Nach Monsterwelle: Passagiere der „Maud“ sind sicher in Bremerhaven angekommen
Die „Maud“ legt nach ihrer Odyssee in Bremerhaven an. Die Passagiere verfolgen das Anlegemanöver vom obersten Deck aus. Foto: Scheer
Die 397 Menschen an Bord der „Maud“ dürften erleichtert wie selten in ihrem Leben gewesen sein, als sie am Samstagnachmittag Bremerhaven erreichten. Das Schiff war in schwere See geraten und beschädigt worden. So geht es weiter.
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Bremerhaven. Viele der 266 Passagiere standen beim Anlegen am Samstag in Bremerhaven auf dem obersten Deck des Schiffes. Die Erleichterung über die Aussicht auf festen Boden unter den Füßen war ihnen ins Gesicht geschrieben.
Unter ihnen befand sich auch die US-Amerikanerin Eilsabeth Lawrence. Beim Kurznachrichtendienst „X“ schrieb sie nach der Ankunft auf Englisch unter ein Foto, das das Kreuzfahrtterminal von der Seeseite zeigt: „Fest vertäut und sicher in Bremerhaven.“
„Ich dachte, das Schiff könnte kentern“
Elisabeth Lawrence hatte zuvor ebenfalls in den sozialen Medien geschildert, was die Menschen auf der „Maud“ am Donnerstag auf der Nordsee durchgemacht hatten.
Das Expeditionskreuzfahrtschiff war 200 Kilometer von der dänischen Küste entfernt in einen Sturm mit Windstärke 8 und mehr als 10 Meter hohen Wellen geraten.
Die Brecher rollten immer wieder gegen das Schiff. Möbel wirbelten umher. Eine der Wellen traf das Schiff so hart, dass die Fenster aus der Brücke geschlagen wurden und Salzwasser eindringen konnte. Kurzzeitig fiel der Strom aus. Die Passagiere mussten in Überlebensanzüge schlüpfen.
Es war dramatisch. Diese bangen Momente wird wohl keiner der Passagiere je vergessen. „Ich will ehrlich sein, es gab etwa 20 Minuten, in denen ich dachte, das Schiff könnte kentern, es schwankte so stark, und wir hatten keine Ahnung, was passiert war“, teilte die US-Amerikanerin bei „X“ mit. Gleichzeitig lobte sie immer wieder die Crew für deren überlegtes Handeln.
Die Rettungsbehörden hatten Rettungsschiffe und Schlepper zum Kreuzfahrtschiff beordert. Der Havarist wurde in Schlepp genommen. Die Rückfahrt nach Tilbury bei London wurde abgebrochen. Stattdessen ging es Kurs Bremerhaven weiter.
Am Samstagnachmittag legte das Schiff begleitet von zwei Schleppern dann am Kreuzfahrtterminal an. Auf den ersten Blick hielten sich die Schäden am Schiff in Grenzen. Von der Kaje aus ist zu erkennen, dass einige Fenster der Brücke mit Holzplatten abgedichtet sind.
Am Kreuzfahrtterminal warteten bereits zahlreiche Menschen und mehrere Fahrzeuge auf das Kreuzfahrtschiff. Eine Person schwenkte als Willkommensgruß die norwegische Flagge. Die Wasserschutzpolizei war vorgefahren. Ein Autokran stand bereit, um die Gangway richtig zu positionieren. Schadens-Gutachter machten sich ein erstes Bild. Eine leicht verletzte Person, die allerdings eigenständig laufen konnte, wurde per Krankenwagen in ein Krankenhaus gebracht. Danach wurde das Gepäck entladen.
Busse fuhren die Passagiere von 2 Uhr nachts bis in den Sonntag-Vormittag hinein zu verschiedenen Flughäfen in Norddeutschland. „Alle Gäste sind sicher vom Schiff gekommen und befinden sich jetzt auf der Heimreise. Die Crew ist ebenfalls sehr zufrieden. Es ist alles bestens gelaufen und nun können wir alle Weihnachten genießen“, teilte Karen Reinke vom „Columbus Cruise Center (CCC)“ am Sonntag mit, nachdem die letzten beiden Reisebusse bei grauem Nieselregen-Wetter das Kreuzfahrtterminal in Bremerhaven verlassen hatten.
Die Passagiere können auch dank der unkomplizierten Hilfe durch das CCC damit rechnen, den 1. Weihnachtstag im Kreis ihrer Lieben in England verbringen zu dürfen. Zumal in Großbritannien - anders als in Deutschland - der 25. Dezember der entscheidende Tag für die Feierlichkeiten ist.
Auch für die US-Amerikanerin Elizabeth Lawrence, die alle in den sozialen Medien an dem aufregenden Zwischenfall teilhaben ließ, geht‘s nach einer Nacht an Bord in Bremerhaven am Sonntag zurück nach London-Heathrow.
Die „Maud“ soll unterdessen zur Reparatur am 27. Donnerstag in die Bredo Werft im Fischereihafen verholt werden. Das 135 Meter lange Schiff, gebaut 2003, gehört zur Expeditionsreederei HX der Hurtigruten-Gruppe mit Sitz in Norwegen. (NZ)