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Opferhilfe

TNach dem Verbrechen beginnt der Alptraum: In Stade bekommen Opfer Hilfe

Wenn ein Opfer vor Gericht eine Aussage machen soll, kann es eine Prozessbegleitung in Anspruch nehmen. Doch die Opferhilfe Niedersachsen bietet noch viele andere Hilfsmaßnahmen, um Betroffenen zur Seite zu stehen.

Wenn ein Opfer vor Gericht eine Aussage machen soll, kann es eine Prozessbegleitung in Anspruch nehmen. Doch die Opferhilfe Niedersachsen bietet noch viele andere Hilfsmaßnahmen, um Betroffenen zur Seite zu stehen. Foto: Stein/dpa

Ob Raub, Einbruch oder häusliche Gewalt: Viele Betroffene erleiden nach einer Straftat ein Trauma. In Stade gibt es professionelle Hilfe.

Von Egbert Schröder Sonntag, 13.10.2024, 13:50 Uhr

Stade. Es kann überall passieren, zu jeder Tag- und Nachtzeit. Ein Raubüberfall auf offener Straße, hinter einer gutbürgerlichen Fassade verprügelt der Ehemann seine Frau oder bei der Rückkehr nach Hause stellt man fest, dass Einbrecher die Wohnung durchwühlt haben.

Der erste Schock ist vielleicht schnell überwunden. Doch danach? Dann beginnt für die Opfer die persönliche Aufarbeitung der Straftat.

Die Stiftung Opferhilfe Niedersachsen hat es sich zum Ziel gesetzt, Menschen nicht mit den Folgen eines solch prägenden Erlebnisses allein zu lassen. Sie verfügt in Niedersachsen über elf Büros und flächendeckend über viele Ansprechpartner.

Jedes Opfer einer Straftat bewältigt das Trauma unterschiedlich

Es gibt die Menschen, die, nachdem sie Opfer einer Straftat wurden, zur Tagesordnung übergehen. Es gibt aber auch zahlreiche Menschen, die plötzlich unter Problemen und Konflikten leiden, die sie nicht selbst lösen können.

Da setzt die Arbeit der Opferhilfe an. Anne Skaza und ihr Team sind im Stader Büro zu erreichen. Skaza selbst ist diplomierte Sozialarbeiterin, Fachberaterin für Opferhilfe und Psychosoziale Prozessbegleiterin.

Der Beitrag zur Bewältigung von Tatfolgen kann ganz unterschiedlich sein und von der Gewährung einer Soforthilfe in Höhe von 250 Euro über Gespräche bei der persönlichen Verarbeitung der Tat bis hin zur Begleitung eines Opfers während einer Zeugenaussage vor Gericht reichen.

Die Unterstützung beginnt schon vor dem Prozess

Nach Angaben von Skaza könnte eine solche psychosoziale Prozessbegleitung unter anderem darin bestehen, sich einige Zeit vor einer Verhandlung mit dem Gerichtssaal vertraut zu machen.

Das Opfer wisse dann, wo es bei einer Aussage Platz nehmen müsse, wo die übrigen Beteiligten (ob Richter, Staatsanwalt oder Angeklagter) sitzen und wie man sich grundsätzlich den Verlauf einer Verhandlung vorstellen müsse.

„Es ist eine Begleitung, jedoch keine Rechtsvertretung. Es ist aber gut, dass Opfer nicht allein sind, wenn sie eine Begleitung benötigen“, sagt die Otterndorfer Richterin Sabine Deutschmann, in deren Gerichtssaal sie Anne Skaza sowie deren Kolleginnen schon häufig angetroffen hat.

„Ein Riesenproblem“: Was die Opferhilfe bemängelt

Die Arbeit geht den Fachleuten aus dem Stader Regionalbüro nicht aus; das Gegenteil ist der Fall. „Besonders bei der häuslichen Gewalt erleben wir eine Spirale, die größer wird“, sagt Anne Skaza. Auch die Zahl der Kinder, die in Straftaten als Opfer verwickelt werden, wachse.

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Für die Expertin zeigt sich in ihrer täglichen Arbeit ganz deutlich, dass die Nachfrage nach Hilfe insbesondere im psychosozialen Bereich zwar groß ist, doch es sei ein „Riesenproblem“, dass es zu wenige Psychologen gebe. Auch eine Traumabehandlung werde durch diese Situation erheblich erschwert.

Alle zwei Wochen auch in Cuxhaven

Wer sich an die Stiftung Opferhilfe Niedersachsen wenden möchte, kann sich mit dem Stader Büro (Wilhadikirchhof 3, 21682 Stade) in Verbindung setzen. Telefonisch sind Anne Skaza und ihr Team unter 04141/4030430 und per E-Mail unter Anne.Skaza@justiz.niedersachsen.de zu erreichen.

Alle zwei Wochen gibt es einen Beratungstermin in Cuxhaven. Nähere Infos zur Arbeit der Opferstellen gibt es im Internet unter www.opferhilfe.niedersachsen.de.

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