Zähl Pixel
Schulpolitik

TPolitik kritisiert das offene Ganztagskonzept der Grundschule Hammah

Der Umbau der Altgebäude (links) und der Bau des neuen Schultraktes in Hammah schreiten voran.

Der Umbau der Altgebäude (links) und der Bau des neuen Schultraktes in Hammah schreiten voran. Foto: Klempow

Für viel Geld baut die Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten die Grundschule Hammah um. Sie soll für den Ganztagsbetrieb bestens ausgestattet sein. Jetzt sorgten die Zukunftspläne der Schule in der Politik für Ärger.

author
Von Grit Klempow
Donnerstag, 04.07.2024, 15:50 Uhr

Hammah. Die Mauern der neuen Grundschule in Hammah wachsen auf der Baustelle in die Höhe. Hoch kochten jetzt auch die Emotionen im Samtgemeinderat. Die Mitteilung, dass die Grundschule mit einem offenen Ganztagsbetrieb plant, hatte Unverständnis und eine selten lebhafte Diskussion zur Folge.

Die Grundschulen in Hammah und Himmelpforten wollen zum Schuljahr 2026/27 in den Ganztagsbetrieb wechseln. Die Grundschule Himmelpforten plant, in den teilgebundenen Ganztagsbetrieb zu gehen. Das bedeutet mindestens zwei Tage mit verpflichtenden Unterrichtsveranstaltungen am Nachmittag. Bei einem offenen Ganztagsangebot ist dagegen die Teilnahme an den Angeboten grundsätzlich freiwillig - und diesen Weg will nach derzeitigem Stand die Grundschule Hammah einschlagen.

„Frische Erkenntnis im Samtgemeinderat“

Angesichts des aktuell mit zehn Millionen Euro im Etat ausgewiesenen Umbaus der Schule kam das für die Politik überraschend: „Das war eine frische Erkenntnis, die wir im Samtgemeindeausschuss hatten“, berichtete Samtgemeindebürgermeister Holger Falcke.

Man sei vor Jahren mit einer gewissen Euphorie in die Umbaupläne für Hammah gegangen. Das Raumkonzept, aber auch die Mensa der künftigen Grundschule seien darauf ausgelegt, „in zwei Gängen alle Schüler satt zu bekommen“. Erfahrungen anderer Schulen zeigten aber, dass bei einem offenen Betrieb die Zahlen nicht ansatzweise erreicht würden.

Fahrstuhl ja - Ausbau nein

Der nicht-öffentliche Samtgemeindeausschuss habe schließlich dafür gestimmt, zwar den Fahrstuhl zu bauen, auf den Ausbau des Dachgeschosses im Neubau aber zu verzichten.

Falcke verwies auf die Gleichbehandlung der Grundschule Himmelpforten, „die deutlich weniger Raum zur Verfügung gestellt bekommt“. Bei der Planung in Himmelpforten sei man aufgrund der finanziellen Situation und der zwischenzeitlich gestiegenen Zinsen „schon nicht mehr ganz so raumspendabel gewesen“, so der Verwaltungschef.

Die Rektorin der Grundschule Hammah, Sabine Dede, habe sich in einer kurzfristigen Stellungnahme dafür ausgesprochen, aus pädagogischen Gründen an den bisherigen Bauplänen festzuhalten.

Zahlen als Diskussionsgrundlage fehlen

Zur Debatte stand nun im Samtgemeinderat, beim Bau zu sparen oder alle Räume wie geplant zur Verfügung zu stellen. Angedacht ist im Obergeschoss ein Musikbereich. Ein mögliches Einsparpotenzial durch den Verzicht auf das Dachgeschoss bezweifelte Matthias Tiedemann (SPD): „Das seh ich so nicht“, sagte er, gedämmt werden müsse ein solcher Raum trotzdem. Ihm fehlte eine detallierte Kostenaufstellung als Diskussionsgrundlage, wie viel Geld überhaupt gespart werden könnte.

Frank Wassermann (CDU) wies darauf hin, dass die Grundschule noch keine finale Entscheidung über die Ausgestaltung des Ganztags getroffen habe. Der Schulvorstand sei noch nicht einbezogen worden. „Ich tue mich unwahrscheinlich schwer damit, dann heute über den Ausbau zu entscheiden.“ Er schlug ein Treffen mit dem Schulvorstand vor. Ähnlichen Gesprächsbedarf hatten Jörn-Hinnerk Abbe (OLH), Andreas Haack (FWG) oder Margitta Bertram (SPD).

Abfrage vor drei Jahren

„Empört über den Zickzackkurs seitens der Schule“, zeigte sich Heide vom Limburg (CDU). „Ich halte es für sehr erforderlich die Familien mitzunehmen, die Eltern sind doch auf den Ganztag angewiesen.“ Anne Wolff-Meuter (SPD) fragte nach dem Ergebnis einer Abfrage unter den Eltern, die vor drei Jahren den Elternwillen zur Ganztagsschule ermitteln sollte. Vielleicht habe sich der Bedarf seither geändert. Auch sie plädierte dafür, später zu entscheiden. „Die Grundschule wird aber mit Sicherheit in der Größe gebraucht wie sie jetzt geplant ist.“

Ursula Männich-Polenz (Grüne) fehlte eine Begründung der Schule für den Raumbedarf ohne wirklichen Ganztagsbetrieb. Jetzt nicht entsprechend auszubauen, hieße, das gesparte Geld später dreifach ausgeben zu müssen, meinte dagegen Ingrid Voss (FDP).

Gleichstellungsbeauftragte kritisiert Schulkonzept

Vehement kritisierte die Gleistellungsbeauftragte Hiltrud Gold die offene Ganztagsschule als Stagnation: „Ich bin geschockt über diese Nachricht. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf steht ganz oben, ich plädiere für die teilgebundene Ganztagsschule. Wir sollten doch modern und vorwärts gewandt denken.“

Dem Schulausschuss-Vorsitzenden Piotr Brunckhorst-Sak war die emotionale Diskussion um den Aus- oder Neubau der Grundschule und das Ringen um das zukunftsträchtige Raumkonzept vor einigen Jahren noch sehr präsent. Auch er sei immer von einem teilgebundenen Ganztag ausgegangen. „Wir sollten das jetzt sauber abarbeiten und uns mit dem alten Arbeitskreis Grundschule Hammah, den Fraktionssprechern und dem Schulvorstand zusammensetzen.“

Dafür plädierte schlussendlich auch der Samtgemeinderat. Zum Gespräch in der nächsten Woche soll auch die mögliche Kostenersparnis vorliegen.

Weitere Artikel