TNach hitzigen Debatten: Politik gibt grünes Licht für Windpark in Kutenholz

Stromversorger für RPC: Drei Windräder mehr sollen sich bald in Kutenholz drehen (Symbolbild). Foto: Julian Stratenschulte/dpa
Der Betrieb RPC in Kutenholz will einen Windpark realisieren. Im Dezember war das Vorhaben im Samtgemeinderat auf Gegenwind gestoßen. Der ist inzwischen abgeflaut.
Fredenbeck. Noch im Dezember war sich der Samtgemeinderat uneins. Projektleiter Dominik Everding vom Windenergieanlagen-Hersteller Windwise GmbH aus Münster hatte im Rathaus vorgestellt, wie ein neuer Windpark in Kutenholz-Mulsum aussehen könnte. Für einige Ratsmitglieder war das Projekt ein rotes Tuch. Jetzt gibt es neue Pläne, die besser ankommen.
Darum geht‘s: Für den Betrieb RPC Verpackungen in Kutenholz will Windwise mit dem Logistik- und Planungsunternehmen Crane & Logistics Partner einen Windpark realisieren. Das Unternehmen will sich selbst mit Strom versorgen. Vier Anlagen waren im Gespräch.
Größter Industriearbeitgeber der Samtgemeinde
„Wir brauchen sehr viel Energie und werden immer ein energieintensives Unternehmen bleiben“, hatte RPC-Geschäftsführer Andreas Köhnen den Samtgemeinderatsmitgliedern damals erläutert (das TAGEBLATT berichtete). Es sei wichtig, die Energieversorgung am Standort Kutenholz zu sichern.
Erneuerbare Energien
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Die RPC Kutenholz wurde 1947 als Glaswarenfabrik Kutenholz gegründet. Ab 2019 gehörte RPC zum US-Unternehmen Berry Global Inc., das wiederum im April dieses Jahres mit dem Schweizer Unternehmen Amcor fusionierte. Im Jahr 2023 produzierte RPC 325 Millionen Kunststoffflaschen und -behälter sowie 80 Millionen Verschlusskappen und weitere Verschlüsse.
Das Unternehmen beschäftige sich schon seit Jahren mit dem Thema regenerative Energien, sagte Köhnen, und habe in Windwise einen Partner gefunden. Einige Ratsmitglieder begrüßten die Eigeninitiative, andere waren von dem Projekt weniger begeistert: Zu dicht an Wohnbebauung war ein Gegenargument. Ein anderes, dass es schon so viele Windenergieanlagen in Kutenholz gebe.
In der Samtgemeinde Fredenbeck stehen derzeit laut Standortkarte des Landkreises Stade 55 Windenergieanlagen, davon 4 nahe Essel und 29 im Bereich Mulsum-Kutenholz.
Unter den Befürwortern des Windparks war Samtgemeindebürgermeister Matthias Hartlef (parteilos). Er sprach sich dafür aus, RPC als den größten Industriearbeitgeber der Samtgemeinde zu unterstützen. Eine autarke Stromversorgung spreche für eine sichere Zukunft des Unternehmens, was andererseits Arbeitsplätze sichere. RPC beschäftigt circa 200 Mitarbeiter.
Anzahl neuer Anlagen wird eingeschränkt
Die vorgesehenen Windenergieanlagen namens Maxcap haben eine Gesamthöhe von 196,5 Metern und einen Rotordurchmesser von 141 Metern. Der Stahlrohrturm ist 126 Meter hoch. Das geeignete Gebiet, eine Fläche von circa 50 Hektar, liegt zwischen Essel, Mulsum und Tinste unweit von RPC. Die vorgeschriebene Entfernung von 500 Metern zur nächsten Bebauung könne eingehalten werden, hatte Projektleiter Everding gesagt. Der Wald sei 100 Meter entfernt.
Energieversorgung
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Die Beratung im Dezember wurde vertagt, es sollten neue Pläne mit größerem Abstand zu den Anwohnern vorgelegt werden. Das ist inzwischen geschehen. Die Zahl der Windenergieanlagen wird darin auf maximal drei begrenzt. Der Abstand außerhalb von Ortschaften beträgt jetzt rund 590 Meter, im Innenbereich circa 740 Meter.
Samtgemeinderatsmitglied Stefan Allers (CDU) dürfte in der jüngsten Sitzung einigen aus dem Herzen gesprochen haben. Er habe beim ersten Antrag Bauchschmerzen gehabt, sagte er. „Ich kann aber durchaus die Belange der Wirtschaft nachvollziehen, wir haben allerdings schon viele Windmühlen.“
Gebiet nicht für Windenergie ausgewiesen
Außerdem wird mit Windwise und Crane & Logistics Partner vertraglich vereinbart, dass die geplanten Windenergieanlagen ausschließlich für die Nutzung durch RPC Verpackungen errichtet werden dürfen. Überschüssiger Strom kann ins öffentliche Stromnetz eingespeist werden. Der Planungsauftrag geht an das Hamburger Planungsbüro Cappel + Kranzhoff.
Mit 21 Ja-Stimmen und 2 Enthaltungen sprachen sich die Ratsmitglieder für eine Änderung des 24. Flächennutzungsplans aus. Eine Änderung ist notwendig, da die betroffenen Flächen für die Landwirtschaft ausgewiesen sind. Das Plangebiet ist nicht als Vorranggebiet Windenergienutzung im Regionalen Raumordnungsprogramm (RROP) des Landkreises enthalten.
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