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Rätselhafte Tat

TMysteriöser Todesfall in Otterndorf: Anwalt vermutet Verbrechen an wohlhabender Frau

Ursula B. wurde im Oktober 2022 tot in ihrem Haus in Otterndorf aufgefunden.

Ursula B. wurde im Oktober 2022 tot in ihrem Haus in Otterndorf aufgefunden. Foto: Crimespot.de

War es Mord? Der Tod der wohlhabenden Schweizerin Ursula B. in Otterndorf wirft immer noch Rätsel auf. Ein Rechtsanwalt ist sich sicher, dass sie einem Verbrechen zum Opfer fiel. Das sagt die Staatsanwaltschaft in Stade.

Von Leandra Hanke und Kai Koppe Montag, 06.11.2023, 20:24 Uhr

Otterndorf/Stade. Am 26. Oktober 2022 haben Anwohner im Neubaugebiet Am Medembogen in Otterndorf die Feuerwehr gerufen. Sie hatten ihre Nachbarin Ursula B. seit längerer Zeit nicht gesehen, auch tagsüber waren in ihrem Haus die Jalousien unten. Irgendetwas stimmte nicht, befürchteten die Nachbarn. „Nach den Ermittlungen ist Ursula B. tot zugedeckt in ihrem Bett gefunden worden“, berichtet Thiemo Röhler in einer Crimespot-Dokumentation des Journalisten Bastian Schlüter auf YouTube. Der Cuxhavener Anwalt Röhler vertritt die Angehörigen der Verstorbenen. Gegenüber der "Nordsee-Zeitung" bestätigt er, dass es sich hier um ein Tötungsdelikt handeln muss.

Tote Schweizerin: Nach Trennung in Otterndorf geblieben

Vermutlich drei Tage nach ihrem Tod wurde die Leiche von Ursula B. gefunden. Eine zuverlässige Obduktion sei dadurch schwieriger gewesen, so Röhler. Sicher ist, dass ihr Oberschildknochen im Halsbereich gebrochen war. Dieser Bruch ist laut Anwalt nicht zufällig entstanden. Vieles deute auf eine Gewalttat hin. „Aber ob sie letztendlich daran verstorben ist, kann nicht sicher gesagt werden. Dafür wurde die Leiche zu spät gefunden.“ Als man die Verstorbene in ihrem Haus fand, war außerdem ihr Safe leer. Auch wurde ihr Handy, das sie laut der Familie selten aus der Hand legte, während bei den anschließenden Ermittlungen nie gefunden.

Die Crimespot- Dokumentation zu dem Fall

Ursula B. wurde 67 Jahre alt. Die Schweizerin hatte über das Internet eine neue Liebe, einen Mann namens Dietmar, gefunden, zu dem sie nach Otterndorf zog. Dieser trennte sich dann aber wieder von ihr. „Einige Monate später hat die Verstorbene einen neuen Mann kennengelernt“, so Röhler. Er heißt Michael und soll ebenfalls in der Samtgemeinde Land Handeln gemeldet sein. Laut Zeugenaussagen sind sich die beiden vermutlich auf einem Supermarkt-Parkplatz das erste Mal begegnet.
In diesem Haus lebte Ursula B. Sie zog für die Liebe aus der Schweiz nach Otterndorf.

In diesem Haus lebte Ursula B. Sie zog für die Liebe aus der Schweiz nach Otterndorf. Foto: Crimespot.de

Der neue Freund soll schon relativ kurz nach dem Tod der Wahl-Otterndorferin ins Visier der Ermittler gerückt sein. Bei ihm hat die Polizei im Rahmen ihrer Ermittlungen sehr viel Bargeld - Euro und Schweizer Franken -, Schmuck und Gold zu Hause gefunden. Darunter war ein Erbstück von Ursula B., eine Halskette ihrer verstorbenen Mutter, die sie niemals abgelegt haben soll. „Dieses Erbstück hätte die Verstorbene laut ihrer Familie nicht freiwillig weggeben“, so Anwalt Röhler. Der Beschuldigte habe angegeben, dass Ursula B. ihn finanziell während seiner Arbeitslosigkeit unterstützen wollte und ihm alles geschenkt habe.

Bei dieser neuen Bekanntschaft scheint es sich um eine im Gebiet der Samtgemeinde Land Hadeln gemeldete Person zu handeln, Auf Nachfrage hin sprach Oberstaatsanwalt Kai Thomas Breas davon, dass es im Zuge der Ermittlungen zu "Maßnahmen" gegen diesen Mann gekommen sei, machte allerdings keine Angaben dazu, inwieweit es dabei zu Vernehmungen oder gar zu einer Hausdurchsuchung gekommen ist.

Laut Anwalt genug Beweise für eine Anklage

Gegen ihn ermittelt die Staatsanwaltschaft Stade wegen des Verdachts auf ein Tötungsdelikt. „Die Sache ist noch nicht abschließend beurteilt“, sagt Kai Breas, Sprecher der Staatsanwaltschaft in Stade: „Aber noch in diesem Jahr kommt es zu einer Entscheidung, ob Anklage erhoben wird.“

Der mutmaßliche Mord an Ursula B. liegt schon über ein Jahr zurück. Wieso haben die Ermittlungen so lange gedauert? „Es mussten sehr viele Beweismittel geprüft werden, zum Beispiel gab es umfangreiche DNA-Analysen“, erklärt Breas. Anwalt Timo Röhler hat dafür wenig Verständnis. „Die Ermittlungen ziehen sich sehr. Es gibt bereits genug Beweise, die für eine Anklage sprechen.“

Ungewissheit zermürbt die Hinterbliebenen

Er rechnet damit, in Kürze umfassend Akteneinsicht zu erhalten. Aus seiner Sicht ist es höchste Zeit, dass die Angehörigen der Verstorbenen - darunter ein Bruder und zwei Söhne - endlich erfahren, woran sie eigentlich sind. "Diese Ungewissheit zermürbt sie", sagt Röhler und spielte damit auf die Frage an.

Dass die Frau in den Kreis Cuxhaven gezogen sein könnte, um auf Distanz zu gehen, wies Röhler zurück. "Das hatte nichts mit ihrer Familie zu tun." Die Verstorbene sei nicht lange vor ihrem Tod Großmutter geworden, ungeachtet der Entfernung habe man in Verbindung gestanden.

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