TNeu in Stade: Sie bilden im Landgericht jetzt Justizfachwirte aus
Joana Diez Rossi (links), Geschäftsleiterin des Landgerichts Stade, und Deike Heins, Lehrgangsleiterin für die künftigen Justizfachwirte, vor dem neuen Gebäude nahe des Bahnhofs. Foto: Helfferich
Rund 480 Menschen sind beim Landgericht Stade mit den Amtsgerichten beschäftigt. Dass der Betrieb reibungslos läuft, dafür sorgen Justizfachwirte. Sie werden seit Anfang des Jahres in Stade ausgebildet. Ein Standortvorteil bei der Nachwuchssuche.
Welche Aufgaben haben Justizfachwirte?
Justizfachwirte arbeiten eng mit Richtern, Rechtspflegern und Staatsanwälten zusammen. Sie:
- managen ihre Geschäftsstelle
- legen die Akten an
- verwalten Fristen und Termine
- führen Protokoll
- ziehen Gerichtskosten ein
- berechnen Entschädigungen für Zeugen
- erledigen den Schriftverkehr
- stehen in engem Kontakt mit Anwaltskanzleien, Behörden und Sachverständigen.
Für viele Menschen, die sonst noch nie mit Gerichten zu tun hatten, sind die Justizfachwirte erste Ansprechpartner.
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Stade ist neben Lüneburg, Verden und Hannover im Oberlandesgerichtsbezirk Celle jetzt der vierte Ausbildungsstandort für Justizfachwirte und deckt damit den Nordwesten Niedersachsens ab.
Landgerichtspräsidentin Ingrid Stelling hofft, mit diesem Angebot junge Menschen aus der Region anzusprechen und den erforderlichen Nachwuchs für den Landgerichtsbezirk zu sichern. Anfang des Jahres wurden die neuen Schulungsräume bezogen.
Im Unterschied zu Justizfachangestellten schlagen Justizfachwirte die Beamtenlaufbahn ein. Die Ausbildung dauert zweieinhalb Jahre.
Voraussetzungen sind mindestens ein Realschulabschluss, die EU-Bürgerschaft und sichere Deutschkenntnisse in Wort und Schrift.
Ausbildung in allen Bereichen der Rechtssprechung
Die Ausbildung gliedert sich in fachtheoretischen Unterricht und in Praxisphasen. Die Lehrenden kommen direkt aus der Praxis: Es sind Justizfachwirte, Richter und Rechtspfleger.
Der Fächerkanon umfasst alle Bereiche der Rechtssprechung - von Familienrecht über Insolvenzen und Zwangsvollstreckungen bis hin zu Strafsachen.
Die Praxisphasen können am Landgericht Stade, den Amtsgerichten Stade, Buxtehude, Tostedt, Cuxhaven und Geestland oder bei der Staatsanwaltschaft durchlaufen werden. Während der Praktika treffen sich die Anwärter weiterhin einmal pro Woche zum Unterricht in Stade.

Die angehenden Justizfachwirte werden in hellen Räumen nahe dem Bahnhof unterrichtet. Foto: Helfferich
Dort ist der Ausbildungsstandort für die Justizfachwirtanwärter in hellen und modernen Schulungsräumen in einem Büro-Neubau in der Straße Am Güterbahnhof untergebracht, nah am Bahnhof und nur wenige Schritte durch den Bürgerpark vom Landgericht und damit auch von der Innenstadt entfernt. Zwei Jahrgänge werden derzeit dort unterrichtet. Auch die Referendare sollen hier unterkommen.
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Es werde versucht, die Einsatzorte für die Praktika wohnortnah zu vergeben, erklärt Geschäftsleiterin Joana Diez Rossi. Die Klassen sind mit 10 bis 15 Anwärtern klein, „fürs Lernklima ist das super“, sagt Lehrgangsleiterin Deike Heins. Die 29-Jährige ist selbst Justizfachwirtin und hat die theoretische Ausbildung in Hannover gemacht, den Praxisteil in Tostedt und wohnte in Oersdorf bei Ahlerstedt.
Nachdem sie viele Jahre die Referendarausbildung beim Landgericht betreut hat, leitet sie nun den Ausbildungsstandort und unterrichtet auch selbst, Schlüsselqualifikationen und Tastschreiben.
Ihre Kollegin Diez Rossi ist einen anderen Weg gegangen: Die Staderin machte ein duales Studium zur Diplom-Rechtspflegerin an der Fachhochschule Hildesheim.
„Ein Jurastudium dauerte mir zu lange. Beim Studium der Rechtspflege ist man in drei Jahren durch und verbeamtet. Ein absolut sicherer Job und ich habe vom ersten Tag der Ausbildung Geld verdient“, so die 25-Jährige, die als Geschäftsleitung für den gesamten nicht-richterlichen Dienst zuständig ist. Außerdem vertritt sie Deike Heins als Lehrgangsleiterin und unterrichtet die Justizfachwirtanwärter in Gerichtsmanagement und Zivilrecht.