TOldtimer auf Schienen: Neues Leben für einen „Witwenmacher“

Sie wollen die Lok wieder in Betrieb sehen: Ralph-Ludwig Gehrke hinter dem "Witwenmacher", Mateo Wiemann am Führerhäuschen. Foto: Bisping
Die Mitglieder des Feld- und Kleinbahnmuseums in Deinste haben sich ein großes Projekt vorgenommen: Sie wollen eine alte Grubenlok fitmachen. Dafür haben sie nur begenzt Zeit.
Deinste. Reichlich Geschichte steckt in dieser Grubenlok, reichlich Arbeit wollen die Mitglieder des Deutschen Feld- und Kleinbahnmuseums (DFKM) in Deinste noch reinstecken. Sie wollen den Oldie wieder fahrtüchtig machen, haben dafür aber nur begrenzt Zeit. Warum?
„Wir haben einen Antrag zur Renovierung der Ruhrthaler gestellt“, erläutert der Vereinsvorsitzende Jan Reher. Die Lok ist benannt nach ihrer Produktionsstätte, der Ruhrthaler Maschinenfabrik - einem deutschen Schwerindustrie-Unternehmen in Mülheim an der Ruhr, das unter anderem Lokomotiven herstellte.
Die Fördersumme des Landschaftsverbands Stade beträgt 2500 Euro - die Hälfte von dem, was die Instandsetzung kosten wird, schätzt Reher. Und sie ist mit einer Auflage verbunden: Die Arbeiten an der Lok müssen im November dieses Jahres abgeschlossen werden. Dann muss sie fahrbereit sein und optisch wiederhergestellt.
Die Grubenlok war früher ein Cabrio
Bei dem guten Stück handelt es sich um eine Diesellok 34. Sie war 1942 von der Ruhrthaler Maschinenfabrik Schwarz & Dyckerhoff KG an die Kriegsmarine in Kiel geliefert worden. Nach Kriegsende kaufte das Bauunternehmen Siemer & Müller die Lok und nutzte sie für ihren Materialtransport.
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„Die Grubenlok war früher eine Art Cabrio“, erklärt Vereinsmitglied Ralph-Ludwig Gehrke. „Sie war in tausend Metern Tiefe unterwegs, da hat es ja nicht geregnet und ein Dach war überflüssig.“ Die Bauform, jetzt mit Dach, sei „einmalig“. Gehrke weiß auch, wo der schaurige Spitzname des Gefährts herrührt.
Darum wurde die Ruhrthaler früher Witwenmacher genannt
Das Vorstandsmitglied erzählt von den früheren schmalen Bergstollen - die Lok selbst ist nur 80 Zentimeter breit. „Aber der Fahrer der Lok konnte ja nicht viel sehen“, sagt Ralph-Ludwig Gehrke. „Wenn dann jemand auf die Gleise gefallen ist, wurde er von der acht Tonnen schweren Lok überrollt.“ Und war entweder schwerverletzt oder bezahlte mit seinem Leben.
Die Ruhrthaler wurde 1981 von Siemer & Müller an das Feld- und Kleinbahnmuseum gespendet. Sie gehört zu den insgesamt 15 Loks des Kleinbahnmuseums, deren Baujahre zwischen 1929 und 1981 liegen.
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Die gespendete Lok wurde beim DFKM aufgearbeitet und eingesetzt. Bis irgendwann Auspuff und Abdeckung verschwanden. Damals gab es noch keinen Lokschuppen. Stetiger Regen sorgte dafür, dass die Zylinder des Motors feucht wurden. Das Resultat waren festgerostete Kolben.
Nach dem Bau des Lokschuppens wurde aus dem „Witwenmacher“ die „Schuppenkönigin“. Sie fand ihren Dauerplatz ganz hinten in der „Schäm-dich-Ecke“. So nennt sie Ralph-Ludwig Gehrke. Der Verein beschloss 2022, die kleine Grubenlok nicht als Denkmal an die Straße zu stellen, sondern sie betriebsfertig aufzuarbeiten.

Der zehnjährige Mateo Wiemann möchte bei der Restauration der alten „Ruhrthaler“ mithelfen. Foto: Bisping
Die Lok sei „einfach ein Klumpen Metall, den wir wieder herstellen wollen“, sagt Jan Reher. Dafür werde jetzt der passende Motor gesucht. Ein 5-Zylinder Deutz 912er soll es sein. Der alte Motor war zuvor mithilfe eines Krans herausgehoben worden.
Weitere Infos über das Deinster Feld- und Kleinbahnmuseum gibt‘s unter www.kleinbahn-deinste.de. Die Deinste Feldeisenbahn-Jugendgruppe gibt es auch, sie trifft sich immer jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 13 Uhr am Museum. Der Museumsbetrieb nimmt seine Dampffahrten wieder zu Ostern auf.