TNordderby im Vorgarten: So duellieren sich HSV- und Werder-Fans in Bokel
Welcher Verein hat die Lufthoheit über Bokel? Marko Rebien (o.r.), sein Sohn Marius und Nachbar Jürgen Härtlein freuen sich auf das Nordderby zwischen dem HSV und Werder Bremen am Sonntag. Foto: NZ Grafik/Iven/Reinhardt/dpa
In Bokel ist immer Nordderby. Wer durch den Ort fährt, sieht an zwei benachbarten Häusern zwei Fahnen wehen - eine für Werder Bremen, eine für den HSV. Wie angespannt ist die Lage am Gartenzaun?
Bokel.
„Was war denn gestern mit dem HSV los?“, wird Marko Rebien von einem Nachbarn an der Straße gefragt. „Halt den Mund“, sagt der 57-jährige Bokeler in nicht unfreundlichem Tonfall und lacht – auch wenn er sich dabei eigentlich noch etwas unfeiner ausdrückt.
Niederlage gegen Kiel – Kann der HSV kein Derby?
Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Die Hamburger sind in dieser Woche im DFB-Pokal gegen den Zweitligisten Holstein Kiel ausgeschieden. Ausgerechnet gegen Kiel, und dann noch 2:4 im Elfmeterschießen.
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„Der HSV kann einfach kein Derby“, sagt Marko Rebien, dessen Idol in der Jugend der englische HSV-Spieler Kevin Keegan war. Schon das erste Heimspiel in der Bundesliga nach dem Aufstieg gegen St. Pauli war ein Desaster.
Und an diesem Wochenende geht es mit dem nächsten Nordderby weiter: Der Hamburger SV empfängt am Sonntag den Erzrivalen Werder Bremen. Das muss besser werden.
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Marko Rebien verheimlicht seine Liebe für den Hamburger Sport-Verein nicht – im Gegenteil. In seinem Garten steht ein Mast, an dem eine riesige schwarz-weiß-blaue Fahne mit der Raute weht: 4 Meter mal 1,5 Meter ist sie groß. Dort weht sie Tag und Nacht, das ganze Jahr über, seit rund 15 Jahren.
„Ich war einer der ersten Vorreiter mit so einer großen Fahne in der Gegend“, erzählt der Versicherungsmakler. Er wollte im wahrsten Sinne des Wortes Flagge zeigen – im Werder-Land.
„Meistens bekomme ich positive Rückmeldungen von den Menschen. Es gibt doch mehr HSV-Fans in der Region, als man denkt“, sagt er. Auch wenn ihm die Fahne gerade am Anfang vielleicht ein halbes Dutzend Mal gestohlen wurde.
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Doch dann, vor etwa sieben Jahren, hisste sein Nachbar Jürgen die grüne Fahne von Werder Bremen in seinem Vorgarten. Seitdem wehen das ganze Jahr über die Flaggen der beiden Erzrivalen an der Hauptstraße. In Bokel ist gefühlt immer Nordderby.
Rentner Jürgen Härtlein versichert, dass seine Fahne nichts mit dem HSV-Banner zu tun hat. „Aber Markos Vater ist Bayern-Fan. Das geht überhaupt nicht. Deswegen habe ich die Werder-Fahne gehisst“, sagt der 70-Jährige, der schon in seiner Jugend in Bremen im Stadion war.
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Zwar hatte Rebien Senior nie eine Bayern-Fahne. Doch irgendwie konkurrieren die Fans der drei Vereine auf 100 Metern Hauptstraße um die Lufthoheit in Bokel.
Ihre Rivalität nehmen sie dabei aber nicht allzu ernst. „Man neckt sich ein bisschen, wenn man sich auf der Straße sieht. Aber das war‘s schon“, sagt HSVer Rebien. Der Werderaner Jürgen Härtlein sieht das ähnlich: „Derby ist gut. Aber Feindschaft hat im Sport nichts zu suchen.“
Auf welches Ergebnis tippen die Fußballfans aus Bokel?
Und wie geht das Derby am Sonntag aus? Marko Rebien fühlt sich verpflichtet, 2:1 für den HSV zu tippen – auch wenn es ohne den verletzten Robert Glatzel sicher nicht einfach wird. Das Spiel wird er mit seinem Sohn im Hamburger Volksparkstadion verfolgen.
Rentner Jürgen Härtlein schaut am Sonntagabend die Zusammenfassung in der Sportschau und ist optimistischer. „Einige verletzte Spieler sind wieder fit. Und die bisherige Bilanz spricht ganz klar für Werder Bremen“, sagt er.
So kam es in den vergangenen knapp 100 Jahren zu 156 Pflichtspielen zwischen den beiden Rivalen: Der HSV siegte 54-mal, Werder Bremen 60-mal, dazu kommen 42 Unentschieden.