TNach fast 30 Jahren Leerstand: Dohrmann’s Hotel hat neuen Eigentümer

Das ehemalige Dohrmann's Hotel in Hamelwörden hat einen neuen Eigentümer. Foto: Susanne Helfferich
Bei einer Zwangsversteigerung kam jetzt das ehemalige Dohrmann‘s Hotel in Hamelwörden unter den Hammer. Weshalb die Gemeinde leer ausging.
Hamelwörden. Es war die zweite Zwangsversteigerung, die das Gebäude erlebte. 2014 ersteigerte ein Bauingenieur aus Hamburg die Immobilie für 23.500 Euro. „Ich werde das Gebäude nun erst einmal sichern und dann in Ruhe schauen, was ich damit mache“, hatte der Käufer damals erklärt. Geschehen ist in den zehn Jahren nichts. Das Anwesen verfiel zusehends. „Heute kann man es nur noch abreißen oder muss mehrere Millionen reinstecken“, so die Einschätzung der Nordkehdinger Samtgemeindebürgermeisterin Erika Hatecke.
Seit gut 30 Jahren steht der prägnante Gründerzeitbau an Hamelwördens Ortsdurchfahrt nun leer. Anfang der 1990er Jahre war das Gebäude zu einem Mehrfamilienhaus mit sechs Parteien umgebaut worden, die von der Samtgemeinde Nordkehdingen als Unterkunft für Sozialfälle gemietet wurden. Inzwischen erobert die Natur das Gebäude. Der Eigentümer kam weder seiner Verpflichtung nach, Türen und Fenster zu verbarrikadieren, noch zahlte er die vom Landkreis geforderten Zwangsgelder.
Gemeinde plante Abriss und Neugestaltung
Die Zwangsversteigerung jetzt hatte die Samtgemeinde Nordkehdingen beantragt, nachdem der Eigentümer seinen finanziellen Verpflichtungen nicht nachgekommen sei, so Erika Hatecke. Der Plan der zu Nordkehdingen gehörenden Gemeinde Wischhafen: Ersteigerung des Gebäudes, Abriss und Neugestaltung der knapp 1500 Quadratmeter großen Fläche in der Ortsmitte. Um das - neben anderen Plänen - umsetzen zu können, hatte das Amt für regionale Landesentwicklung dem Antrag der Gemeinde auf Verlängerung der Dorfentwicklung stattgegeben.
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Es kam anders. Für 62.510 Euro erhielt am Donnerstagvormittag die Unternehmergesellschaft (UG) Aufbau Ost aus Leipzig den Zuschlag. 25 Interessierte hatten den Bieter-Schlagabtausch verfolgt. Der Wischhafener Bürgermeister Bernd Tietje stieg bei 23.010 Euro aus. Er hatte sich die Grenze bei 23.500 Euro gesetzt; der Summe, die 2014 gezahlt wurde. Ab da stiegen die Gebote rasant an. Auf den letzten Metern schaukelten sich zwei Bieter in 500-Euro- und 10-Euro-Schritten in die Höhe, bis Aufbau Ost den Zuschlag bei 62.510 Euro erhielt. Als Verkehrswert hatte das Gericht 13.000 Euro angesetzt.
Bürgermeister Tietje steigt bei 23.010 Euro aus
Nun bleibt die Zukunft des ehemaligen Hotels weiter ungewiss. Auf Nachfrage des TAGEBLATT beim Bieter von Aufbau Ost, welche Pläne die Unternehmergesellschaft verfolge, antwortete der Vertreter: „Dazu darf ich Ihnen nichts sagen.“

Dohrmann’s Hotel um die Jahrhundertwende. Foto: © Boris Ksoll/Peter Ludovici
Um 1860 hatte Paul Johann Dohrmann - Kapitän, Kaufmann und Reeder - das Anwesen errichtet. Anfänglich wurde es als Hotel genutzt, danach über viele Jahre als Familiensitz der Dohrmanns. Marlott von Löwis of Menar, eine Ur-Enkelin, hat die Geschichte des alten Seefahrers und seines Hauses aufgeschrieben. „Allein der Keller erhielt wohl bald zehn Räume: im Mittelpunkt eine Küche mit großem Herd, drumherum die Mädchenkammer, die Backstube, der Weinkeller, die Topfkammer, der Vorratsraum, Kartoffel- und Gemüsekeller... Über dem Erdgeschoss erstreckte sich ein Saal mit umlaufender Galerie und Musikempore.“ Zum letzten großen Glanz erstrahlte es 1910 für die Hochzeit von Johanne Marie Louise Dohrmann, der Enkelin von Paul Johann und Mutter von Marlott von Löwis of Menar. Als letztes Familienmitglied hatte Adelheid Dohrmann, eine Enkelin des alten Seefahrers, das Anwesen gehütet.