TMillionen-Projekt geriet zur Zerreißprobe: Das sind die Pläne für Ahlerstedts neue Schule
Die neue GOBS Ahlerstedt: Wenn alles gut läuft, können Ahlerstedter Kinder ab 2027 durch diesen Eingangsbereich in das neue und umgebaute Gebäude gehen. Foto: Architekturbüro Dr. Peter
Über drei Jahre war unklar, wie es für Ahlerstedts Schüler weitergeht - doch jetzt sind alle zufrieden. Der Ausschuss hat die Pläne für die neue Grund- und Oberschule vorgestellt. Herzstück wird die neue Aula sein - doch das alles hat seinen Preis.
Ahlerstedt. An diesem Punkt waren sie alle schon einmal: Im Dezember 2020 sprachen sich die Mitglieder des Schulausschusses der Samtgemeinde Harsefeld für einen Teilabriss und Neubau am Schulzentrum Ahlerstedt für 10,6 Millionen Euro aus. Die Pläne von Hans-Jürgen Peter aus Hamburg sorgten damals schon für Begeisterung. Dann kam das Warten auf die Förderrichtlinien, gefolgt von kommunalpolitischer Fassungslosigkeit, was aus der Förderung für den Ganztagsschulausbau in Harsefeld landen wird: 1,048 Millionen Euro für alle vier Grundschulen, die sich zur Ganztagsschule auf den Weg machen müssen.
Mehr Gemeinsamkeiten und 16 Millionen Euro Kosten
Alleine das Projekt in Ahlerstedt wird jetzt rund 16 Millionen Euro kosten. Vier intensive Sitzungen der Vorbereitungsgruppe gab es. Die Vertreterinnen aus Grund- und Oberschule erarbeiteten die neuen Pläne, moderiert von dem ehemaligen Apenser Schulleiter Günter Bruns als Mediator.
Eltern und auch Lehrer hatten zuvor viele Ängste geäußert, setzten auf die Eigenständigkeit von Grund- und Oberschule. Die Politik entschied - von einigen massiv kritisiert - anders. Doch seitdem ist es ruhig geworden. „Ich habe selten eine so konstruktive Zusammenarbeit erlebt“, sagte Architekt Hans-Jürgen Peter nun im Schulausschuss: „Das Ergebnis kann sich sehen lassen.“
Alles anders oder vieles wie im ersten Entwurf? „Wir haben mehr umstrukturiert und die Verwaltung mehr in Richtung gemeinsamer Verwaltungstrakt geplant“, sagte der Planer. Das soll durch Synergieeffekte auch Kosten sparen.
Mitgebracht hatte Hans-Jürgen Peter Visualisierungen, die es Politik, Verwaltung und Zuschauern in der öffentlichen Sitzung leicht machten, sich das teils neue Schulgebäude vorzustellen.
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Ganztagsschule erfordert neue Raumschnitte
Im Innern ist alles auf den Alltag der ab 2026 für die ersten Klassen verbindlichen Ganztagsschule ausgerichtet. Die Pädagogik fordert andere Voraussetzungen. Es gibt Cluster - vier Klassenräume einer Altersstufe sind um eine Fläche für freies Lernen auf einer Ebene angeordnet. Es gibt Gruppenräume, Räume für die unterrichtsfreie Zeit, eine zentrale Garderobenanlage für die Altersgruppen. Brandschutz, Barrierefreiheit und Essensausgabe spielen eine große Rolle bei jeder Tür, jedem Durchgang.
Der Verwaltungsflur zweigt direkt vom Eingangsbereich ab. Dieser liegt jetzt etwas weiter vorne als in den ersten Plänen 2020. Statt des Verspringens der Front auf eine fensterfreie Hauswand kommt ein Gebäudeteil wie ein Riegel aus Räumen davor. „Aber das Herzstück“, sagte Hans-Jürgen Peter, „ist die Aula.“

Das Herzstück der neuen GOBS Ahlerstedt in der Visualisierung: die zu einer Aula zusammenlegbaren Räume der Grund- und Oberschule. Foto: Architekturbüro Dr. Peter
Die Aula ist ein Raum, der nahezu perfekt das Trennende und Verbindende der beiden Schulen am bisherigen Schulzentrum symbolisiert. Wenn die Grundschule ihren Aulateil nutzt, dann wird die Trennwand geschlossen sein. 174 Quadratmeter stehen den Erst- bis Viertklässlern dann zur Verfügung. Sie haben auch die Möglichkeit, ihre Regenpause hier bewegungsfreudig zu verbringen.
Auf der anderen Seite der mobilen Bühnenpodeste sind 175 Quadratmeter Fläche für die Oberschüler. Bei Großveranstaltungen lassen sich die Trennwände zurückschieben. Der Raum wird zu einer Art kleinem Konzertsaal, die Bühne an der langen Seite. Mehr als 200 Personen finden hier Platz.
Zu dem Bild des neuen Herzstücks gehört auch der Abriss der alten, nicht mehr sanierungsfähigen Aula der Grundschule. Neben einer größeren Bücherei und Büros sind zwei Lehrerzimmer geplant, 125 Quadratmeter und 60 Quadratmeter groß. So sollen Schüler als Zielgruppe schnell die richtigen Ansprechpartner finden - besonders für die Grundschüler eine Erleichterung.
Kopierraum und Teeküche werden gemeinsam genutzt. Die Teeküche ist offen und soll auch für den Austausch dienen. Die Politik stellte viele Fragen. Eine der schmerzhaftesten: Was kostet der Spaß?
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41,4 Prozent teurer durch Warten auf Förderrichtlinie
Der Planer rechnet durch die Kostensteigerung um 41,4 Prozent seit Ende 2020 mit 15,55 Millionen Euro. Matthias Mittlmejer (SPD) fragte nach dem „Best-Case- und Worst-Case-Szenario für die Schlüsselübergabe“, sollte die Politik schnell den Weg frei machen. Im Idealfall, sagte Hans-Jürgen Peter, wäre 2027 im Frühling alles fertig. Im schlechtesten Fall nie. Schon einmal vergingen drei Jahre ohne Baustart.
„Drei Jahre Warterei auf die Landesregierung haben viel Geld gekostet“, sagte Ahlerstedts Bürgermeister Uwe Arndt (Freie Wählergemeinschaft). Dazu kommt die drängende Notwendigkeit. Ab 2026 wird schrittweise der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule eingeführt. Schon jetzt wird sie von Eltern benötigt. „Wir haben in der Hortbetreuung riesen Probleme, wir haben 32 Anmeldungen und keine Räume“, sagte Arndt, „wir sollten schleunigst sehen, dass wir anfangen.“ Sein Dank ging an alle Beteiligten.
Harsefeld hat seine Hausaufgaben gemacht
Dem Dank schlossen sich die Nachredner an. Und auch dem Wunsch, jetzt schnell zu einem Baustart zu kommen. „Auch wenn wir uns noch so viele Gedanken machen mit den Quadratmeter-Zahlen, wir werden es nicht mehr groß ändern“, sagte Mittlmejer. Zustimmung ebenso von der CDU: „Es ist gut, dass alle den Schritt miteinander gegangen sind. Wir haben schon geschluckt, als wir die Zahlen gesehen haben, aber es ist wichtig für die Samtgemeinde und ganz wichtig für Ahlerstedt“, sagte Melanie Mohnen.
Die Abstimmung im Ausschuss fiel einstimmig für die neuen Pläne aus. „Es gab einige, die nicht geglaubt hätten, dass wir heute an diesem Punkt sind“, sagte der Ausschussvorsitzende Kai Boinowitz (FWG) zum Schluss. Die Politik in Harsefeld sei bereit, diese Wege zu gehen, „aber das Land ist auch verantwortlich, alles zu stellen, das dafür nötig ist“.

Die neue GOBS Ahlerstedt: Wenn alles gut läuft, können Ahlerstedter Kinder ab 2027 durch diesen Eingangsbereich in das neue und umgebaute Gebäude gehen. Foto: Architekturbüro Dr. Peter