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Millionenschaden

TNach Großbrand in Lamstedt: „Größter Albtraum ist wahr geworden“

Im hinteren Bereich der Halle ist alles durch das Großfeuer zerstört worden, ob Fahrzeuge oder Werkstattgeräte. Hier war auch die noch recht neue Schreinerei untergebracht.

Im hinteren Bereich der Halle ist alles durch das Großfeuer zerstört worden, ob Fahrzeuge oder Werkstattgeräte. Hier war auch die noch recht neue Schreinerei untergebracht. Foto: Lütt

Einen Tag nach dem Großbrand am Sonntagmorgen im Lamstedter Gewerbegebiet ist das Ausmaß des Schadens deutlich zu sehen. Die Brandermittlungen laufen auf Hochtouren. Am Montagmorgen musste die Feuerwehr erneut zu dem Brandort ausrücken.

Von Vanessa Grell Montag, 26.08.2024, 18:20 Uhr

Lamstedt. Gegen 9.30 Uhr war am Sonntag das Feuer auf dem Gelände des Wohnwagen- und Reisemobilhändlers „Ehlers Mobile Welten GmbH & Co. KG“ in Lamstedt ausgebrochen. Es zerstörte eine Halle, eine Werkstatt und rund 20 Fahrzeuge. Insgesamt waren 250 Feuerwehrleute im Einsatz und bekämpften den Großbrand, der eine meterhohe Rauchwolke verursachte. Dennoch konnten sie den immensen Sachschaden, der nach Angaben der Polizeiinspektion Cuxhaven in Millionenhöhe liegt, nicht verhindern.

Spurensuche und Zeugenbefragungen

Das Feuer breitete sich laut Polizei auf die gesamte Werkstatt und die angrenzende Lagerhalle aus, welche vollkommen zerstört wurden. Noch am Sonntag sei mit der Spurensuche am Objekt und der Befragung von Zeugen begonnen worden. „Genaue Aussagen lassen sich erst treffen, wenn die Kollegen das Gebäude betreten können“, erklärt Stephan Hertz, Pressesprecher der Cuxhavener Polizeiinspektion und führt aus: „Bevor solch ein Brandort abgekühlt ist, vergehen ein bis zwei Tage. Die Kollegen müssen den Bereich gefahrlos betreten können. Erst dann können weitere Maßnahmen folgen.“

Vermutlich ist das Feuer im vorderen Bereich der großen Halle ausgebrochen, obwohl hier einige Fahrzeuge zwar beschädigt, aber nicht total zerstört wurden.

Vermutlich ist das Feuer im vorderen Bereich der großen Halle ausgebrochen, obwohl hier einige Fahrzeuge zwar beschädigt, aber nicht total zerstört wurden. Foto: Lütt

Nach Informationen unserer Zeitung brach das Feuer zunächst im vorderen Bereich der großen Stahlhalle aus. Dass der hintere Teil der Halle so stark zerstört ist, dürfte daran liegen, dass dort ein Fahrzeug mit einem Gastank gestanden haben soll. Hertz kann die Informationen bisher nicht bestätigen, hält die Theorie aber für möglich: „Denn in der Regel haben alle Wohnmobile einen Propangas-Tank an Bord. Dieser wird unter anderem für die Herdplatte zum Kochen genutzt.“

Der Tag nach dem Großbrand in Lamstedt

Am Tag nach dem Feuer veröffentlichte der Wohnwagen- und Reisemobilhändler auf seiner Internetseite und in den sozialen Medien eine Stellungnahme: „Leider ist unser größter Albtraum wahr geworden und unsere Werkstatt stand lichterloh in Flammen. Wir bitten alle um Verständnis und müssen einige Termine vorerst verschieben. Bitte nehmt Rücksicht, vermutlich wird das Netzwerk und die Telefonanlage die nächsten Tage noch nicht wieder voll einsatzbereit sein.“

Nach Informationen der „Cuxhavener Nachrichten“ herrschte am Morgen gedrückte Stimmung bei den Mitarbeitern. Kurz vor 8 Uhr fand eine Mitarbeiterbesprechung statt, in der der Geschäftsführer Hans-Wilhelm Ehlers einige Worte an sein Team richtete. „Es ist einfach furchtbar, was hier geschehen ist, unglaublich“, blickt Ehlers auf das verheerende Feuer zurück. Eine Mitarbeiterin versuchte jedoch positiv zu denken: „Es nützt ja nichts. Zusammenfegen, wieder aufbauen und weitermachen.“

Eine Ersatzwerkstatt in der Nähe der Feuerwehr

Der Großbrand auf dem Gelände des Lamstedter Wohnmobile-Händlers ruft auch die Kommune(n) auf den Plan. Nach Angaben von Samtgemeindebürgermeister Frank Springer, der die Löscharbeiten am Sonntag vor Ort selbst verfolgte, habe er der Firmenleitung in einem persönlichen Gespräch nach dem Einsatz der Wehren weitere Unterstützung signalisiert: „Wir helfen in dem Rahmen, der uns zur Verfügung steht.“

Konkret bedeute dies in einem ersten Schritt, dass die Zuwegung zu einer firmeneigenen Halle ermöglicht werde, die sich in der Nähe des Feuerwehrhauses befindet und eventuell übergangsweise als Ausweichquartier für die Werkstatt genutzt werden soll. Um auf diese Zuwegung zu gelangen, lasse die Samtgemeinde bei Bedarf auch einen Zaun entfernen; über den Übungsplatz der Wehr könne dann die Zufahrt erfolgen.

Abseits der konkreten Hilfsmaßnahmen habe am Sonntag natürlich die Frage im Raum gestanden, welche Folgen das Großfeuer für die Fortsetzung des Bartholomäusmarktes in Lamstedt haben könnte. So gab es bereits in sozialen Netzwerken Gerüchte, dass angeblich eine Absage geplant ist. Kein Wunder: Die Lamstedter Bevölkerung war schließlich von der Feuerwehr aufgerufen worden, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Durch den Wind wurde die schwarze Rauchwolke direkt auf den Ortskern getrieben.

Am Montagmorgen war die Lamstedter Feuerwehr mit Nachlöscharbeiten beschäftigt. Es qualmte noch aus der Ruine. Die Wehrleute setzten hier Löschschaum ein.

Am Montagmorgen war die Lamstedter Feuerwehr mit Nachlöscharbeiten beschäftigt. Es qualmte noch aus der Ruine. Die Wehrleute setzten hier Löschschaum ein. Foto: Lütt

„Wir haben die Situation mit der Einsatzleitung erörtert und entschieden, den konkreten Brandverlauf und den Fortschritt der Löscharbeiten vor einer möglichen Absage des Marktes genau zu beobachten. Und das war auch richtig so“, meint Springer. Das Feuer war gegen 9.30 Uhr ausgebrochen. Rund zwei Stunden später zeigte sich, dass es auch durch den Einsatz der beiden Drehleitern gelingen könnte, das Geschehen besser zu kontrollieren. Als die Einsatzkräfte mit Schaum löschten, habe sich die Situation deutlich entspannt: „Wir haben zu diesem Zeitpunkt keine Gefährdung mehr feststellen können und daher den Markt am Sonntag stattfinden lassen“, bilanziert Springer.

„Das größte Feuer des Jahres in Lamstedt“

Torben Offermann, Ortsbrandmeister in Lamstedt und Einsatzleiter beim Großfeuer am Sonntag, zieht einen Vergleich zu einem Brand, der ebenfalls in Erinnerung geblieben ist: „Es war viel Rauch und ein sehr großes Feuer. Der Brand bei Staha-Systemhallen in Lamstedt vor vier Jahren war schon riesig. Doch der Großbrand bei Ehlers war auf jeden Fall um einiges schwerwiegender und der größte des Jahres in Lamstedt“, ist sich Offermann sicher, nachdem die Feuerwehrleute sechseinhalb Stunden lang mit den Löscharbeiten beschäftigt waren. Sogar am Tag danach - am Montagmorgen - musste die Feuerwehr noch einmal nachlöschen. „Es war noch ein Brandnest unter einer eingestürzten Betondecke. Das haben wir mit Schaum gelöscht“, erzählt Torben Offermann.

Abschnittsleiter Ingo Graf war ebenfalls am Einsatz beteiligt. Zum jetzigen Stand (26. August) gebe es laut Graf noch keine neuen Erkenntnisse. „Am Sonntag fanden nach 16 Uhr Nachkontrollen statt“, erzählt der Abschnittsleiter. Das Ausmaß des Großbrandes sei enorm und dieser Einsatz habe wieder einmal gezeigt, wie wichtig Drehleitern für die Feuerwehren sind.

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