TPeter Schneidereit gibt Vorsitz im Verein Festung Grauerort ab - das ist der Grund
Peter Schneidereit an seinem Fachwerkhaus in Abbenfleth - bald beginnt für ihn ein neuer Lebensabschnitt. Foto: Strüning
Peter Schneidereit will kürzertreten. Mit 77 Jahren darf er das wohl auch. Zum Jahresende hat er den Vorsitz beim Verein Festung Grauerort niedergelegt. Ihn darauf zu reduzieren, wird Schneidereit aber nicht gerecht.
Stade. Peter Schneidereit lehnt lässig an der Wand seines Hauses in Stade-Abbenfleth direkt am Elbdeich, ein schmuckes Gebäude in Alleinlage mit Fachwerk und Reetdach. Vor 40 Jahren ist er hier mit seiner Frau Hannelore eingezogen, nachdem sie den alten Hof mühe- und liebevoll saniert hatten. Nur ein paar Gehminuten weiter am Deich entlang steht ein weiteres Herzstück Schneidereits.
Das Fort Grauerort ist fest mit seinem Namen verbunden. 2019 übernahm er den Vereinsvorsitz von Hans-Hermann Ott. Als Ott ging, wollte keiner übernehmen, erinnert sich Schneidereit. Das Vereinserbe schien infrage gestellt. Schneidereit sprang ein - und drehte am großen Rad.
Millionen fließen ins alte Fort Grauerort
Er wollte das ehemalige Militärgelände weiter öffnen. „Da muss Leben rein“, sagt er noch heute. Veranstaltungen zu organisieren, war das eine, Schneidereit kümmerte sich vor allem auch um die Sanierung des alten Gemäuers, das vom Verfall bedroht ist. In einen der beiden Flügel fließen 2,6 Millionen Euro, damit es nicht mehr durchregnet, damit die Mauern nicht verfallen, damit die alten Kasematten weiter genutzt werden können. Ein Café mit Elbblick soll entstehen.
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Schneidereits Traum wird langsam Realität. Der Verein steht kurz vor der dritten Bauphase, dem Anschluss an den Elberadweg, dem Aufzug für die Barrierefreiheit und dem Café mit maritimem Ausblick. Gespräche führen, Pläne schmieden, Anträge stellen, Rechnungen einreichen. Das war die letzten Jahre das Geschäft von Peter Schneidereit, alles ehrenamtlich.
Schneidereit hat sich mit dem Fort einen Namen gemacht
Der Verein holte sich Gelder von allen Ebenen - von der EU bis zur Stadt Stade als Kommune, von der Bingo-Stiftung bis zur Aktion Mensch, von der Stiftung Denkmalschutz bis zum selbst Erwirtschafteten. Sollten alle Pläne aufgehen, wird das Fort stets auch mit seinem Namen verbunden sein. Jetzt aber der Bruch.
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Schneidereit macht einen Strich, zieht nach Stade in die Altstadt, legt den Vorsitz nieder. Die Gesundheit schwächelt, vor allem das nachlassende Augenlicht macht ihm zu schaffen. Der Blick zurück fällt auf viele Aspekte in seinem Leben.
Schneidereit war Vorsitzender des Gewerbevereins „Attraktives Bützfleth“ und gab das Bützflether Handballblatt auch mit lokalen Nachrichten heraus. Er kümmerte sich um Flüchtlinge und auch um Menschen mit Beeinträchtigungen. Er war Vormund eines Contergan-Kindes und Betreuer für Behinderte im DRK-Wohnheim. Er arbeitete als Jugendschöffe am Amtsgericht und als ehrenamtlicher Richter am Verwaltungsgericht. Schneidereit hatte zudem diverse Posten in Landes- und Bundesverbänden der Behindertenarbeit inne.
Vom Maurer übers Militär zum Geschäftsführer
So bunt wie sein Leben als Ehrenamtlicher war auch sein beruflicher Werdegang. Maurer hat er gelernt, an der Buxtehuder Bauschule studiert, er lernte den Beruf des Sparkassenkaufmanns, machte spät sein Abitur, diente bei der Bundeswehr, war Geschäftsführer des Börne-Vorgängers „Gesellschaft für soziale Dienste“. Spät stieg er in die Versicherungsbranche ein und bot Finanzdienstleistungen an. Mit dem bunten Leben soll nun Schluss sein. Peter Schneidereit und seine Hannelore wollen kürzertreten nach dem Umzug in die Innenstadt. Mit einem Augenzwinkern sagt er: „Vielleicht findet sich da ja noch ein Ehrenamt.“

Das Fort Grauerort. Foto: Förderverein Festung Grauerort