TIm Einsatz für 5000 Mieter: So arbeitet Stades Wohnstätte-Team

Wohnstätten-Hausmeister Stefan Eggebracht fährt mit dem Fahrrad durch sein Revier. Foto: Stehr
Revierarbeit, Streit unter Nachbarn und lange Wartelisten. Was ein Hausmeister, eine Immobilienfachwirtin und ein Kundenbetreuer von der Wohnstätte täglich erleben.
Stade. Wer in Stade eine Wohnung sucht, landet oft bei der Wohnstätte Stade. Die Genossenschaft, die gerade ihren 100. Geburtstag gefeiert hat (das TAGEBLATT berichtete), ist die mit Abstand größte Vermieterin in der Stadt. Neben klassischen 1- bis 5-Zimmer-Wohnungen bietet die Wohnstätte auch besondere Wohnformen wie Häuser mit Serviceangeboten, WG-Zimmer, Tiny-Häuser oder Wohnprojekte, zum Beispiel für Menschen mit Beeinträchtigungen.
Im Vordergrund stehen die etwa 5000 Mieter. Um die kümmern sich knapp 40 Mitarbeiter der Wohnstätte mit Hauptsitz in der Teichstraße mitten im Kopenkamp. Dazu gehören Hausmeister Stefan Eggebrecht, Kundenbetreuer Nico von der Reith und Immobilienfachwirtin Marie Gamlien.
Der Hausmeister - mit dem Rad durchs Revier
Ein Werktag in Stade: Stefan Eggebrecht ist mit dem Dienstrad unterwegs. Er muss „sichtbar sein“ in seinem Revier. Dazu zählen 584 Wohnungen im Sachsenviertel, der Innenstadt und im Bereich Schwabensee. Stefan Eggebrecht ist Hausmeister bei der Wohnstätte. Den gleichen Job machen noch drei weitere Kollegen und eine Kollegin. Alle haben ihr ein eigenes Revier und vertreten sich im Urlaubs- oder Krankheitsfall. Insgesamt kümmert sich das Hausmeister-Team um 2600 Wohnungen.

Hausmeister Stefan Eggebrecht macht sich ein Bild vom Zustand einer Wohnung, die neu vermietet werden soll. Foto: Stehr
Stefan Eggebrecht kommt aus Stade und arbeitet seit 2010 für die Wohnstätte. Der 54-Jährige war vorher im Baugewerbe tätig und wünschte sich einen sicheren und planbaren Job, sagt er. Bis er vor anderthalb Jahren ins Eigenheim zog, war er selbst Mieter bei der Wohnstätte und erlebte, was viele seiner Kunden ihm spiegeln: Wie schön es ist, wenn der Vermieter vor Ort ansässig ist und bei Problemen zeitnah hilft.

Stefan Eggebrecht prüft den Zustand des Herdes in der Wohnung. Foto: Stehr
Irgendwas ist immer, sagt der Hausmeister. Sei es ein tropfender Wasserhahn, ein verstopftes Klo, ein defektes Licht, ein kaputtes Türschloss oder ein verzogenes Fenster. Kleinere Arbeiten führt Eggebrecht selbst aus. Wenn es um versicherungstechnisch relevante Arbeiten geht, beauftragt er entsprechende Firmen.
Regelmäßig werden alle Häuser kontrolliert, alles wird digital dokumentiert. Die Hälfte seiner Arbeitszeit geht für Büroarbeit drauf, ansonsten ist Eggebrecht nah dran an den Mietern, führt auch Wohnungsabnahmen und Übergaben durch. Manchmal muss er auch Streit unter Nachbarn schlichten.
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„Wenn jemand zu laut ist oder das Treppenhaus nicht reinigt, beschweren sich die Leute oft zuerst bei mir, anstatt direkt miteinander zu sprechen“, sagt Eggebrecht. Wichtig sei: „Ruhe reinkriegen.“ Vieles lasse sich einvernehmlich klären. Wenn das nicht klappt, kommt Nico von der Reith ins Spiel.
Der Kundenbetreuer - Beschwerden sind sein täglich Brot
Wer mit Nico von der Reith zu tun hat, will sich meist entweder über laute Nachbarn beschweren oder ist selbst ein lauter Nachbar. Während die Hausmeister das Gesicht nach außen und fast überall bekannt sind, sind die Kundenbetreuer die Stimme am anderen Ende des Telefons.
Bekannt dürfte von der Reith allerdings so manchem Fußballfan als Urgestein des Regionalligisten SV Drochtersen/Assel sein. Der 31-Jährige ist seit knapp drei Jahren bei der Wohnstätte tätig und kümmert sich neben Beschwerden auch um Heiz- oder Betriebskostenabrechnungen. Vorher hat er Ausbildungen als Zimmermann und Industriekaufmann abgeschlossen und im Einkauf gearbeitet.

Nico von der Reith ist bei der Wohnstätte Stade für die Kundenbetreuung und das Beschwerdemanagement zuständig. Foto: Stehr
Sein kommunikatives Geschick kann er im Bereich Beschwerdemanagement voll ausschöpfen. Geht es zum Beispiel um Lärmbelästigung, spricht er mit den Betroffenen - oft auch persönlich - um die Situation zu deeskalieren. „Direkter Austausch ist immer besser als schriftlich zu kommunizieren, weil dabei weniger Missverständnisse entstehen. Außerdem werde ich dann ernster genommen“, sagt von der Reith.
Hin und wieder organisiert er runde Tische, um ein Problem zu lösen. In besonders schweren Fällen, wenn Mieter gewalttätig werden oder sich gegenseitig beleidigen, arbeitet von der Reith mit der Polizei zusammen. Wenn überhaupt keine Einigung zu erzielen ist, bekommen die Unruhestifter eine Abmahnung und müssen womöglich ausziehen.
Die Immobilienfachwirtin - sie bietet die freien Wohnungen an
Wird eine Wohnung frei, könnte das etwa 1000 Menschen interessieren, die derzeit als potenzielle Mietinteressenten online registriert sind, sagt Marie Gamlien. Die Immobilienfachwirtin kümmert sich um Vermietungen, schickt Angebote raus und entscheidet, wer zur Besichtigung eingeladen wird. Die verhältnismäßig günstigen Wohnungen der Wohnstätte sind beliebt. Die Durchschnnittsgrundmiete liegt bei unter 8 Euro. „Die Warteliste ist lang, wir haben weniger als ein Prozent Leerstand“, sagt die 25-Jährige, die bei der Wohnstätte ihre Ausbildung zur Immobilienkauffrau absolviert hat.

Marie Gamlien kümmert sich unter anderem um die Vermietung von Wohnungen. Die Warteliste mit Interessenten ist lang, sagt die Immobilienfachwirtin. Foto: Stehr
Inzwischen ist Marie Gamlien auch für den Bereich Digitalisierung zuständig. Bei der Wohnstätte läuft fast alles digital, auch der Vermietungsprozess. Nur den Mietvertrag gibt es noch auf Papier. Wer den in Händen hält, kann sich über eine günstige Wohnung freuen und sicher sein, dass immer ein Ansprechpartner da ist, wenn es mal Probleme gibt.
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