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Mehrsprachigkeit

TPlattdeutsch in Kitas und Schulen: Ein sprachliches Kulturgut retten

Ute Höft stellt mit Figuren und Material die Geschichte der drei kleinen Schweinchen auf Plattdeutsch dar.

Ute Höft stellt mit Figuren und Material die Geschichte der drei kleinen Schweinchen auf Plattdeutsch dar. Foto: Bisping

Nur noch 2,5 Millionen Menschen der deutschen Bevölkerung reden aktiv Platt. Kitas und Schulen auf der Geest wollen gegensteuern. Das tun sie auf vielfältige Weise.

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Von Alexandra Bisping
Montag, 17.03.2025, 16:00 Uhr

Kutenholz. Im Regenbogen Kindergarten in Kutenholz treffen sich an diesem Nachmittag Erzieherinnen, pädagogische Mitarbeiterinnen und Ehrenamtliche aus der Arbeitsgemeinschaft „Mehrsprachigkeit in Kindertagesstätten“. Ihr Ziel: junge Menschen ab dem Kleinkindalter an das Plattdeutsche heranzuführen und sie dafür zu begeistern.

Plattdeutsch ist auf dem absteigenden Ast. Denen, die es sprechen können, liegt der Erhalt der Sprachkultur sehr am Herzen. Und auch Ältere, die es zwar nicht sprechen, aber gut verstehen, können sich fürs Snacken op Platt erwärmen.

Je älter die Schüler, desto weniger Begeisterung

Doch bei Schülern nimmt mit zunehmendem Alter die Begeisterung ab. Das hat Isa Steffen festgestellt. Sie ist pädagogische Mitarbeiterin an der Grundschule Wohlerst. Seit 2000 gibt sie Plattdeutsch-AGs oder unterstützt Grundschulen beim Aufbau einer solchen AG.

„Die Zahl der Plattsnacker sinkt auch bei Erziehern und Lehrern“, sagt Isa Steffen. Plattdeutsch-AGs laufen nahezu nur in Grundschulklassen - manchmal noch als Wahlpflichtkurs in weiterführenden Schulen, so wie in Ahlerstedt, sagt Steffen.

Isa Steffen arbeitet im Plattdüütsch-Büro in Ahlerstedt.

Isa Steffen arbeitet im Plattdüütsch-Büro in Ahlerstedt. Foto: Bisping

Für Schulen sei es schwierig, Plattdeutsch anzubieten - allein schon wegen des Personalmangels. Wer hingegen als Kitakind mit Liedern und Gedichten in Berührung kommt, bleibt vielleicht doch dabei. Kinder lernten besonders gut über Lieder mit Bewegungen. „Wichtig ist uns, dass Kinder so früh wie möglich mit Plattdeutsch in Berührung kommen, am besten zweisprachig aufwachsen“, sagt Isa Steffen.

Einst Weltsprache des nordeuropäischen Handelsraums

Plattdeutsch war einmal die Weltsprache des nordeuropäischen Kultur- und Handelsraumes, informiert der NDR auf seiner Website. In Niedersachsen haben dem Statistikportal Statista zufolge noch 17,4 Prozent der Bevölkerung gute bis sehr gute Plattdeutschkenntnisse.

Den höchsten Anteil gibt es in Schleswig-Holstein mit 24,5 Prozent. Dabei ist der Dialekt von Region zu Region oft ein anderer - „Plattdeutsch kann sich schon von einem Dorf zum nächsten unterscheiden“, sagt Isa Steffen.

Die AG „Mehrsprachigkeit in Kindertagesstätten“ will ihren Beitrag zur Rettung des Plattdeutschen leisten. Bei den Treffen, die zweimal jährlich jeweils im März und Oktober stattfinden, werden Erfahrungen ausgetauscht. Während in einigen Einrichtungen einmal pro Woche oder im 14-Tage-Rhythmus Platt angeboten wird, ist es anderswo Teil des Morgenkreises. In einer Kita nehmen sogar 17 Kinder das Angebot wahr.

Seit 2001 trifft sich die Arbeitsgemeinschaft, ins Leben gerufen vom zeitgleich gegründeten Verein De Plattdüütschen. 2008 richtete der Verein gemeinsam mit dem Landschaftsverband Stade das Plattdüütsch-Büro in Ahlerstedt ein. Dort ist Isa Steffen als 450-Euro-Kraft angestellt.

Das Büro fördert unter anderem die frühkindliche Mehrsprachigkeit in Kitas und Grundschulen mit dem Motto: „Wenn wir die plattdeutsche Sprache retten wollen, dann geht das nur über die Jugend und über Bildung.“

Plattdeutsch-Angebote in Kitas sind beliebt

Die Erzieherinnen Jessica Meyer und Ute Höft bilden das Leitungsteam der AG „Mehrsprachigkeit in Kindertagesstätten“. Wie ein Angebot kindgerecht umgesetzt werden kann, zeigt Ute Höft der Gruppe an einem Beispiel. Sie stellt die Geschichte „Die drei kleinen Schweine“ - „De dree lütten Schwien“ - auf Platt dar. Und zwar so anschaulich, dass es auch für die Kleinsten spannend und leicht zu verstehen sein dürfte.

Die AG-Leiterinnen Ute Höft (links) und Jessica Meyer.

Die AG-Leiterinnen Ute Höft (links) und Jessica Meyer. Foto: Bisping

Im Kindergarten Regenbogen will Jessica Meyer ab April eine Projektgruppe anbieten. Acht bis zehn Kinder werden mitmachen, sagt sie. Jessica Meyer stammt aus Ostfriesland. Dort werde sehr viel mehr Plattdeutsch gesprochen als hier, sagt sie.

Seit 2014 bietet die Erzieherin den Kleinen die niederdeutsche Sprache an. „Vor Corona gab es im Morgenkreis die Handpuppe Opa Hinni, und Hinni konnte nur Platt.“ Das kam gut an, sei aufgrund der Pandemie aber eingeschlafen. Jetzt soll es durch die Projektgruppe wieder mehr in den Fokus rücken.

Jessica Meyer bestätigt, dass die niederdeutsche Sprache immer weniger gesprochen wird. „Die Älteren sterben weg, die Jüngeren kennen es nicht“, sagt sie. „Es stirbt leider aus.“ Trotz dieser Vorhersage will sie weiter die Fahne hochhalten und das Plattsprechen fördern.

Auch in diesem Jahr findet wieder ein Schülerlesewettbewerb auf Plattdeutsch statt, am 29. April an der Oberschule Ahlerstedt. Mehr unter https://www.schoolmester.de.

Die AG stellt sich gegenseitig mögliche Unterrichtsmethoden zum Plattdeutschlernen vor.

Die AG stellt sich gegenseitig mögliche Unterrichtsmethoden zum Plattdeutschlernen vor. Foto: Bisping

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