Zähl Pixel
Zeven

TMutter ist tot: Ehepaar möchte Nichte und Neffen aus Simbabwe adoptieren

Die Waisen Ethan Uwe, Anseu und Princess. Nach dem Tod ihrer Mutter bemühen sich Tante und Onkel in Zeven um ihre Adoption.

Die Waisen Ethan Uwe, Anseu und Princess. Nach dem Tod ihrer Mutter bemühen sich Tante und Onkel in Zeven um ihre Adoption. Foto: Kudlick

Uwe Kudlick und seine Frau sind mit ihren Gedanken in Simbabwe. Dort leben ihre Nichte und deren zwei jüngere Brüder. Die Kinder haben vor wenigen Monaten ihre Mutter verloren.

Von Thorsten Kratzmann Freitag, 01.11.2024, 12:05 Uhr

Zeven. Simbabwe ist eine Reise wert. In dem afrikanischen Binnenstaat nördlich Südafrikas gibt es die Victoriafälle zu bestaunen, Elefanten, Nashörner, Nilpferde zu sehen. Doch ist Simbabwe nicht die erste Wahl für jemanden, der einen entspannten Urlaub verbringen möchte. Das Auswärtige Amt in Berlin gibt Reisenden einen umfangreichen Katalog mit Sicherheitshinweisen an die Hand.

Die Wirtschaft des Landes liegt am Boden, die politische Lage ist instabil, das Gros der 17 Millionen Einwohner darbt. Kriminalität ist allgegenwärtig. So auch der Hunger. Simbabwe leidet unter den Folgen des Ukrainekrieges. Denn die Enteignung und Vertreibung weißer Großgrundbesitzer vor 20 Jahren hat den einstigen „Brotkorb“ Afrikas zum Empfänger von Hilfslieferungen gemacht. Getreide ist knapp und teuer.

Beerdigung ist Anlass für die Reise nach Harare

Und doch ist Uwe Kudlick (56) gemeinsam mit seiner Frau Brigeter Mhepo-Kudlick (47), die er Linda nennt, Anfang Juli aus Zeven nach Harare gereist. Der Anlass war ein trauriger. Die Beerdigung von Lindas Schwester Betha. Die 33-Jährige war nach wochenlanger Krankheit am 3. Juli gestorben.

Die Kinder nehmen am Sarg Abschied von ihrer verstorbenen Mutter. Brigeter Mhepo-Kudlick, die Schwester der Verstorbenen, und ihr Mann Uwe Kudlick haben für die Bestattung in würdigen Rahmen gesorgt und gemeinsam mit den Kindern daran teilgenommen.

Die Kinder nehmen am Sarg Abschied von ihrer verstorbenen Mutter. Brigeter Mhepo-Kudlick, die Schwester der Verstorbenen, und ihr Mann Uwe Kudlick haben für die Bestattung in würdigen Rahmen gesorgt und gemeinsam mit den Kindern daran teilgenommen. Foto: Kudlick

Betha hinterlässt drei Kinder: Anesu (4), Ethan Uwe (7) und Princess (9). Sie sind Waisen, denn deren Vater ist, wer weiß, wo. Tante Linda und deren Mann sind die Hoffnung der Kinder. Die drei weiteren Geschwister ihrer Mutter leben nicht mehr.

Uwe Kudlick und seine Frau hatten Betha und ihre Kinder schon länger mit regelmäßigen Geldtransfers über Wasser gehalten, Schulgeld und Krankenversicherungsbeiträge bezahlt. Und sie hatten sich mit dem Wunsch der dreifachen Mutter befasst, Anesu, Ethan Uwe und Princess der Schwester in Deutschland anzuvertrauen. „Betha hat befürchtet, dass die Kinder dort nicht alt werden“, sagt Uwe Kudlick.

Ziel: Die Waisen adoptieren und nach Zeven holen

Mit Bethas Tod wurde deren Wunsch zum Gebot der Schwester und deren Mannes. Vereint im Ziel, die Nichte und die beiden Neffen zu adoptieren und nach Zeven zu holen, setzten sich die Eheleute am 6. Juli ins Flugzeug. In Harare, der Hauptstadt Simbabwes, mieteten sie ein Ferienhaus und nahmen die Waisen zu sich. Gemeinsam besuchten sie Bethas Beerdigung.

Die Tage in Harare waren gefüllt mit Trauer, Trösten, Terminen. Galt es doch, soweit möglich die Adoption von Princess und ihren Brüdern auf den Weg zu bringen. Mit Unterstützung eines Bekannten gelang es, Urkunden und andere Dokumente zu beantragen und zu besorgen.

Uwe Kudlick und seine Frau in der Schule ihrer Neffen.

Uwe Kudlick und seine Frau in der Schule ihrer Neffen. Foto: Kudlick

Doch im Nu nahte der letzte Tag des zweiwöchigen Aufenthalts. Wo bleiben die Kinder? Wer kümmert sich um sie? Das waren die drängendsten Fragen, auf die Uwe Kudlick und seine Frau Antworten zu finden hatten.

„Meine Frau hat einfach das Hausmädchen gefragt“, erzählt Uwe Kudlick. Die junge Frau hat zugesagt, sich der Kinder gemeinsam mit ihrer Tante anzunehmen. Vor der Abreise nach Deutschland stand also der Umzug der Waisen aus dem Ferienhaus in das Haus der verstorbenen Mutter an. „Dort sind sie wenigstens in ihrer gewohnten Umgebung“, meint Uwe Kudlick.

Täglicher Kontakt mit den Kindern in Simbabwe

Doch er und seine Frau wissen um die Angst der Kinder davor, „dass wir nicht wiederkommen“. Eine emotionale Belastung, der Brigeter Mhepo-Kudlick mit regelmäßiger Kontaktaufnahme begegnet.

Neben allerlei Gegenständen, die im Haushalt fehlen, haben die Kudlicks der Nanny ein Handy zukommen lassen. Auf dessen Bildschirm taucht alltäglich das Gesicht von Linda auf. „Das ist wichtig für die Kinder“, weiß Uwe Kudlick.

Dank der Verbindung zu einem Anwalt, dem Bekannten und der Nanny in Harare ist laut Kudlick ein kleines Netzwerk gewachsen. Das hat dafür gesorgt, das kleine Haus in Harare mit einem Balkonkraftwerk samt Speicher auszustatten. 1600 Dollar haben die Kudlicks überwiesen, um zu verhindern, dass der Kühlschrank ausfällt und die vier Hausbewohner im Dunkeln sitzen. In der Hauptstadt, die so viele Einwohner zählt wie Hamburg, ist Stromausfall quasi an der Tagesordnung, sagt Uwe Kudlick.

Krankenversicherung, Schulgeld, Lebensunterhalt und mehr

Was getan werden kann, das haben seine Frau und er getan. Die Kinder sind krankenversichert, Anesu ist in die Vorschule aufgenommen worden. Das Schulgeld für ihn und seine Geschwister ist bezahlt. Der Jüngste hat auch eine Uniform bekommen und geht nun mit den beiden Älteren in dieselbe Schule. Die Kinder kommen in den Genuss von Nachhilfeunterricht, damit sie Versäumtes aufholen.

All das kostet Geld. Viel Geld. Mehr als 10.000 Euro sind bereits ausgegeben. 200 Dollar erhält die Nanny im Monat. 220 Dollar monatlich kosten die drei Krankenversicherungen. 270 Dollar werden jeden 1. des Monats für Schulbus und Schulgeld fällig. Hinzu kommen Überweisungen für den Lebensunterhalt der drei Waisen.

Als großer Kostenblock erweisen sich die Gebühren, die bei Behörden, Gerichten, Botschaften sowohl in Deutschland als auch in Simbabwe erhoben werden. Uwe Kudlick geht von einer fünfstelligen Summe aus, die am Ende für Urkunden, Stempel, Beglaubigungen, Auskünfte zu Buche steht. Doch seine Frau und er lassen sich nicht entmutigen. Sie hoffen auf Spenden, damit sie den steinigen Weg zu Ende gehen können.

Erste Adoption von Kindern aus Simbabwe

Steinig deshalb, weil sie Neuland mit der beantragten Adoption von Kindern aus Simbabwe betreten haben. Das erschwert den Fortgang des vor vier Monaten angestoßenen Prozesses. „In Deutschland hat die Gemeinsame Zentrale Adoptionsstelle in Hamburg den Hut auf“, weiß Uwe Kudlick.

In Simbabwe ist es offenbar das Familienministerium. Dass GZA und Ministerium miteinander in Kontakt treten, hat sich als „schwierig erwiesen“, berichtet Kudlick. „Jetzt sind wir soweit“, ergänzt er. Und so bleibt seiner Frau und ihm die „Hoffnung, dass aus der Adoption bis Weihnachten etwas wird“.

Diese Hoffnung geht einher mit der, dass ihnen finanziell die Puste nicht ausgeht. Dabei setzen die Eheleute auf die Cowfunding-Plattform GoFundMe. Auf der Plattform wurde eine Spendenkampagne gestartet. Das Spendenziel lautet 50.000 Euro.

Wer Linda und Uwe Kudlick um der Kinder willen unterstützen möchte, der kann das via gofundme.de tun, den QR-Code scannen oder zur Bank gehen. Die Spendenkontonummer lautet: DE29 5002 4024 9500 7345 01. Als Verwendungszweck ist „Adoption Simbabwe“ anzugeben. Für Interessierte, die sich über das Wohl und Wehe der Eheleute wie der Kinder informieren möchten, hat Uwe Kudlick einen WhatsApp-Kanal eingerichtet: „Hoffnung für Drei: Unsere Simbabwe-Familie“. Dieser Kanal ist anonym.

Weitere Artikel