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Flohmarkt

TMorgens in Reith: Wenn die frühen Schnäppchenjäger unterwegs sind

Florian Tomforde begleitet den stellvertretenden Ortsbrandmeister Holger Wiechert (rechts) auf dem Rundgang.

Florian Tomforde begleitet den stellvertretenden Ortsbrandmeister Holger Wiechert (rechts) auf dem Rundgang. Foto: Felsch

Schon um 5 Uhr ist Reith voller Leben. Der traditionelle Flohmarkt lockt Tausende in das kleine Dorf auf der Geest. Ein Rundgang in den frühen Morgenstunden.

Von Franziska Felsch Sonntag, 24.08.2025, 17:50 Uhr

Reith. Noch ist es stockdunkel, dennoch herrscht emsiges Treiben in den Straßen von Reith. Vor den Häusern werden Tische und Schirme aufgestellt. Etwa zwei Kilometer ist die Verkaufsmeile lang.

Einige Händler von außerhalb sind bereits am Sonnabend angereist und haben die Nacht im Wohnwagen oder Wohnmobil verbracht. Andere kommen in aller Herrgottsfrühe angefahren, bauen ihren Stand auf und parken das Auto auf den zugewiesenen Parkplätzen, sofern sie es nicht direkt hinter den Verkaufstischen abstellen können.

Manche Verkäufer haben ihren Platz schon vor Tagen mit einem rot-weißen Absperrband und ihrer Handynummer markiert. „Wer bis 6 Uhr nicht da ist, hat keinen Anspruch mehr. Den Platz melden wir dann per Funk an die Kameraden vor den Eingängen, die die Nachzügler dorthin schicken“, erklärt der stellvertretende Ortsbrandmeister Holger Wiechert von der Freiwilligen Feuerwehr Reith, die den Flohmarkt seit 28 Jahren organisiert.

Florian Tomforde begleitet den stellvertretenden Ortsbrandmeister Holger Wiechert (rechts) auf dem Rundgang.

Florian Tomforde begleitet den stellvertretenden Ortsbrandmeister Holger Wiechert (rechts) auf dem Rundgang. Foto: Felsch

Eine Woche dauern die Vorbereitungen. Brötchen müssen geordert, Parkflächen ausgewiesen und mobile Toiletten aufgestellt werden. „Aber wir haben Unterstützung von den Kameraden aus Brest und weiteren Ehrenamtlichen, knapp 70 insgesamt“, so Florian Tomforde, der mit 16 Jahren in die Wehr eingetreten ist und genauso lange bei der Flohmarkt-Veranstaltung mitmacht.

Notarzteinsatz in der Nacht

Um 4.30 Uhr beginnen die Feuerwehrmänner mit ihrem Kontrollgang, achten darauf, dass niemand die Wege versperrt, stehen für Fragen zur Verfügung und helfen einen festgefahrenen Wagen wieder flott zu machen.

„Die Wurzel habe ich übersehen“, entschuldigt sich die Fahrerin. Aber das sind kleinere Probleme, die schnell gelöst werden können. In der Nacht sah das anders aus. Da musste der Notarzt gerufen werden, weil eine Händlerin zusammengebrochen war. Die Frau kam mit Verdacht auf Herzinfarkt ins Elbe Klinikum. „Wenn der Flohmarkt um 7 Uhr eröffnet, sind DRK-Einsatzkräfte unterwegs mit einer Erste-Hilfe-Ausrüstung“, sagt Tomforde.

Meistens laufe alles reibungslos. „Die Leute sind nett und rücksichtsvoll, aber wir haben auch schon Pöbler erlebt und Autofahrer, die einem über den Fuß fahren, weil es ihnen nicht schnell genug geht“, weiß der 40-Jährige zu berichten.

Viele Händler grüßen freundlich mit einem „Moin“, man kennt sich, jedenfalls, die, die seit Jahren dabei sind. „Braucht ihr kein Aquarium?“, fragt einer. Sein Nachbar möchte wissen, wo die Toiletten sind und ein anderer fragt, wo es Kaffee und Brötchen gibt. „Klos sind im Dorfgemeinschaftshaus, am Nachmittag könnt ihr dort selbstgebackenen Kuchen kaufen“, wirbt Tomforde für die Torten - Spenden von Anwohnern und Händlern.

Schnäppchenjäger sind in aller Frühe mit Taschenlampen unterwegs

Weil das Auge mitentscheidet, drapieren die Händler ihre Waren sorgfältig auf den Tischen. Preisschilder findet man häufig vergebens, Handeln ist angesagt, was die ersten Schnäppchenjäger ausprobieren.

Weit vor der offiziellen Eröffnung um 7 Uhr sind nicht wenige mit Bollerwagen, Lupe und Taschenlampe unterwegs. Mit geübtem Blick taxieren sie die Waren, eilen von Stand zu Stand. „Da sind auch solche dabei, die wollen supergünstig kaufen, um dann teuer zu verkaufen“, weiß eine Frau, die anonym bleiben will. „Sind aber nicht alle so, nicht, dass jetzt ein falscher Eindruck entsteht,“ fügt sie hinzu.

Gaby und Heinz Ritsch mit Tochter Jana Haack aus Brest.

Gaby und Heinz Ritsch mit Tochter Jana Haack aus Brest. Foto: Felsch

„Viele suchen Schmuck“, weiß Gaby Ritsch aus Brest, die mit Ehemann Heinz und Tochter Jana Haack Deko, CDs, Bücher, Kleidung und Haushaltsartikel anbieten. „Wir haben unser Haus verkauft, deshalb die Vielfalt.“

Susanne Nettkau mit einem Mitbringsel aus Bali.

Susanne Nettkau mit einem Mitbringsel aus Bali. Foto: Felsch

Beim Aufbau, kurz nach 5 Uhr, erkundigten sich die ersten Besucher nach Goldschmuck und Silberbesteck bei Susanne Nettkau aus Revenahe. Am Terrarium, einem Aquarium, einem Wagenrad aus Bali und einem fast neuen Grill waren sie weniger interessiert. „Macht nichts, irgendwas werden wir schon los“, meint Susanne Nettkau gut gelaunt.

Denis Patjens verkauft seit zehn Jahren Flohmarktartikel.

Denis Patjens verkauft seit zehn Jahren Flohmarktartikel. Foto: Felsch

Davon ist auch Denis Patjens überzeugt. Seit über zehn Jahren preist er Kristallvasen, Omas Porzellan und Bilder von Anno Tobak an. Mit Erfolg. „Es läuft gut und das seit dem frühen Morgen“, freut sich der passionierte Verkäufer.

Anke Rotermund sucht Jeans.

Anke Rotermund sucht Jeans. Foto: Felsch

Nebenan wühlt sich Anke Rotermund durch einen Berg von Jeans. Um 5 Uhr sei sie aufgestanden, sagt die Schnäppchenjägerin mit dem noch leeren Hackenporsche.

Ähnlich früh wie Rianna Niemczyk aus Cuxhaven. „Im vergangenen Jahr habe ich diesen Flohmarkt zufällig entdeckt. Mir gefällt die Atmosphäre hier und die super Organisation, großes Lob an die Feuerwehr.“

Uwe Kock interessiert sich für Spielwaren.

Uwe Kock interessiert sich für Spielwaren. Foto: Felsch

Massin, selbst Händler, hält nach Videospielen Ausschau, hat aber bisher nur Spielzeug-Dinos im Stoffbeutel. Uwe Kock, begeisterter Schallplattenfan, ist fündig geworden und verstaut gerade eine Platte von Status Quo. „Ich sammle seit 50 Jahren, habe 3.500 LPs“, jubelt der Tostedter über seine neueste Errungenschaft, bevor er sich bei Katrin und Thorsten Tripmaker hochwertiges Spielzeug anschaut.

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