Zähl Pixel
Bremerhaven

TMieter tagelang ohne Wasser - Vermieter zahlt Versorger nicht

Knapp sieben Tage ohne fließendes Wasser: Jasmin Karabulut muss an ihrer Spüle mit Kanistern improvisieren.

Knapp sieben Tage ohne fließendes Wasser: Jasmin Karabulut muss an ihrer Spüle mit Kanistern improvisieren. Foto: Scheschonka

Tagelang haben Bremerhavener zu Hause kein fließendes Wasser. Sie sind machtlos, denn die Schulden beim Versorger hat ihr Vermieter. Ihre Häuser gelten als unbewohnbar.

Freitag, 27.10.2023, 14:30 Uhr

Sieben Tage lang erlebten die Bewohner des Hauses in der Poststraße 53 einen Alptraum. Keinen Tropfen Wasser mehr aus der Dusche, den Wasserhähnen oder aus der Klospülung. „Morgens beim Zähneputzen habe ich es bemerkt“, schildert Dennis Hafenmayr. Zusammen mit seiner Lebensgefährtin Jasmin Karabulut lebt er in dem betroffenen Haus mit vier Parteien. Über die drohende Wassersperre sei hier niemand vorher informiert worden. Bereits am ersten Tag habe es im ganzen Haus nach Fäkalien gerochen.

Das Haus wird verwaltet von der Firma Barrus Invest, die mehrere Immobilien des Vermieters und Geschäftsführers der Asg German First GmbH betreut. Beide Unternehmenssitze befinden sich in Berlin. Der zuständige Mitarbeiter von Barrus Invest war gegenüber der Nordsee-Zeitung nicht bereit, eine Auskunft zu geben.

Hausverwaltung ist für Bewohner nicht erreichbar

Das wundert Dennis Hafenmayr nicht. „Die Hausverwaltung unternimmt nichts, sie legen am Telefon auch direkt wieder auf.“ Geholfen wurde ihnen von Bekannten und von der Dionysius-Kirchengemeinde Lehe, die dem Haus Wasser in Kanistern und Flaschen sowie Desinfektionstücher spendeten. „Wenn einem das Grundrecht auf Wasser entzogen wird, fühlt sich das ziemlich hart an“, sagt der 35-Jährige rückblickend.

Das Haus in der Poststraße ist nicht das einzige des Vermieters, das tagelang von einer Wassersperre betroffen war. Sechs Tage, von Mittwoch bis Montag, kam in der Lloydstraße 12 ebenfalls kein Wasser aus den Leitungen, berichtet Mieterin Ajda Marcinkow, die in dem Haus mit vier weiteren Parteien wohnt. Auch hier gab es keine Reaktion oder Hilfe seitens der Hausverwaltung Barrus Invest.

Zahlungsrückstände im vier- bis fünfstelligen Bereich

Für den Wasserversorger SWB sei eine Wassersperre das letzte Mittel der Wahl und in diesen Fällen hätte es keine andere Möglichkeit mehr gegeben. Es sind Zahlungsrückstände im vier- bis fünfstelligen Bereich entstanden, teilte der Energieversorger auf Nachfrage mit. „Es wurde auf Mahnungen und Sperrankündigung nicht reagiert“, schreibt SWB weiter. Die Option, die offene Summe in Raten zu zahlen, sei vom Eigentümer nicht angenommen worden. „Dann folgt die Sperre und eine Aufhebung ist nur noch gegen Zahlung des offenen Betrags möglich.“

Die Mieter der betroffenen Häuser haben sich an die Verbraucherzentrale Bremen/Bremerhaven und deren Energieberaterin Inse Ewen gewandt. „Der Vermieter hat ihre Zahlungen für Wasser nicht an den Versorger weitergegeben“, erklärt Ewen. Mieter seien in so einer Situation relativ machtlos, sie können aber ihre Miete mindern oder versuchen, die Zahlungen für Strom, Gas und Wasser über einen Treuhänder an den Energieversorger zu überweisen. Ein solches Vorgehen ist im Land Bremen im Wohnungsaufsichtsgesetz geregelt.

Haus als unbewohnbar erklärt worden

Das Gesetz definiert auch, ab wann ein Haus als unbewohnbar gilt, wie zum Beispiel bei einer Wassersperre. Dennis Hafenmayr hat daher ein Schreiben von der Stadt bekommen, in dem die Bewohner aufgefordert werden, ihre Wohnungen zu verlassen, inklusive eines Räumungstermins drei Wochen später. „Wird ein Haus unbewohnbar, muss das Bauordnungsamt eine alternative Unterkunft zur Verfügung stellen“, erklärt Ewen. Nur wie schnell das passieren muss, das sei im Gesetz nicht geregelt. Eine solche Notunterkunft ist ihnen laut Hafenmayr nicht angeboten worden.

Auf Nachfrage beim Magistrat heißt es: „Wäre eine Unterbringung notwendig geworden, hätte die Stadt eine solche zur Verfügung gestellt.“ Die kommunale Wohnungsaufsicht habe alles dafür getan, dass in dem Haus wieder das Wasser fließt. Beispielsweise sei die Stadt mit der SWB in Verhandlung getreten, um Rechnungen für laufende Kosten zu übernehmen. Auch sei über eine Notversorgung mit Trinkwasser nachgedacht worden. Beides sei dann aber nicht mehr notwendig gewesen.

Wassersperre am siebten Tag aufgehoben

Denn die Wassersperre hat beim Eigentümer ihre Wirkung gezeigt. Seit Mittwoch, sieben Tage später, fließt das Wasser wieder, die Zahlungen sind laut SWB beglichen. Also alles gut gelaufen? Aus Sicht der Verbraucherzentrale hätten die Bewohner sofort aus dem Haus geholt werden müssen, ohne fließendes Wasser leben zu müssen, sei ein Zustand, den man niemandem zumuten dürfte.

Aktuell sind der Baubehörde sowie der Verbraucherzentrale keine weiteren Gebäude bekannt, in denen das Wasser abgestellt wurde. Es ist aber nicht das erste Mal, dass die Hausverwaltung Barrus Invest negativ auffällt. Bereits im September 2020 drohte eine Wassersperre in der Lloydstraße 12 und in einem ebenfalls von Barrus Invest verwalteten Mietshaus in der Fritz-Reuter-Straße 19, wie die Nordsee-Zeitung berichtete.

Weitere Artikel