TMit Huskys auf Abenteuer-Tour rund um Engelschoff

Mit ihren Huskys fährt Alexandra Augsten rund um Engelschoff, aber auch in der Heide und durch den Rüstjer Forst. Foto: Schicke Fotografie
Kälte und Tempo - dafür sind Huskys gemacht. Für Alexandra Augsten haben die Touren mit ihren Schlittenhunden einen besonderen Reiz: die Jagd nach der Freiheit rund um Engelschoff.
Engelschoff. Der Blick reicht weit über das flache Grünland in Engelschoff bis zum Moor. Das ungeduldige Jaulen der Hunde ist der Soundtrack. Die grüne Weite könnte auch eine vereiste, schneebedeckte Ebene sein, irgendwo hoch oben im Norden. Dann knallt der Ostwind ins Gesicht.
Das innere Bild von Schnee zerplatzt. Der scharfe Wind treibt Tränen in die Augen. Die Hunde sind verstummt, sie dürfen rennen - und das tun sie am liebsten. Acht Hunde hat Alexandra „Alex“ Augsten angeschirrt. Die Musherin - Schlittenhundeführerin - steht hinten auf dem Wagen, steuert ihn über den Lenker und die Hunde mit der Stimme.
Im Video: Das Husky-Abenteuer in Engelschoff
„Umgekippt sind wir noch nicht“
Ihre zwei Passagiere sitzen bequem. Handschuhe und warme Overalls schützen vor der Kälte - der Helm den Kopf. „Aber umgekippt sind wir noch nicht“, ruft Alex von hinten. Die Hunde machen Tempo. Der Wagen ist gefedert, gefrorene Maulwurfshügel, Furchen von Trecker-Reifen - es ruckelt, aber mehr auch nicht.

Der Wind pfeift Alexandra Augsten um die Ohren. Dick eingepackt steht sie hinten auf dem Hundewagen, den Lenker fest im Griff. Foto: Klempow
Die Hunde flitzen, die Kälte beflügelt sie - Husky-Wetter. Nach wenigen Minuten haben sie das Grünland hinter dem Lumirunners-Hof hinter sich gelassen. Dort lebt Alexandra Augsten mit ihrer Freundin Caroline und der kleinen Tochter Hanna. 14 Hunde haben hier ihr Zuhause, genießen viel Platz, liegen auf den Dächern der Hundehütten, um alles im Blick zu haben.

Auch die Welpen auf der Husky-Farm kuscheln sich gern oben auf dem Podest aneinander. Foto: Klempow
Auf der Husky-Farm bietet Alexandra Augsten Wanderungen, Kindergeburtstage, Dogscooter-Touren, Hundebetreuung und Schlittenhundefahrten an, im Sommer auch Husky-Camps in Walsrode. In Engelschoff hat sie sich den Traum vom Husky-Abenteuer erfüllt.
Der Traum von Freiheit
Dieser Traum fing mit einem Glücksgefühl an, das süchtig machen kann. Sie hatte schon immer einen besonderen Draht zu Hunden. Aber als sie in Finnland zum ersten Mal auf einem Hundeschlitten stand, das Glitzern der Landschaft, die Stille, die Hunde, das Tempo erlebte - „das war Freiheit“, erzählt die 41-Jährige.
Sie lebte damals in Berlin, arbeitete als Hundebetreuerin und es dauerte nicht lange, bis mit Järvi 2017 der erste Husky einzog. Aber ein Husky allein macht noch kein Gespann, um dem Freiheitsgefühl nachzujagen.

Schnee für die Schlittenhunde gibt es meist nur beim Training in Lappland. Foto: Schicke Fotografie
Zurück zur Tour: An der Kreisstraße steigt Marie ab und sichert die Überfahrt. „Pass auf, dass sie dich nicht umkarren“, sagt Alex. Die Warnung gilt nicht für die Autos. Alex löst die Bremsen des Gespanns. Es gibt eine Trittbremse, die sich im Boden verkeilt und zwei Handbremsen am Wagen.
„Ohh-kay“, gibt Alex das Startsignal. „Rechts!“ Die Hunde sprinten los, sausen um die Kurve, haarscharf um die Mülltonnen und stoppen. Marie steigt wieder zu. Das Gespann nimmt Fahrt auf. Die Pfützen sind gefroren, Schlammspritzer gibt es heute nicht. Die tiefen Gräben links und rechts, die scharfen Kurven - Nervenkitzel gibt es trotzdem.
„Moor Dogs“
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Es dauerte nicht lange, bis damals nach Järvi weitere Huskys zu Alex fanden. Ein Gespann selbst auszubilden, ist eine Herausforderung. Längst sind Alexandra Augsten und ihr Gespann eingespielt. „Hopp, hopp“, ruft sie und „gleich rechts.“ Klappt. Der Atem der Hunde dampft. „Hätten wir minus 20 Grad, könnten sie das zwei Stunden am Stück machen“, sagt Alex.

Auf der Tour rund um Engelschoff geht es über Feldwege. Foto: Klempow
Ein lockeres Reisetempo legen die Hunde jetzt auf dem Feldweg vor. „Zwischen 12 und 15 Stundenkilometer“, schätzt sie die Geschwindigkeit. Koda, der hinten rechts angeschirrt ist, hat Energie. „Der würde gerne noch immer schneller, aber er meint auch, er ist der Stärkste und König der Welt.“
Huskys sind Powerhunde
Je nach Charakter und Leistungsfähigkeit spannt die Musherin ihre Hunde ein. Ein ausgeklügeltes Konstrukt der Persönlichkeiten: Huskys gelten als willensstarke und freundliche Powerhunde - und sie müssen auch mitdenken.

Pure Energie: Das Husky-Gespann von Alexandra Augsten. Die Hunde lieben es zu rennen. Foto: Schicke Fotografie
Vorne läuft Lykke als Leader, „auf die kann ich mich verlassen“. Die Hündin versteht die Kommandos nicht nur, „sie setzt sie auch um“, sagt Alex und grinst. Poci daneben passt im Laufstil gut dazu und übt noch, an allem mutig vorbeizugehen.

Alexandra Augsten und ihr Husky-Gespann. Foto: Schicke Fotografie
Ganz anders Kraftbolzen Koda. Ihn nimmt Alex an die Spitze, wenn sie Strecken an der Straße fährt. Weil er dort gut die Spur hält. „Aber der will in jeden Wassergraben“, weiß sie. Eine Vorliebe, die nur die Hälfte des Gespanns teilt - und die Leinentüddelei und Meinungsverschiedenheiten nach sich ziehen kann. Koda muss sich heute hinten fügen.
Training im schneebedeckten Lappland
Alex fährt auch Rennen mit ihrem Gespann, nicht ambitioniert, aber immer mal wieder. Dass das mit einem Schlitten klappt, ist sehr selten. In ein paar Wochen kann sie wieder auf Kufen flitzen, dann fährt sie zum Training ins schwedische Lappland. Für ihre Husky-Fahrten, die sie rund um Engelschoff, im Rüstjer Forst oder bei Lamstedt anbietet, spannt sie ihre Hunde vor Wagen, die entweder auf zwei oder drei Personen ausgelegt sind.

Pause für die Ausdauersportler: Alexandra Augsten hat einen Wasserkanister und Näpfe dabei. Foto: Klempow
Die acht Hunde bekommen eine Trinkpause. Alex hat einen Wasserkanister und Näpfe dabei. Vorbei an Engelschoffs Obstplantage geht es auf den Rückweg. Der Ostwind nimmt über der Ebene Anlauf. Die Hunde genießen den kalten Windstoß, die Menschen deren Energie. Das Gefühl von Weite, Freiheit und Verbundenheit mit der Lebensfreude der Hunde - das gibt es in Engelschoff auch ohne Schnee.
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Das Training der Schlittenhunde findet meist mit dem Wagen und nicht mit dem Schlitten statt. Foto: Schicke Fotografie