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TPetit-Model aus Bremerhaven: Es kommt nicht mehr auf die Größe an

Das Petit-Model Katrin Gernhoff-Kautzsch genießt es, beim Modeln ihren Kopf ausschalten zu können.

Das Petit-Model Katrin Gernhoff-Kautzsch genießt es, beim Modeln ihren Kopf ausschalten zu können. Foto: aha

Katrin Gernhoff Kautzsch liebt es, vor der Kamera zu stehen. Das Petit-Model aus Bremerhaven präsentiert sich erfolgreich auf Social Media. Auf Größe, Alter und Figur komme es beim Modeln längst nicht mehr an, sagt sie. Worauf dann?

Von Leandra Hanke Sonntag, 31.03.2024, 20:20 Uhr

Bremerhaven. Wenn Katrin Gernhoff-Kautzsch über ihr Hobby spricht, strahlen ihre großen, blaugrünen Augen. Die Bremerhavenerin posiert regelmäßig als Model vor den Kameras verschiedener Fotografen. In Bremen, Hamburg, Nordenham oder Bremerhaven. Auf ihrem Instagram-Account mit knapp 550 Followern sind die Ergebnisse ihrer zahlreichen Shootings zu sehen. Gernhoff-Kautzsch setzt sich mit ihren 1,64 Metern und den langen, blonden Haaren selbstbewusst in Szene. Mal lachend im Glitzerkleid, mal ernst vor einer Ruinen-Kulisse oder in Schwarz-Weiß, mit einem traurigen Blick in den Himmel.

„Es macht mir Spaß und ich will zeigen, dass man als Model nicht mehr jung, groß oder die Maße 90/60/90 haben muss“, betont Gernhoff-Kautzsch: „Es werden eher Charaktere gesucht und nicht Perfektion.“

‚Entdeckt‘ wurde die Bremerhavenerin das erste Mal vor 18 Jahren, während ihrer Ausbildung zur staatlich anerkannten Kosmetikerin. „Wir haben immer viel mit Fotografen zusammengearbeitet, und eines Tages hat mich jemand angesprochen.“ Es begann mit Shootings für Werbekataloge oder Kaufhäuser. Mit Gründung ihres eigenen Kosmetikstudios „HautBlüte“ verschoben sich für die Selbstständige dann die Prioritäten.

Vom Schönheitsideal der 90er Jahre beeinflusst

Die 38-Jährige, die in Langen aufgewachsen ist, hatte schon als Teenagerin vom Modelsein geträumt. In den 90er Jahren, in einer Zeit, in der sich ein Körperideal mit Kate Moss an der Spitze etablierte und in denen Superstars wie Britney Spears als dick bezeichnet worden sind, sah sie für sich jedoch keine Chance auf eine Modelkarriere. „Ich habe mir mit meinem Körperbau und meiner Größe keine Hoffnungen gemacht“, erinnert sich Gernhoff-Kautzsch. Der Trend in den 90ern ging zurück zur dünnen, androgynen Figur, flache Brüste und ein graziler Körperbau waren Schönheitsideale. Eine Norm, die sich negativ auf die Gesundheit der jungen Frau auswirkte.

„Es macht mir Spaß und ich will zeigen, dass man als Model nicht mehr jung, groß oder die Maße 90/60/90 haben muss“, betont Gernhoff-Kautzsch, hier vor dem Tivoli-Kulturhaus in Bremerhaven.

„Es macht mir Spaß und ich will zeigen, dass man als Model nicht mehr jung, groß oder die Maße 90/60/90 haben muss“, betont Gernhoff-Kautzsch, hier vor dem Tivoli-Kulturhaus in Bremerhaven. Foto: aha

„Ich habe in meiner Jugend lange unter einer Essstörung gelitten“, bekennt Gernhoff-Kautzsch und hält kurz inne. Der erzwungene Stillstand während der Corona-Pandemie habe diese schmerzlichen Erinnerungen wieder hochgeholt. In den neun Monaten, als sie ihr Kosmetikstudio in der alten Bürger schließen musste, hatte sie Zeit, ihre Verletzungen aus der Kindheit aufzuarbeiten. Nach einer Therapie fasste sie den Mut, sich wieder vor die Kamera zu stellen.

Aus eigener Erfahrung weiß die Kosmetikerin, dass Menschen mit Essstörungen ein Bild von sich im Kopf haben, das nicht der Realität entspricht. „Es geht mir beim Modeln nicht nur um schöne Fotos, sondern auch darum, einen gesunden Blick auf mich selbst zu haben.“

Täglich positive Reaktionen im Netz

Sie startete in der Corona-Zeit mit Brautmoden-Shootings für Fotostudios, ließ sich für Friseure fotografieren oder spielte in kleineren Werbeclips oder einem Musikvideo mit. Aus ihrer Sicht spiele ihre Größe oder ihr Alter keine Rolle mehr, in einer Branche, in der regelmäßig Schlagworte wie Body Positivity und Diversity fallen.

Inzwischen bekommt sie über Instagram 9 bis 15 Anfragen von Fotografen im Monat. Vieles davon auf TfP-Basis. TfP steht für „time for prints“ und bedeutet, dass der Fotograf wie das Model anstatt einem Honorar die Rechte an den entstandenen Fotos erhalten. Diese Fotos postet Gernhoff-Kautzsch dann auf ihrem Instagram-Account.

Positive Kommentare und Reaktionen erhält sie täglich. Auch bei den Kunden ihres Kosmetikstudios kommt ihr Hobby gut an. Von manchen Männern bekomme sie aber auch sexualisierte, strafbare Nachrichten wie „Dickpicks“ (Penisbilder) zugeschickt. Davon lasse sie sich jedoch nicht abschrecken.

Fotowalks zum Mitmachen und Austauschen

Gernhoff-Kautzsch ist neben Hobbymodel auch Mitglied im Tivoli Förderverein und hofft, bald wieder mehr als Schauspielerin auf der Bühne zu stehen. Zudem organisiert sie seit kurzem Fotowalks in Bremerhaven. Hier treffen sich Fotografen und Models zu einem gemeinsamen Spaziergang mit der Kamera. Manchmal mit einem Thema, manchmal an einem festen Ort. Gernhoff-Kautzsch nutzt dafür ihr Netzwerk und lädt immer wieder neue Fotografen ein. Die Fotowalks sind für alle offen, kostenlos und eine Gelegenheit, sich auszutauschen und auszuprobieren. Beim letzten Mal waren sie 27 Teilnehmer. Die Fotowalks finden etwa alle drei Monate statt. Den nächsten plant Gernhoff-Kautzsch in Thieles Garten.

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