. Foto: Jugendfeuerwehr

Die Einsatzkräfte der Ortswehren setzen Hoffnungen in den Nachwuchs. „So 90 Prozent machen auf jeden Fall erstmal weiter“, schätzt Kai Ahrens. Schwierig wird es, wenn die Karriere in die Quere kommt. Damit haben die ländlichen Ortswehren besonders zu kämpfen. Zwar sind sie rein von der Anzahl der Mitglieder zuletzt nicht unbedingt schwächer geworden, erklären Kück und Ahrens. „Die Greifbarkeit ist das Problem.“ Tagsüber an Werktagen sei die Personaldecke bei Einsätzen deutlich dünner als am Wochenende oder nachts, weil viele Kräfte zu weit entfernt arbeiten würden. Die Landwirte, die durch ihre Arbeit in der Nähe oft direkt zur Hilfe eilen können, werden auch immer weniger, ergänzt Ahrens. Die Ortswehren sind auf ihre Jugendwehren angewiesen.

Die Zahlen aus dem Landkreis lassen hoffen. Bei der Jugendfeuerwehr gibt es 204 Mädchen und 525 Jungen mit 337 Betreuern. In den Jugendwehren der Samtgemeinde Harsefeld sind es inzwischen 60. Zurzeit zählt die Kinderfeuerwehr des Kreises Stade 73 Mädchen und 118 Jungen mit 63 Betreuern.

Kinderfeuerwehr für Brest und Bargstedt

In der Samtgemeinde Harsefeld wird das Angebot für Nachwuchskräfte künftig noch breiter: Neben den Jugendwehren in Ahlerstedt, Bargstedt und Harsefeld wird für die Kinder der Gemeinden Brest und Bargstedt aktuell eine Kinderfeuerwehr gegründet. So werden auch Interessierte zwischen sechs und zwölf Jahren angesprochen - bevor sie durch andere Hobbys ausgelastet sind und keine Zeit mehr für die Feuerwehr haben. Das erste Infotreffen ist gelaufen, Ende Januar sollen an jedem zweiten Mittwoch die „Dienste“ mit viel Spiel und Spaß rund ums Thema Feuerwehr starten, sagt Kinderfeuerwehrwartin Anna-Maria Bredehöft-Irmer. Es haben sich bereits Kinder angemeldet, aber ein paar Plätze gibt es noch. Interessierte Eltern können sich unter kfw.brest@feuerwehren-harsefeld.de melden.

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