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TNeues Foto von Serienmörder Wichmann aufgetaucht – Bedrohte er ein Ehepaar mit dem Gewehr?

Hat der Serienmörder Kurt-Werner Wichmann etwas mit den „Disco-Morden“ zu tun?

Hat der Serienmörder Kurt-Werner Wichmann etwas mit den „Disco-Morden“ zu tun? Foto: privat/Eggeling (Archiv)

1968 ist Ilse Gerkens (38) in Lüneburg vom Fahrrad geschossen worden. Es gab Hinweise auf den mutmaßlichen Serienmörder Kurt-Werner Wichmann. Eine Waffe und Wichmann spielen vielleicht auch zehn Jahre später in der Gemeinde Beverstedt eine Rolle.

Von Christian Döscher Mittwoch, 01.05.2024, 08:31 Uhr

Kurt-Werner Wichmann ist höchstwahrscheinlich verantwortlich für die „Göhrde-Morde“, bei denen 1989 zwei Paare in einem Waldgebiet bei Lüneburg getötet worden sind, und für den Tod von Birgit Meier, die auch 1989 ermordet worden ist. Ihre Leiche findet man erst 2017, unter Wichmanns Garage. Zum Mord an der 38 Jahre alten Ilse Gerkens im Jahr 1968 hat Wichmann, der sich in Untersuchungshaft 1993 das Leben genommen hat, in einem geheimen Zimmer in seinem Haus Material gesammelt.

Hinweise in geheimem Zimmer auf Mordfall Gerkens

Die Zeitungsausschnitte sind von ihm fein säuberlich auf acht DIN-A4-Blätter geklebt worden. Den Tatort, einen Waldweg vier Kilometer vom Haus der Wichmanns entfernt, hat der damals 20-Jährige markiert. Dort nahe Lüneburg ist am Gründonnerstag, dem 11. April, die 38-jährige Ilse Gerkens mit einem Kleinkalibergewehr von ihrem Fahrrad geschossen worden. Sie ist nach Ostereinkäufen auf dem Weg nach Hause. Sie wurde mit vier Schüssen aus dem Kleinkalibergewehr erschossen.

Ilse Gerkens könnte das Unheil geahnt haben, sie drehte mit dem Fahrrad um und fuhr zurück, als sie im Rücken getroffen wird. Bei den Ermittlungen findet die Polizei offenbar Hinweise auf Wichmann. Auch dieser Fall ist bis heute ungeklärt. Jetzt taucht ein Bild aus der Zeit auf, welches Wichmann mit einem Kleinkalibergewehr zeigt, im August 1968.

Rund zehn Jahre später könnte wieder ein Gewehr eine Rolle spielen - und wieder könnte Wichmann es gewesen sein. Beweise gibt es dafür aber nicht.

Fahrradfahrer begegnen Wichmann mit Gewehr?

Eine Frau erzählt, dass sie zwischen 1977 und 1979 (ganz genau kann sie es nicht mehr sagen) mit ihrem Mann eine Fahrradtour gemacht hat. In der Nähe von Frelsdorfermühlen (Gemeinde Beverstedt) fährt ein nagelneuer blauer Ford Consul hinter den beiden her. Dann überholt er, stoppt in einigem Abstand vor den beiden Radfahrern.

„Der Fahrer öffnet den Kofferraum - und hebt einen in eine Decke eingepackten länglichen Gegenstand hoch“, erzählt die Frau. Alles deutet auf ein Gewehr hin. Ein Gewehr, welches er dem Pärchen offenbar ganz demonstrativ zeigt. Der Mann schaut dem vorbeifahrenden Ehepaar hinterher, und legt den Gegenstand wieder in den Kofferraum.

Dieses Bild zeigt den mutmaßlichen Serienmörder Kurt-Werner Wichmann im August 1968 mit einem Kleinkalibergewehr. Im gleichen Jahr wird Gründonnerstag (11. April) in Lüneburg die 38-jährige Ilse Gerkens erschossen. Es gab Hinweise auf Wichmann.

Dieses Bild zeigt den mutmaßlichen Serienmörder Kurt-Werner Wichmann im August 1968 mit einem Kleinkalibergewehr. Im gleichen Jahr wird Gründonnerstag (11. April) in Lüneburg die 38-jährige Ilse Gerkens erschossen. Es gab Hinweise auf Wichmann. Foto: privat

Eigentlich möchte das Paar dann in einen Weg einbiegen, den die Frau als „verwunschen“ bezeichnet, total zugewachsen, sieben Kilometer lang, holprig. Als das Auto die beiden mit hoher Geschwindigkeit überholt, hat die junge Frau das Gefühl, „der wollte unbedingt vor uns da reinfahren - ohne Rücksicht auf mögliche Lackschäden durch die dichten Äste“. Da habe sie „so viel Angst bekommen, dass ich den Weg nicht mehr fahren wollte“. Die beiden radeln in eine andere Richtung. Sie beschreibt den Mann, in dem sie Wichmann zu erkennen glaubt, als „schlank, auffallend gepflegt, helles Oberhemd“.

Nach einem Zeitungsbericht in der NORDSEE-ZEITUNG Ende 2023 nimmt sie Kontakt zum NZ-Reporter auf. Vorher hatte sie nach einer „Aktenzeichen XY...ungelöst“-Sendung auch mit der Polizeiinspektion in Cuxhaven gesprochen. In der Sendung wurde um Hinweise zu den „Disco-Morden“ gebeten. Auch Wichmann wird dort thematisiert. Gehört hat sie von der Polizei nach ihrem Hinweis aber nichts mehr.

Mehrere Frauen berichten über unheimliche Begegnungen im Cuxland

Mehrere Frauen berichteten der NZ in den vergangenen Monaten von unheimlichen Begegnungen mit Wichmann. Eine Kriminalpsychologin hält die Schilderung aus Frelsdorfermühlen und die Frau selbst ebenfalls für glaubwürdig. Die Expertin nimmt auch keinen „unnötigen Belastungseifer“ wahr. In ihre Aussagen mischten sich auch keine Medieninformationen. Die Kriminalpsychologin ist schon bei Aussagen anderer Frauen aus dem Cuxland der Meinung, dass das Verfolgen, das Nebenherfahren und das Auffordern oder Nötigen der Frauen zum Einsteigen Angst verbreiten soll.

Dieses Einschüchtern der Radlerinnen oder Fußgängerinnen auch Ziel des Tatplanes ist, sich an der Angst der Opfer zu weiden. „Hier kommt das demonstrative Zeigen eines Gewehrs dazu“, erklärt Privatermittler Reinhard Chedor. Eine Szenerie, die an den Fall Gerkens erinnere. Vielleicht hätten auch andere Frauen solche Begegnungen mit dem demonstrativen Zeigen einer Waffe erlebt. In dem geheimen Zimmer Wichmanns wurden auch zwei Kleinkalibergewehre gefunden. Als Beamte ihn 1967 in Jugendhaft nehmen wollten, zielt er auf die Polizisten mit einem ebensolchen Gewehr. Die geben einen Warnschuss ab.

Polizei sieht keine Beweise für Verwicklung in „Disco-Morde“

In einem anderen Fall erzählt eine junge Frau aus Düring, dass Wichmann 1986 eine Axt aus dem Kofferraum geholt hätte. Weil ein Trecker kam, habe er die wieder zurückgelegt und sei davongefahren.

Der frühere Hamburger LKA-Chef Reinhard Chedor hat damals den Fall Birgit Meier mit aufgeklärt und ist überzeugt, dass Wichmann für weitere Morde verantwortlich ist. Die Polizei sagt, dass es dafür keine Beweise gibt, auch nicht bei den so genannten Disco-Morden. Zwischen 1977 und 1986 sind sieben Frauen verschwunden oder getötet worden.

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