TOpen-Air-Party in Stade: Tausende feiern beim Mamf im Bürgerpark

Olli Schulz begeistert beim Mamf mit Musik, Frechheiten und ernsten Worten. Foto: SMTG
Bestes Wetter bei bester Musik: Diese Kombination erlebten am Samstag Tausende beim Mamf. Auch die Musiker hatten Spaß - vor allem einer.
Stade. Picknick-Decken, so weit das Auge reicht, und ein gut gelauntes Party-Volk aller Altersklassen im Stader Bürgerpark. Bei ausverkauftem Haus und kurz vor 30 Grad feiern die Besucher des Müssen-alle-mit-Festivals (Mamf) ein gelungenes Line-up. Am Eingang gehen die kostenlos verteilten Panamahüte im Minutentakt weg, die Getränke ebenso.
Jeder kommt am Samstag auf seine Kosten, auch die Musiker. Denen gefällt das Mamf anscheinend genau so gut, wie den Gästen. Der Berliner Sänger Zartmann ist von Stade ziemlich angetan. „Ich muss sagen, es hat sich gelohnt, es gefällt mir hier.“
Konzert
T Heimspiel für Thees Uhlmann in Stade
Zuschauer kommen aus Hamburg, Bremen und Magdeburg
Zartmann heizt dem Publikum ordentlich ein, gibt aus seinem Repertoire Rap, Pop und New Wave zum besten. Johanna Leiber und Lara Möller aus Bremen und Hamburg kannten den Sänger schon vorher und sind voll des Lobes, auch für das Event. „Es ist toll, süß hier, die Festival-Umgebung“, findet das Mädels-Duo.

Die Zeit bis zum nächsten Act überbrücken die Besucher mit Gesprächen, Drinks und Schlangestehen vor den Food-Trucks. Foto: Bisping
Einen weiteren Weg haben Levin Müller, Kai Metzkat und Colin Heidfeld aus Oldenburg und Magdeburg zurückgelegt. Sie hatten sich von ihrem Freund Bela Felsch aus Hamburg animieren lassen und genießen Stimmung und Apérol-Spritz. Wie das Event gefällt? Auch dort die einhellige Meinung: gut.

Festival-Feeling pur: Luisa Peintner (von links, sitzend), Sören Brandt, Jasper Scheck, Nils Köhnen (von link stehend), Alex Rieks und Charlotte Mutzberg. Foto: Bisping
Sogar Erding bei München ist durch Luisa Peintner vertreten. Sie ist mit ihrer Clique aus Helmste, Horneburg, Bremen und Stade unterwegs. Die findet Zartmann prima und freut sich schon auf den letzten Act, Von Wegen Lisbeth.
Bestens gelaunt gegen die Hitze antrinken
Während die August-Sonne alles gibt, wirbelt Zartmann weiter über die Bühne und gibt Songs wie „Wie du manchmal fehlst“ zum Besten. Ihm folgt TikTok-Star Soffie, nach ihr übernimmt Berq. Ja, auch Streaming-Stars begeistern die Massen vor der Bühne. Wobei Berq ernsthafter, nahezu dramatisch unterwegs ist, mit Songs wie „Echo“, textsicher begleitet von zahlreichen Fans.
Mamf 2024 in Stade
Als ein „kleines, schönes Festival“ beschreiben die Stader Cade Bünning, Simon Kröger, Yunus Patan und Paula Heitmann das Event. Ihr Ziel: „Essen, Trinken, Musik hören und versuchen, nicht zu dehydrieren.“

Tobias und Karsten Nowak bringen guten Kaffee unter die Leute. Foto: Bisping
Für diesen Plan gibt es ein breites Getränkeangebot - von Cocktails über kühles Blondes bis hin zu Shots, Softdrinks, Cidre und frischem Kaffee. Den gibt’s bei Karsten Nowak und seinem Sohn Tobias im Classic Caffee. Wie kommt dort die Musik an? „Passt schon“, meint Tobias Nowak.
Für knurrende Mägen stehen Food-Trucks bereit, darunter die Klassiker Pommes mit Wurst, Crêpes oder Hamburger.
Line-up mit weiblichen Künstlern gewünscht
„Richtig schön und total entspannt“, bezeichnet eine Mädels-Crew aus der Region das Mamf. Pia Salewski aus Fischbek meint aber: „Ein bisschen mehr weibliches Line-up, also weibliche Singer-Songwriter - das fehlt mir.“

Hoch die Becher: Paulia Reineke-Rügge, Pia Salewski, Isabell Haenel, Ines Schwartau, Christin Buresch und Ellen Schwartau (von links). Foto: Bisping
Da ist passend zum Wunsch prompt Dilla am Start. Die junge Sängerin aus Schwerin wirbelt wie ein Flummi über die Bühne und reißt das begeisterte Publikum mit. Das intoniert lautstark die Songs der Künstlerin. Vor allem bei ihrem Hit „Photosynthese“ und dem Wir sind Helden-Coversong „Denkmal“ erreicht die Stimmung nahezu ihren Siedepunkt.
Vor 25 Jahren war der Bürgerpark schon Partylocation
Den erreichen dann Olli Schulz und Von wegen Lisbeth. Doch bevor es so weit ist, trifft das TAGEBLATT auf Claudia Gut. Sie ist alleine auf dem Festival unterwegs. Warum? „Niemand hatte heute Abend Zeit“, sagt sie. Und sie erzählt, dass sie gebürtige Staderin sei, vor 25 Jahren aber nach Luzern in der Schweiz gezogen ist. „Ich dachte, ich erkenne hier vielleicht jemanden von früher wieder“, hofft sie.

Die gebürtige Staderin Claudia Gut hat schon vor 25 Jahren im Bürgerpark gefeiert. Foto: Bisping
Claudia Gut ist in Campe zur Schule gegangen. An den Bürgerpark erinnert sie sich noch genau aus Teenager-Zeiten. „Hier war ich mit 15 auf meinem ersten Konzert, da hieß das Gelände noch Adolf-Ravelin-Platz.“ Mit etwas Wehmut in der Stimme sagt Claudia Gut: „Das war ein Konzert mit der Neuen Deutschen Welle, mit Markus und UKW und so.“
An diesem Abend will sie aber gerne Olli Schulz sehen. „Ich höre den Podcast ,Fest und Flauschig‘ und finde Schulz richtig gut.“ Das Mamf sei ein tolles Festival. „Schön, dass es das hier gibt.“
Gewohnt rotzig-liebenswerte Manier
Bevor Von wegen Lisbeth, die von vielen Gästen heiß ersehnte Band, es auf die Bühne schafft, kommt Olli Schulz. Mit seiner gewohnt schnodderig-warmen Art zieht er das Publikum sofort in seinen Bann. „Ich war gestern noch im Urlaub“, verrät er, „und hab noch Restalkohol im Körper.“

Fröhliches Mädels-Duo aus Hamburg und Bremen: Johanna Leiber und Lara Möller. Foto: Bisping
Jubel aus dem Publikum. Nach seinem ersten Song „Wie alles begann“ dann die ersten charmanten Frechheiten. „Ich schau hier in Stade in einfache Gesichter“, sagt er grinsend, um kurz darauf ernstere Töne anzuschlagen.
„Irgendwelche Idioten wählen die AfD und denken, es wird alles besser“, sagt er und bittet: „Gebt den negativen Gedanken keine Macht.“ Was ihm ebenfalls am Herzen liegt, sind die Kommentare, die im Netz zu lesen seien, auch bei anderen Menschen. „Es ist peinlich, über Social Media zu beleidigen.“

Sie gelten als eine der besten deutschsprachigen Bands: Die Berliner Von Wegen Lisbeth begeistern beim Mamf in Stade. Foto: SMTG
Sein jüngstes Album „Vom Rand der Zeit“ war in den deutschen Album-Charts auf Platz eins eingestiegen. Schulz gibt daraus weitere Songs wie „Welpen“ oder „Falsch erzählt“ zum Besten. Und dann fliegt plötzlich ein aufgeblasenes Einhorn in die Menge, gefolgt von einem Ball.
„Mindestens einmal muss ich bei einem Auftritt ein Einhorn fliegen sehen“, erklärt der Hamburger Musiker. Die Fans quittieren es mit begeistertem Gejohle und verlassen am späten Abend zufrieden das Festivalgelände - die Gesichter lassen zumindest darauf schließen.