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TOste-Saga: Wer schlüpft in die Rollen der historischen Figuren?

Thomas Rosteck ist Autor der Oste-Saga und hält die Jacke des Amtmanns. Die hat Angela Gottschalk ebenso entworfen wie die Kleidung der „Anna aus Blumenthal“.

Thomas Rosteck ist Autor der Oste-Saga und hält die Jacke des Amtmanns. Die hat Angela Gottschalk ebenso entworfen wie die Kleidung der „Anna aus Blumenthal“. Foto: Klempow

Die Oste-Saga holt historische Persönlichkeiten ins Heute: den Scharfrichter oder den waghalsigen Kaufmann auf Walfang. Für sechs Rollen sucht Autor Thomas Rosteck Darsteller. Darum geht‘s.

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Von Grit Klempow
Donnerstag, 20.03.2025, 18:05 Uhr

Himmelpforten. Inmitten der bunten Stoff-Welt in der Kostüm-Werkstatt könnten sie sich schon verbergen: die historischen Figuren, die mit der Oste-Saga zum Leben erweckt werden sollen. Die elegante Jacke mit den verzierten Ärmelaufschlägen hat Angela Gottschalk vom Kostümwerk Stade für den Himmelpfortener Amtmann Pflueg entworfen. „Der hat wirklich Spuren hinterlassen“, sagt Thomas Rosteck. Solche Persönlichkeiten wieder ins Bewusstsein zu holen, ist sein Anliegen. „Ich will den Menschen hier ihre eigene Geschichte näher bringen.“

Sechs Persönlichkeiten aus der Geschichte

Als Autor und Regisseur kreiert er das Projekt zur Geschichte der Oste. Mit Angela Gottschalk ist eine Kostümbildnerin schon bei der Arbeit. Sechs Rollen hat Rosteck geplant und sucht jetzt Darsteller. Um diese Menschen soll es gehen:

Ernst Friedrich Pflueg war um 1722 Amtmann in Himmelpforten, 44 Jahre alt, ein gewissenhafter und verantwortungsbewusster Beamter, der sich an der Oste für nachhaltigen Deichbau einsetzte.

Johann Thumann machte sein Vermögen mit Getreidelieferungen im Siebenjährigen Krieg. 1776 stach er als Mittvierziger von Geversdorf aus zu Walfang-Fahrten in See. War Thumann ein seriöser Kaufmann? Seine Anteilseigner beschwerten sich über undurchsichtige Rechnungen und Kostenaufstellungen.

Christian Schwarz war Scharfrichter - er übte seinen Beruf vermutlich mit gewissem Stolz aus, er schrieb sogar Abhandlungen darüber. Schwarz richtete 1835 die junge Anna Meyer in Himmelpforten.

Anna Meyer ist die tragische Figur. Ein literarisches Denkmal hatte ihr der Autor Dietrich Alsdorf mit seinem Roman „Anna aus Blumenthal“ gesetzt, in dem er aufarbeitet, wie es zu ihrer Verurteilung wegen Mordes und der Hinrichtung in Himmelpforten gekommen ist. Die Oste-Saga will sich der 26-jährigen Anna widmen.

Namentlich noch nicht geklärt ist, welche Persönlichkeit stellvertretend für die Landwirte an der Oste stehen soll. Als erfolgreichen Schiffsbauer und Reeder hat Rosteck einen Unternehmer im Blick, der Anfang des 20. Jahrhunderts mit 36 Jahren den Grundstein für eine noch heute erfolgreiche Reederei mit Sitz an der Oste gelegt hat.

Kostüme spiegeln das 18. und 19. Jahrhundert

Authentische Kleidung sorgt dafür, dass die Darsteller vergangene Jahrhunderte ins Heute holen können. Nicht nur die Jacke des Amtmanns hat Angela Gottschalk entworfen. Auch Leinenrock, Schürze, Oberteil, Weste und Haube der Anna hat sie schon vorgefertigt. Aber so, dass sie die Konfektionsgröße noch anpassen kann. Das ist in diesem Fall einfacher als bei der Herrenmode im 18. und 19. Jahrhundert. „Bei Jacken und Gehröcken wird das schon schwieriger“, sagt Angela Gottschalk.

Sie weiß ungefähr, wonach sie sich beim Schneidern richten kann. Denn die Darstellerin und Darsteller sollten den historischen Persönlichkeiten in Alter und Statur ähneln. Bei einem Casting können die Interessenten in kurzen Gesprächen in ihre jeweilige Rolle schlüpfen.

Einfühlungsvermögen ist gefragt

Eines ist Rosteck wichtig: Wer mitmachen will, braucht ein bisschen schauspielerisches Talent, vor allem aber Einfühlungsvermögen und den Mut zur Improvisation“ - ein Drehbuch oder festgelegte Dialoge soll es nicht geben.

Die Darsteller lernen ihre Persönlichkeiten kennen und Beruf und Lebensumstände einzuordnen. Anderes bleibt ihrem Einfühlungsvermögen und ihrer Fantasie überlassen. Hat den stolzen Scharfrichter die Ächtung durch die Gesellschaft gekränkt? Warum ist die verurteilte Anna nicht geflohen, als sie sich noch frei bewegen konnte?

Was nicht überliefert ist

Die Antworten kennt Rosteck nicht, sie sind nicht überliefert - aber sie könnten von den Darstellern kommen - als Möglichkeit. Rosteck ist mit Historikern der Region in enger Abstimmung. Dennoch ist ihm mit Blick auf die Oste-Saga klar: „Ich kann nicht behaupten, dass es so war. Ich kann nur sagen, es könnte so gewesen sein.“

Die Oste-Saga sieht er als historische „Tagesthemen“ auf der Bühne. Als Moderator wird er sechs Gespräche mit den Persönlichkeiten führen, ergänzt werden sie durch eigens komponierte Musik und Themen-Filme über die Oste.

Aufführungen an sechs Orten

Das multimediale Leader-Projekt soll spätestens ab Anfang nächsten Jahres an sechs Orten der Leader-Region Kehdingen-Oste gezeigt werden. Dazu gehören neben Nordkehdingen, Drochtersen, Oldendorf-Himmelpforten auch Hechthausen, Oberndorf /Geversdorf und die Gemeinde Osten.

Es haben sich laut Rosteck schon Interessenten gemeldet, „es ist aber noch nichts entschieden“, betont er. Eine Jury soll später die Darsteller auswählen. „Vielleicht haben wir die Welturaufführung sogar noch in diesem Jahr“, sagt Rosteck. Bis dahin wird Angela Gottschalk die Jacke mit den Rockschößen und Ärmelaufschlägen längst passgenau für den Amtmann genäht haben.

Interessenten für eine der Rollen können sich mit ihren persönlichen Daten (Alter, Adresse, mögliche Erfahrungen als Bühnen-Darsteller) bei Thomas Rosteck melden.

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