TPatchwork-Unikate: So helfen Schüler demenzkranken Menschen

Sina-Laureen Strohmaier und BBS-Lehrerin Angela Quast erklären den Senioren die Nesteldecken. Foto: Franziska Felsch
Wenn die Senioren die Nesteldecken in den Händen haben, geht es ihnen oft besser. Deshalb schenkten Schüler der BBS Buxtehude an Demenz erkrankten Pflegeheimbewohnern selbst genähte Decken.
Buxtehude. Das Projekt der Klasse 2 „Gesundheit und Soziales - Hauswirtschaft und Pflege“ stieß auf positive Resonanz bei den Bewohnern der Demenzstation. Vorsichtig begutachteten und befühlten die Seniorinnen und Senioren die Decken, die ihnen die Jugendlichen überreichten.
BBS-Fachlehrerin Antje Sewe, die viel Erfahrung aus der Pflege mitbringt, hatte mit ihrer Schülergruppe das Krankheitsbild im Unterricht ausführlich erörtert. Im Internet hatten sich die 17- bis 18-Jährigen über die sogenannten Nesteldecken informiert und sich dann an die Nähmaschine gesetzt.
Mit eingeflossen sind eigene, kreative Ideen. So entstanden verschiedene mit Molton gefütterte, weiche Patchwork-Unikate aus festen Baumwollstoffen, auf der Oberfläche verziert mit Knöpfen, Fellimitaten, Samtquadraten, Wollfäden, Spitzen, Borten oder Bändern. Auch kleine Teddybären, in durchsichtigen Stoffbeuteln verpackt, gehörten teilweise dazu. Zehn Stunden hat zum Beispiel Constantin Schlichtmann an seiner Arbeit gesessen. Um so mehr freut sich der 17-Jährige, dass seine und die Decken seiner Mitschüler positiv von den älteren Frauen und Männern angenommen werden.
Verschiedene Materialien helfen beim Erinnern
„Die Decken sind bei 60 Grad waschbar, stabil und reißfest, da wir ja wissen, dass an Demenz erkrankte Personen enorme Kräfte entwickeln können“, sagte Berufsschullehrerin Angela Quast.
„Die verschiedenen Materialien sollen unruhigen Dementen Möglichkeiten der Beschäftigung geben und ihnen helfen, sich an frühere Jahre zu erinnern“, erklärte Magdalena Schmilinski. Die Leiterin der Dorea Familie in Buxtehude in der Kottmeierstraße kennt die Nesteldecken und weiß um ihre Vorteile, weshalb sie der BBS Buxtehude für dieses kostenlose Angebot dankbar ist.
Ein enger Kontakt mit der Berufsschule besteht seit geraumer Zeit. Bereits mehrere Schülerinnen und Schüler haben in dem Seniorenheim ein Praktikum absolviert. Bei solchen Besuchen wie am vergangenen Mittwoch können sich die jungen Leute ein persönliches Bild von der Einrichtung machen, denn einige von ihnen streben den Beruf der Pflegerin oder des Pflegers an. So wie Sina-Laureen Strohmaier. „Das kann ich mir durchaus vorstellen, mit älteren Menschen zu arbeiten“, meinte die 17-Jährige.
Verbesserung der Feinmotorik
„Über jeden, der in diesen Bereich einsteigen will, freuen wir uns natürlich, denn das ist ein Job mit Zukunft“, bestätigte die Einrichtungsleiterin. „Wir hier in Buxtehude suchen immer engagiertes Personal in allen Bereichen - auch Seiteneinsteigern bieten wir eine fundierte Ausbildung, die schon gut bezahlt wird“, fügte sie hinzu.
Laut Experten gehören Nesteldecken, die eine ähnliche Funktion wie Krabbeldecken für kleine Kinder haben, zu den therapeutischen Hilfsmitteln für all diejenigen, die einer intensiven Pflege und Aufmerksamkeit bedürfen. Sie kommen außer in Pflegeheimen auch in Kliniken und zu Hause zum Einsatz.
Die Decke trägt durch die Beschäftigung mit den Händen zu einer Verbesserung der Feinmotorik bei, das Nesteln hilft den Erkrankten, ihren Körper besser wahrzunehmen. Betroffene vergessen ihre Ängste und kommen zur Ruhe - das wurde auch bei Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Morbus Parkinson, Asperger, funktionalen Bewegungsstörungen, Gedächtnisverlust und Autismus festgestellt.
Im Netz gibt es Anleitungen zum Selbermachen oder Kaufempfehlungen. Eine andere Variante sind Gewichtsdecken für Menschen mit Demenz, weil sie erstens die Schlafqualität erhöhen sollen und zweitens auch bei Angststörungen helfen können, denn gestörter Schlaf und Angst sind bei Demenzpatienten sehr häufig.

Constantin Schlichtmann hat einen Socken auf seine Nesteldecke genäht. Foto: Franziska Felsch

Die BBS-Schüler präsentieren ihre Unikate. Foto: Franziska Felsch